Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blut muss fließen

Blut muss fließen

Titel: Blut muss fließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kuban
Vom Netzwerk:
rechtsextremistisches Konzert am 15. Mai 2010 statt. Dabei trat die Band ›Noie Werte‹ (Baden-Württemberg) auf. Auch für dieses Konzert zeichnete ein Rechtsextremist aus Pößneck verantwortlich. Darüber hinaus fanden in dem Objekt Konzerte des nichtpolitischen Spektrums statt.«
    Zu den unpolitischen Konzerten zählt das Innenministerium Auftritte von »Kategorie C«. Die Nazi-Hooligan-Band hat wiederholt in Unterwellenborn gespielt, zum Beispiel am 11. Dezember 2010. Sänger Hannes Ostendorf intonierte: »Eine U-Bahn, eine U-Bahn .« – und das Publikum sang weiter: ». bauen wir. Von Jerusalem bis nach Auschwitz, eine U-Bahn bauen wir.« Überhaupt waren die Besucher wieder entsprechend drauf: »Hasta la vista – Antifascista. Hasta la vista – Antifascista.«
    »KC« hatte ihr angeblich unpolitisches Programm inzwischen um eine Kapitalismuskritik ergänzt: »Spekulanten werden immer frecher. Gier und Betrug sind jetzt die Regel, wir kennen die Kapitalverbrecher. Für Banken stehen Milliarden bereit, dafür büßen nun die Armen. Wir sind die Lügen restlos leid, Kapitalisten kennen kein Erbarmen. […] Lass die Schweine ruhig kommen, einen nehme ich mit. Ich ziehe ihn runter zu mir und denke dabei an dieses Lied. […] Wir schlagen zurück – wir schlagen zurück, denn wer aufgibt, der verliert. Liegen wir auch am Boden, ist das kein Grund zu kapitulieren. Wir schlagen zurück.«
    Am 11. Juni 2011 stand die Band schon wieder auf der Bühne des Alten Labors. Dieses Mal machte der Frontmann mit den Zuhörern »ein kleines Spielchen«, wie er es nannte: »Wir trennen den Saal in zwei Hälften. Einmal die verhasste linke Seite und die schöne rechte Seite.« Dann startete ein Gesangswettbewerb im Wechsel: | 241 | »So sind wir und das ist unser Leben, so wird es immer weitergehen, für immer Kategorie C.« Wertungsrichter Hannes meinte nach der ersten Runde: »1:0 für Rechts – aber die Linken kriegen noch ne Chance.« Außer dem Gesang waren die bekannten Sprechchöre zu hören: »All Cops Are Bastards – A.C.A.B.« Und: »Hasta la vista, Antifascista«. Sowie: »Hier marschiert der nationale Widerstand.« Und sogar: »Hisst die rote Fahne mit dem Hakenkreuz.« Außerdem forderten Fans: »Wir wolln das Handtuch sehn.« Sie meinten das schwarz-weiß-rote Handtuch von Hannes Ostendorf, das in Farben und Gestaltung der Reichsfahne nachempfunden war.
    Als nach dem Konzert eine Horde Nazi-Hools im Freien den Polackentango von »Landser« anstimmte, hätte das die Polizei problemlos vernehmen können – wenn sie ihre Alkoholkontrollen nicht außer Hörweite vorgenommen hätte. Unter diesen Umständen konnten die Krawallkameraden ungestraft ankündigen: »Dann zieht die Wehrmacht mit ihren Panzern in Breslau ein, und dann kehrt Deutschlands Osten endlich wieder heim.«
    Musikveranstaltungen mit »Kategorie C« wurden generell »nicht als rechtsextremistische Konzerte bewertet«, wie das Innenministerium am 3. Mai 2011 auf eine neuerliche Anfrage der Abgeordneten König erklärte. Kurz darauf erläuterte der Inlandsgeheimdienst auf eine Presseanfrage hin: »Dem Thüringer Landesamt für Verfassungsschutz sind zirka 10 Prozent der Hooligans aus rechtsextremistischen Zusammenhängen bekannt. Der weitaus überwiegende Teil der Szene ist vorwiegend unpolitisch und lässt sich von Rechtsextremisten auch nicht anlassbezogen rekrutieren.« Aber: »Bei einigen sportlichen Veranstaltungen, insbesondere bei Fußballspielen, wurden vereinzelt rechtsextremistische Parolen beziehungsweise das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen festgestellt.« Das war für die Behörde kein Grund, Alarm zu schlagen: »Es liegen hier keine Informationen vor, die auf einen Zusammenhang zwischen gewaltbereiten Fangruppen und der rechtsextremistischen Szene in Thüringen hindeuten. Auch liegen keine Hinweise auf eine planmäßige Kooperation oder gezielte Einflussnahme organisierter Rechtsextremisten auf die hiesige Hooligan-Szene vor.« Die Thüringer Nazi-Hools und »Kategorie C« wis | 242 | sen so viel Ignoranz und Inkompetenz zu nutzen: Am 3. Dezember 2011 fand das nächste Konzert im Alten Labor statt.
    Im Jahr 2011 zählte der Verfassungsschutz insgesamt vier rechtsextreme Konzerte in Unterwellenborn. Abermals fehlten die Auftritte von »Kategorie C« – und das, obwohl zwischenzeitlich die Magazine Panorama (in der NDR-Sonderausgabe Panorama Nord ) und Frontal21 (ZDF) Videomaterial von

Weitere Kostenlose Bücher