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Blut muss fließen

Blut muss fließen

Titel: Blut muss fließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kuban
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offensichtlich erfolgreich getäuscht.
    Das wird eine Hammer-Story! Da war ich mir ganz sicher, als ich in der Nacht zum Ostersonntag zur Rückfahrt nach Deutsch | 39 | land aufbrach. Ich hatte Videoaufnahmen im Gepäck, die ich nicht einmal mit einer versteckten Kamera im Gedränge erkämpft, sondern ganz entspannt mit meiner Mini-DV-Kamera aufgenommen hatte – dementsprechend gut war die Qualität. Sänger und Gitarrist waren nicht irgendwo klein im Hintergrund zu sehen, sondern im Vollformat. Endlich würde ich die ganze »Race War«-Geschichte im Fernsehen erzählen können. – doch ich sollte mich täuschen. Obwohl ich das Material mehreren Redaktionen anbot und teilweise zur Ansicht zuschickte, wollte es niemand senden. Die kurioseste Absage: »Solche Bilder hatten wir noch nie auf dem Tisch, aber wir machen die Geschichte trotzdem nicht.«
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    Das Bühnen-Comeback von »Race War« unter dem Namen »Heiliger Krieg« haben Neonazis am 22. März 2008 in Norditalien gefeiert. Dass Gitarrist Gerhard M. kein Skinhead ist, kompensierte er mit musikalischem Können.
    Damit waren all die Mühen vergebens. Ich war in den Jahren zuvor sogar zu einem Tanz in den Mai nach Schwäbisch Gmünd gefahren, um den »Race War«-Sänger in diesem Rahmen aus der Nähe bildlich zu dokumentieren. Seine Freundin hatte mir verraten, dass sie in seinem Heimatort mit ihm feiern würde. Aber was bringt das | 40 | alles, wenn später kein Fernsehmagazin über das Comeback einer Neonazi-Band berichten will, die per Gerichtsurteil als kriminelle Vereinigung eingestuft wurde?
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    Ein Ausstieg aus dem Ausstieg? Auch »Race War«-Sänger Max Hirsch stand nach seiner politischen Läuterung, von der das Stuttgarter Landgericht bei seiner Verurteilung ausgegangen war, mit »Heiliger Krieg« wieder bei einem Neonazi-Konzert auf der Bühne.
    Unter diesen Bedingungen kann der »Heilige Krieg« ungestört weitergehen. Im Jahr 2010 brachte die Band eine neue CD heraus. Der Titel: Voran! Der Song Back in Black auf dem Album klingt wie ein Bekenntnis zu den Autonomen Nationalisten, die auf Demonstrationen sogar Polizisten angreifen. Ein Textauszug: »No regrets for the past, in our minds there’s no remorse. […] We’re back! Back in black! Ready for the attack.« Übersetzt: »Wir bereuen nichts, was passiert ist. Wir haben kein schlechtes Gewissen. Ganz in Schwarz sind wir zurück und zum Angriff bereit.«
    Trotz dieser Kampfansage dauerte es rund zwei Jahre, bis wieder ein Lebenszeichen der Gruppe zu sehen war. Der Titel einer »Race War«-CD stand als Künstlername auf einem Flyer, mit dem Blood & | 41 | Honour Finnland zum Konzert einlud: »Stimme des Blutes« sollte bei einem Festival am 13. und 14. Juli 2012 auftreten. Max Hirsch hatte diesen Titel bereits früher als Projektnamen für das Balladenalbum Schicksalsstunde gewählt. In derselben grafischen Gestaltung zierte der Schriftzug »Stimme des Blutes« den Konzert-Flyer, von dem nach ein paar Tagen eine neue Version erschien. Die »Stimme des Blutes« war da nicht mehr erwähnt, dafür ein »Special Guest«.
    Ob das altbekannte »Race War«-Duo wirklich gespielt hat, ist unklar. Von Gitarrist Gerhard M. ist bekannt, dass er in den vergangenen Jahren beim Rockerclub Bastards auf der Schwäbischen Alb angeheuert hat. Auf der Bühne der Biker geht es gemütlicher zu als bei Nazi-Konzerten, der Musiker durfte sich setzen. Bei dieser Gelegenheit zog er andere Saiten auf: Er benutzte seine Hände nicht zum Gitarrenspielen, sondern als Busenhalter einer Stripperin, die sich auf seinem Schoß räkelte.
    Im August 2012 folgte eine neue CD von »Heiliger Krieg«. Die Bandmitglieder sind im Booklet vorsichtshalber nicht genannt. Die Ansage im Auftaktsong: »Wir bleiben, wie wir sind: der braune Fleck an ihrem Kragen.« Ihre menschenverachtenden und staatsfeindlichen Überzeugungen hat die Gruppe textlich so verpackt, dass sie strafrechtlich wohl nicht zu beanstanden sind – ihre »Scheißegal«- Haltung demonstriert die Gruppe in einem gleichnamigen Lied:
    »Ob in Afrika die Erde bebt,
in der Synagoge das Licht ausgeht,
die Wallstreet vor der Pleite steht,
ist uns egal.
Ob im Kongo ’n Schwarzer vom Fahrrad fällt,
ein Rabbi seine Gemeinde prellt,
ein Flüchtlingsboot am Fels zerschellt,
ist uns egal. […]
Ob die BRD übern Jordan geht,
ein Tsunami die Dritte Welt wegfegt,
ein Meteorit in Neukölln einschlägt,
ist uns egal.
Scheißegal,

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