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Blut Licht

Titel: Blut Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Abrantes
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betrat.“
    „Wie tröstlich“, platzte ätzender Sarkasmus aus mir heraus. „Nur ist es erstaunlich, dass du dich nach dieser unendlich langen Zeit noch wunderbar deutlich an jede noch so winzige Einzelheit erinnern kannst. Ich kann darauf verzichten.“
    „Du bist eifersüchtig“, meinte sie mit einem überrascht klingenden Unterton.
    Beinahe hätte ich aufgelacht. Das verwunderte sie? Bei solchen Szenen? Immerhin bekam ich nicht jeden Tag eine private Filmvor-führung offeriert, in dem mein Mann die Hauptrolle spielte und dabei ganz beiläufig bei einer anderen Frau lag. Auch war es mir-gelinde gesagt-vollkommen Wurst, wie lange das schon her war. Allein das Wissen darum schmerzte. Es noch sehen zu müssen, war ein bisschen zuviel verlangt.
    „Kannst du bitte vorspulen?“, fragte ich genervt.
    „Natürlich“, erwiderte sie tonsynchron.
    Sie hielt Wort, zumindest im weitläufigen Sinn. Denn das Nächste, was sich auf meiner geistigen Leinwand zeigte, war kaum dazu angetan, die vorangegangene Szene zu vergessen. Mehr noch unterstrich das aktuelle Geschehen den vorherigen Part auf unschöne Weise. Fast war ich geneigt, innerlich schadenfroh zu feixen, weil ein plötzlich im Schlafgemach auftauchender Mann wenig erbaut von der Szenerie im Bett war. Ich hatte nur eine flüchtige Ahnung, wer der dunkelhaarige Hüne war, wusste indes aber, in welcher Verbindung er zu Lilith stand. Seine gesamte Haltung war durchweg arrogant und voll von Besitzanspruch. Als er sich endlich einmal erkennbar in meine Blickrichtung drehte, um nach einem an der Wand lehnenden Speer zu greifen, fuhr mir der Schreck sprichwörtlich in die Glieder. Dieses Brandmal in Form einer gebogenen Sichel inmitten seines kantigen Gesichts hätte ich selbst in tausenden von Jahren wieder erkannt. Kain.
    Ausgerechnet diesem einen Vampir hatte Lilith Hörner aufgesetzt? Ach du heilige Scheiße. Das konnte doch nur schief gehen.
    Dem war auch so. Ich sah Darian flüchten. Wie ein ertappter Liebhaber sprang er faserfrei aus dem Bett und stürmte durch die Tür hinaus. Ich konnte mir ein gemurmeltes, Ätsch, selbst schuld“, diesmal nicht verkneifen.
    Zeitgleich schwang Kain mit dem Speer in der Hand herum und wollte Darian nachsetzen. Da verstellte ihm Lilith den Weg. Zunächst gab es ein heftiges Wortgefecht, in dessen Verlauf Kain Lilith grob zur Seite stieß. Daraufhin versetzte sie ihm einen Schlag, der ihn quer durch den Raum beförderte. Ich staunte nicht schlecht, denn diese Kraft hätte ich bei diesem zierlichen Persönchen niemals erwartet.
    Kain war jäh zurück auf den Beinen, versetzte nun seinerseits ihr einen Schlag, der mich vermutlich umgebracht hätte, ihr aber nicht eine einzige sichtbare Schramme zufügte. Felsenfest stand sie vor ihm und lediglich ihre zornesglühenden, roten Augen ließen erahnen, wie sehr sie in Rage geraten war.
    Mir stockte der Atem, als Lilith mit ausgestreckten Fingern schwungvoll ihre Hand in seinen Brustkorb rammte. Sie brachte ihn um? Das konnte nicht... Ich mochte kaum meinen Augen trauen. Doch eindeutig. Mit ungläubigem Blick sackte Kain vor ihr in die Knie. Seinen kraftlosen Händen entglitt der Speer, sein Mund öffnete sich zu einer lautlosen Frage. Da trat eine unausgesprochene Anklage in seine Augen und er kippte seitlich um. Was immer Lilith bis dahin in ihrer blutverschmierten Hand gehalten hatte, sie ließ es achtlos fallen.
    Schlagartig kehrte jene Erinnerung von vor einem Jahr zurück, in der Ahjarvir Darian das Herz herausgerissen hatte. Mir wurde übel. Der Salat in meinem Magen unternahm einen zweiten Ausbruchsversuch.
    „Du hast ihn getötet“, stammelte ich entsetzt und kämpfte weiterhin fieberhaft gegen den anklopfenden Grünzeugvorstoß. Ich hatte das untrügliche Gefühl, diesmal besaß er eine reelle Chance zur Flucht. „Nein“, erwiderte Lilith ruhig. „Er ist nicht tot. Weder ein Mensch noch ein Wesen seiner eigenen Art kann ihn töten, Faye. Das Mal schützt ihn. Nur ein von Gott Auserwählter und zugleich Verfluchter kann ihn endgültig vernichten. Kains Scharfrichter muss alle Tribute in sich tragen, um ein solches Urteil vollstrecken zu können.“
    Wer würde dafür infrage kommen? Oh mein Gott, es gab nur einen, der all das in sich vereinte. Als mir die Tragweite ihrer Worte aufging, gab mein Magen seinen Widerstand auf und der Salat obsiegte. Würgend kauerte ich im Sand und hatte den Verdacht, neben den ekeligen Pflanzenfasern auch meine Seele von mir zu geben.
    Woher

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