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Blut muss fließen

Blut muss fließen

Titel: Blut muss fließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kuban
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»Kategorie C«-Auftritten in Thüringen ausgestrahlt hatten, so dass der politische Charakter dieser Gigs öffentlich bekannt war.
    Trotz der unvollständigen Statistik stellte Minister Geibert am 8. Mai 2012 in seiner Antwort auf eine weitere Anfrage der Abgeordneten König fest: »Die in der Auflistung angeführten rechtsextremen Veranstaltungen zeigen, dass das Objekt Silberberg 6 in Unterwellenborn für eine Vielzahl von Veranstaltungen der rechtsextremistischen Szene genutzt wurde.« Ob es sich damit als populärer Veranstaltungsort der rechtsextremen Thüringer Musikszene etabliert habe, wie die Landtagsabgeordnete wissen wollte, bleibt laut Jörg Geibert »abzuwarten und bedarf der weiteren Beobachtung«.
    Abwarten und beobachten – das war die Strategie des Thüringer Innenministers gegen Nazis. Rund ein halbes Jahr, nachdem der Nationalsozialistische Untergrund aufgeflogen war. | 243 | | 244 |

Kapitel 12
    RECHTSROCK UND RECHTE ROCKER
    »60 Prozent von denen sind sowieso der gleichen Meinung.«
    Ein rechtsextremer Prospect (Anwärter) des Motorradclubs Red Devils in Stadthagen über die politische Gesinnung seiner neuen Brüder | 245 | | 246 |
    Da braut sich etwas zusammen, nicht nur im Alten Labor: die Verschmelzung von Nazi-, Hooligan- und Rockerszene. Das ergibt eine explosive Mischung, deren Sprengkraft den demokratischen Rechtsstaat bedroht – in Saalfeld-Unterwellenborn und anderswo.
    »Rechtsextremistische Konzerte finden seit Jahren gelegentlich auch in Räumlichkeiten von Rockerclubs statt.« Das antwortete die Bundesregierung am 5. Juni 2012 auf eine Kleine Anfrage von Bundestagsabgeordneten der Linkspartei, die Fragen zur »Kooperation von Rechtextremen und Rockerclubs« gestellt hatten.
    Als Rockervereinigungen gelten Motorradclubs, deren Mitgliedern der jeweilige Club wichtiger ist als ihre leibliche Familie und die den Regeln ihrer Bruderschaft mehr gehorchen als staatlichen Gesetzen. Die prominentesten Vertreter in Deutschland sind der Hells Angels MC und der Bandidos MC, gefolgt vom Gremium MC und dem Outlaws MC. Höllenengel und Banditen haben die Eigenart, sogenannte Supporter-Clubs um sich zu scharen, um ihre Vorherrschaft im jeweiligen Gebiet zu dokumentieren und zu sichern. Diese »Unterstützer« gehören folglich zum erweiterten Kreis der verschworenen Gemeinschaft, und sie haben deshalb dieselben Clubfarben. Im Falle der Hells Angels ist das eine Kombination aus rot und weiß, die daher auch der Red Devils MC verwendet, der international als größter Supporter-Club der Höllenengel gilt. Die Clubs gliedern sich in Ortsvereine, die sie Charter (Hells Angels und Red Devils) oder Chapter (Bandidos, Gremium, Outlaws) nennen.
    Das Bundeskriminalamt (BKA) hat im Bereich der Organisierten Kriminalität (OK) eine Zunahme von Verfahren registriert, die sich gegen Rockergruppierungen oder Gruppierungen mit Verbindungen zur Rockerszene richten. Laut BKA-Statistik des Jahres 2010 betrug ihr Anteil an den OK-Verfahren insgesamt fast 10 Prozent. Er | 247 | mittelt wurde unter anderem wegen des Verdachts auf Erpressung, Drogen- und Waffenhandel sowie Körperverletzung.
    Was die »Verbindungen von Rechtsextremisten und Rockern« betrifft, hat das BKA am 8. Juni 2010 eine »Sonderauswertung« fertiggestellt: »Verschlusssache – Nur für den Dienstgebrauch«. Darin finden sich auch die Erkenntnisse der Landeskriminalämter und des Bundesamtes für Verfassungsschutz. In diesem Dossier schreibt das BKA:
    »Hauptbetätigungsfelder krimineller Rockergruppen sind Rauschgifthandel, Förderung der Prostitution, Schutzgelderpressung und Handel mit Waffen. Darüber hinaus werden legale Geschäftsbereiche eingenommen, um hierdurch finanzielle Gewinne und Einfluss zu steigern. Typische Betätigungsfelder dafür sind private Wach- und Sicherheitsdienste sowie Tattoo- Studios, die offiziell gewerblich angemeldet sind. Staatsschutzerkenntnisse aus den Bundesländern belegen in Einzelfällen kommerziell begründete, vereinzelte Kontakte auf lokaler Ebene im Bereich des Handels mit szenetypischen Artikeln beider Subkulturen bis hin zum illegalen Waffenhandel. Durch die Nutzung von Clubräumen der Rockergruppen ist eine Zusammenarbeit im Bereich der Organisation von rechtsextremistischen Skinheadkonzerten mehrfach belegbar. […] Diese Örtlichkeiten ermöglichen es, die Konzerte von der Öffentlichkeit abzuschirmen, um somit staatliche Maßnahmen zu erschweren.«
    Die Bundesregierung erläuterte am 5. Juni

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