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Blut und rote Seide

Blut und rote Seide

Titel: Blut und rote Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Qiu Xiaolong
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mir los und sagte, er könne nicht. Die absolute Katastrophe! Als wir am nächsten Morgen das Hotel verließen, stand ein Schatten zwischen uns. Daraufhin haben wir uns getrennt.«
    »Das kann sehr wichtig für unsere Ermittlungen sein. Ich danke Ihnen für Ihre Offenheit, Xia. Aber ich habe noch ein paar weitere Fragen.«
    »Ja?«
    »Damals in den Bergen. Konnte oder wollte er nicht?«
    »Er konnte nicht. Er hatte ja nichts dagegen, daß wir im selben Hotel wohnten.«
    »Es ist also eher ein körperliches Problem.«
    »Ja, er hat es gewissermaßen zugegeben, wollte aber partout keinen Arzt aufsuchen.« Und nach einer Pause sagte sie: »Die Bücher in seinem Büro, sie betrafen Sexualkunde und Pathologie. Vielleicht wollte er sich selbst helfen.«
    »Verstehe. Haben Sie noch Kontakt zu ihm?«
    »Ich habe ja nichts gegen ihn. Er konnte nichts dafür. Nachdem wir auseinander waren, hat er mir noch gelegentlich Blumen geschickt. Zum Beispiel zur Eröffnung des Badehauses. Als ich dann von dem Wohnungsbauskandal las, habe ich mich eines Abends in sein Büro geschlichen.«
    »Hat er das Treffen arrangiert?«
    »Nein, ich habe nicht mal vorher angerufen, weil er vermutete, daß sein Telefon abgehört wurde.«
    »Man kann nicht vorsichtig genug sein«, sagte Chen. »Aber er hätte ja unterwegs sein können oder Nachbarn hätten Sie beobachten können.«
    »Er hat immer bis spät gearbeitet. Als wir noch beisammen waren, habe ich ihn oft in seinem Büro besucht. Er hat mir den Schlüssel für den Seiteneingang gegeben, der ist nicht so leicht einsehbar. Wir wollten beide kein unnötiges Aufsehen erregen.«
    »Wie geht denn das? Ich meine mit dem Seiteneingang.«
    »Er hat das Büro, das ursprünglich ein Apartment war, gekauft, als es noch im Bau war. Die Häuser aus den Achtzigern hatten noch keine richtigen Garagen. Ein Büro verfügt normalerweise über einen oder zwei Stellplätze auf dem Parkplatz hinter dem Haus, aber da sein Apartment an der Ecke des Gebäudes lag, gab es eine Art Innenhof zwischen Außenmauer und Wohnung. Dort war genug Platz für ein weiteres Auto. Er ließ eine Seitentür durchbrechen, so daß er vom Büro direkt zu seinem Wagen gehen konnte.«
    »Moment mal, Xia. Das heißt, niemand kann ihn sehen, wenn er vom Büro zu seinem Wagen geht?«
    »Falls er dort parkt, dann nicht. Zusätzlich hat er noch zwei reservierte Stellplätze auf dem offiziellen Parkplatz. Manchmal kommen wichtige Mandanten, die nicht gesehen werden wollen. Die meiden den Haupteingang und parken lieber beim Seiteneingang. So hat er es mir zumindest erzählt. Jedenfalls gab er mir einen Schlüssel zu dieser Tür, damit ich unbemerkt kommen und gehen konnte. Vor allem spät am Abend.«
    »Verstehe. Und wann war das, als Sie ihn wegen des Wohnungsbauskandals aufgesucht haben?«
    »Vor ungefähr einem Monat.«
    »Hatten Sie ihm etwas Wichtiges mitzuteilen?«
    »Ehrlich gesagt verfüge auch ich über einflußreiche Kontakte. Es war allenthalben zu hören, daß es Probleme mit dem Gerichtsverfahren gebe. Offenbar ist ein Machtkampf im Gang, nicht nur in Shanghai, sondern auch in Beijing. Egal, wie er ausgeht, Jia wird nicht gut dastehen am Ende.«
    »Ja, das habe ich auch gehört. Und was hat er zu Ihnen gesagt?«
    »Er sagte, ich solle mir keine Sorgen machen. Jemand aus Beijing hätte ihm zugesichert, daß das Gerichtsverfahren fair und offen ablaufen würde. Natürlich ist er nicht ins Detail gegangen. Aber er hat mich gebeten, nicht mehr zu kommen.«
    »Haben Sie ihn nach dem Grund gefragt?«
    »Ja. Auch da wich er aus. Er sagte, es sei nicht nur wegen dem Fall – dem Bauskandal.«
    »Ist Ihnen etwas Ungewöhnliches an ihm aufgefallen?«
    »Er wirkte noch ruheloser als sonst. Etwas schien ihn zu belasten. Als ich das Büro verließ, nahm er mich in den Arm und zitierte aus einem Tang-Gedicht: Ach, wären wir uns nur vor meiner Heirat begegnet. «
    »Eigenartig, wo er doch gar nicht verheiratet ist …«
    Ihr Gespräch wurde von einem Klopfen an der Tür unterbrochen.
    »Ich hatte Anweisung gegeben, daß wir nicht gestört werden«, sagte sie entschuldigend, bevor sie zur Tür ging.
    Draußen stand Hauptwachtmeister Yu. Er war genauso erschrocken wie sie.

28
    »OBERINSPEKTOR CHEN!« Yu versuchte nicht, seine Überraschung zu verbergen.
    Er war in aller Eile ins Goldene Zeiten gekommen, die Dringlichkeit, mit der Chen ihn herbeordert hatte, erstaunte ihn nicht. Sehr wunderte er sich dagegen, daß sein Chef ihn ausgerechnet in

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