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Blut muss fließen

Blut muss fließen

Titel: Blut muss fließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kuban
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1945 gemacht worden sind.« In der Gerichtsverhandlung hat er sich diese Äußerung wohlweislich verkniffen.
    Über den »kurzen Prozess vor einer Stuttgarter Staatsschutzkammer« berichtete das Internetportal Altermedia, für das »nationale Dissidenten« schrieben, wie es in der Selbstdarstellung hieß: »Vor Gericht einigte man sich dann mit der Staatsanwaltschaft darauf, dass die Angeklagten Geständnisse ablegten, den Status ihrer Band als ›kriminelle Vereinigung‹ akzeptieren und im Ausgleich dafür lediglich Bewährungsstrafen erhalten. Diese lagen dann zwischen 17 und 23 Monaten. Gleichzeitig distanzierten sich die Angeklagten vor Gericht von ihren früheren Taten.« Laut Altermedia hatten die verbliebenen zwei Rasse-Krieger, der Sänger und der Gitarrist, ein Jahr zuvor aufgehört. Sie präsentierten sich demnach als Aussteiger.
    Das Landesamt für Verfassungsschutz in Baden-Württemberg berichtete ebenfalls über den Prozess: »Am 21. November 2006 begann vor dem Landgericht Stuttgart der Prozess gegen vier Mitglieder der rechtsextremistischen Skinhead-Band ›Race War‹ aus dem Ostalbkreis. Schon am folgenden Tag wurden die vier Angeklagten, nachdem sie umfassende Geständnisse abgelegt hatten, unter anderem wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung (Paragraf 129 Strafgesetzbuch) zu Freiheitsstrafen von 17 bis 23 Monaten auf Bewährung verurteilt.« In der Urteilsbegründung hieß es: »Sie haben sich glaubhaft von ihrem Tatverhalten distanziert, was nicht nur auf eine Abkehr von ihrem früheren Tun, sondern auch von dessen geistigem Nährboden schließen lässt.«
    Der angebliche Ausstieg währte nach dem Urteil ein gutes Jahr – bis der Flyer für das österliche Konzert der United Skingirls Italy (U.S.G.I.) auftauchte, das die italienische Frauenorganisation zusammen mit den Veneto Fronte Skinheads veranstaltete, einer international bekannten Neonazi-Gruppierung. Sie kündigten für den 22. März 2008 eine deutsche Band in Norditalien an, die nach einem Song von »Race War« benannt war: »Heiliger Krieg«. In einem B&H- Forum freute sich ein Nutzer mit dem Namen »Division Schweiz« darüber: »C18-Band Race War (Heiliger Krieg) will play.«
    Die konspirative Schnitzeljagd zu dem Festival endete in einer | 38 | Burgruine der Ortschaft Spiazzo di Grancona, die malerisch in den Ausläufern der Venetischen Alpen liegt. Fünf Reisebusse, von denen zwei aus Deutschland angerollt waren, bekamen einen Parkplatz in der Dorfmitte zugewiesen. Die Carabinieri schoben dort Wache, die Nazi-Musik schien sie nicht zu kümmern. Wenige Monate zuvor hatte das sogenannte Mitte-Rechts-Bündnis von Silvio Berlusconi die Macht im Land übernommen. Bei so viel staatlichem Desinteresse brauchten die Veranstalter der U.S.G.I. offensichtlich keine Kameras mehr zu fürchten – allerdings Waffen. Deshalb kamen bei der Eingangskontrolle Metalldetektoren zum Einsatz. Dieser Sicherheits-Check dauerte eine gefühlte Ewigkeit, weil rund 2000 Besucher aus Ost- und Westeuropa in die italienische Provinz einfielen. Ein deutscher Nazi in der Warteschlange fluchte: »Jetzt sind wir so weit zu den Scheiß-Itakern gefahren und jetzt müssen wir hier auch noch warten.«
    Für diesen Abend hatte ich eine versteckte Kamera vorbereitet, die qualitativ besonders hochwertig arbeitet, aber dafür etwas größer als andere Modelle ist. Aufgrund der Metalldetektoren hätte sie zum Problem werden können . Gegen meine Mini-DV-Kamera hatten die Veneto Fronte Skinheads aber nichts einzuwenden. Es war unglaublich: Erstmals konnte ich bei einem konspirativ organisierten Neonazi-Konzert offen filmen.
    Als der Großteil der Besucher gefilzt war, hatte die belgische Band »Kill Baby Kill« ihren Auftritt schon weitgehend hinter sich. Spät anreisende Deutsche kamen gerade noch rechtzeitig, um »Heiliger Krieg« sehen zu können. Wer auf der Bühne stand, war vor lauter Hitlergrüßen zunächst kaum zu erkennen: Max Hirsch und Gerhard M. sowie ein Bassist und ein Schlagzeuger, die ich nicht namentlich identifizieren konnte. Sie boten altbekannte Klassiker von »Race War«. Statt der Toten des »11. September« verhöhnten sie dieses Mal die Tsunami-Opfer: »Tsunami, Tsunami! So ’ne Welle gab es noch nie! Kannst du die Menschen ertrinken sehn? Wie sie sang- und klanglos untergehn.« Das Publikum feierte die Szenerückkehrer mit ohrenbetäubenden »Sieg Heil«-Rufen. Die vermeintlichen Aussteiger Hirsch und M. hatten das Stuttgarter Landgericht

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