Blut Schatten
kleine Einzelheit übermittelte ich ihm auf diese Weise, denn ich wusste, dass er alles empfing.
»Letavian.« Fast murmelte er diesen Namen. Seine Hände verschwanden von meinen Schläfen. Ich schlug die Augen auf und blickte ihn verblüfft an. »Dieser Typ, dem Kimberly neulich auf die Füße getreten hat?«
Darians Blick wurde hart. »Dieser Typ, dem etwas Wichtiges abhanden gekommen ist. Er will es zurück. Mit allen Mitteln.«
»Dazu benutzt er Kinder?« Ich konnte die Empörung in meiner Stimme kaum verbergen und starrte Darian entsetzt an, als er lapidar mit den Schultern zuckte: »Warum nicht? Sie wirken ungefährlich und fallen am wenigsten auf, wenn sie um die Häuser schleichen.«
»Aber er hat sie getötet.«
Er legte seine Hände über die meinen und sah mich fest an. »Mach dich frei von der Vorstellung, dass ein Wesen wie er einem Menschenleben viel Bedeutung beimisst, Faye. Er benutzt sie. Wenn sie unnütz werden, wirft er sie fort. Du hattest die Kinder bei Alistair gesehen, und es ist zu vermuten, dass auch dein Bruder sie bemerkt hat. Dadurch wurden sie unbrauchbar. Fehler dürfen niemals akzeptiert werden. Geschieht es einmal, geschieht es wieder. Er musste ein Exempel statuieren. Kleine Verfehlungen können große Auswirkungen haben. Und niemand kann sich in diesem Spiel noch Fehler erlauben.«
»Aber ich dachte, Kinder sind tabu?«
Er ließ mich los und fuhr sich mit beiden Händen schwerfällig durchs blonde Haar. »Sind sie auch, Faye. Es darf niemand verwandelt werden, der sich nicht eigenständig ernähren kann. In Folge dessen entfallen Kinder dem Beuteschema. Allerdings halten sich nicht alle an dieses ungeschriebene Gesetz.« Nach einem tiefen Atemzug blickte er mich wieder an. »Aber diese Kinder waren nicht verwandelt, Faye.«
»Hattest du sie denn ebenfalls bemerkt?«, fragte ich und langte wieder nach der Decke. Mir wurde kalt.
»Mist!« Plötzlich sprang er aus dem Bett und griff nach seiner Jeans.
Sofort saß ich aufrecht. »Was?«
»Verdammt!«, fluchte er abermals, während er die Hose überzog. »Ja, ich hatte sie gesehen, ihnen aber keinerlei Bedeutung beigemessen. Mein Fehler.«
Mein Blick flog zur Uhr. »Wo willst du hin? Es ist fast drei Uhr nachts.«
»Muss mit deinem Bruder sprechen. Sofort. Ich muss wissen, wonach Letavian sucht.«
»Hat das nicht Zeit bis zum Morgen, Darian?«
»Nein.« Das Hemd überwerfend, eilte er durch den Raum, suchte Socken und Schuhe zusammen. »Er weiß, dass wir hier sind. Die Kinder haben uns gesehen, Faye. Sie haben mich gesehen.«
Da erst ging mir die Tragweite der Geschehnisse ganz auf, und mir wurde klar, warum ich diese Vision erhalten hatte. Eine Warnung. Doch von wem? Wer war die Gestalt auf dem Hügel? Doch dieses Rätsel musste zunächst warten.
»Okay.« Ich schwang meine Beine ebenfalls aus dem Bett und zog das Nachthemd aus. In Windeseile zog ich meine Unterwäsche an, da stand Darian vollständig angezogen vor mir. »Was tust du, Faye?«
»Wonach sieht es denn aus? Ich ziehe mich an. Reichst du mir bitte die Jeans?«
»Nein.«
Ich blinzelte ihn verständnislos an. »Bitte?«
Langsam ging er vor mir in die Hocke und legte mir seine Hände auf die Knie. Seine Augen drückten tiefe Besorgnis aus. »Ich möchte, dass du hierbleibst. In Sicherheit.«
»Du brauchst mich, Darian.«
»Du bist schwanger, Faye. Ich möchte nichts riskieren.«
»Ich bin schwanger, richtig. Aber ich bin nicht krank«, wehrte ich ab.
Er schüttelte leicht den Kopf. »Du bist von der Treppe gefallen. Du hast dich verletzt. Wenn noch mal -«
»Mir geht es gut«, unterbrach ich ihn bestimmt. »Ich habe keine Schmerzen. Außerdem will ich nicht alleine hierbleiben. Also ...« Ich keuchte, als ein glühender Schmerz durch meine Schläfen fuhr. Bilder schossen vor meinem geistigen Auge vorbei. Ein Schwert, hoch erhoben. Metallisches Aufblitzen der Klinge. Es sauste nieder. Die Bilder rissen ab.
Ich schloss die Augen, versuchte den Schmerz zu vertreiben, hörte Darians Stimme nur wie aus weiter Ferne. Seine Finger bohrten sich hart in meine Schultern, er rüttelte mich, holte mich so zurück. »Faye, verflucht! Was ist los?«
»Jemand wird sterben«, sprach ich tonlos.
»Wer? Wann und wo?«
Verstört sah ich Darian an. »Ich weiß es nicht. Ich habe nur eine Schwertklinge gesehen.« Dann riss ich die Augen auf. »Dein Schwert.«
»Das kann nicht sein.« Darian erhob sich und trat an den Schrank, öffnete die Tür und nahm das in Leder
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