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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Ärmel in seine Kammer gekommen war, weil sie seine Absichten missverstanden hatte. Es ging gegen seine Ehre als Ritter, sich eine Frau mit Gewalt zu nehmen.
    »Wie viele Tote und Verwundete diese Nacht?«, fragte er knapp.
    Sie sah auf und strich sich verlegen die Haare mit ihren blutverschmierten Händen zurück.
    »Sechs von denen, die zu uns kamen, sind gestorben«, sagte sie leise. »Sieben sind so schwer verletzt, dass sie vorerst nicht mehr kämpfen können. Und zwölf haben leichte Wunden.«
    »Ich schicke dir Ablösung. Das hier können jetzt auch ein paar Mägde übernehmen. Ich brauche dich nachher. Aber zuvor sieh zu, dass du Essen und ein wenig Schlaf bekommst. Und das Apothekermädchen auch.«
    »Sie heißt Änne«, erinnerte sie ihn.
    Das jähe Auftauchen seines rothaarigen Boten verhinderte eine Entgegnung. Christian kam in Niklas’ Begleitung.
    »Gott schenke euch schnelle Genesung!«, rief Ulrich zu den Verwundeten hinüber, bevor er hinausging.
     
    »Dem Allmächtigen sei gedankt, du bist wohlauf«, begrüßte der Burgkommandant den Heerführer. Erst legte er Niklas von Haubitz die Rechte auf die Schulter und verharrte einen Augenblick, dann zog er ihn kurzentschlossen an sich und klopfte ihm auf den Rücken.
    Gemeinsam gingen sie durch den Schnee über den Burghof, der von den Spuren des Kampfes durchzogen war, von schwarzen und roten Schlieren, Ruß und Blut. In der Halle war kaum Platz. Einige Kämpfer saßen an den Tischen oder hockten auf dem Boden, um etwas zu essen oder zu trinken. An den Wänden hatten sich etliche einen Platz gesucht, um in dem Lärm zu schlafen oder wenigstens zu ruhen.
    Gemeinsam gingen sie hinauf in die Gästekammer. Die Witwe Hildegard hatte Ulrich sofort nach seiner Ankunft angeboten, für ihn die Kammer zu räumen, in der sie mit ihrem verstorbenen Mann gelebt hatte, doch das wollte er nicht. Zusätzlich zu ihrem Kummer und der Gefahr, in der sie nun alle lebten, sollte sie nicht auch noch in all dem Trubel in eine kleinere Kammer ziehen müssen. Die Witwe dankte es ihm, indem sie sich als unschätzbare Hilfe dabei erwies, für Unterbringung und Verpflegung der Kämpfer zu sorgen.
    Ihre Tüchtigkeit zeigte sich einmal mehr, als eine Magd ihnen kaltes Fleisch und Brot brachte und ankündigte, gleich noch heißen Würzwein zu holen.
    Die beiden Ritter Markgraf Friedrichs setzten sich einander gegenüber und streckten die Beine aus. Sie trugen immer noch Kettenhemden und Plattenrock, doch Kettenhauben und Helme hatten sie abgelegt. Jetzt erst wurde Ulrich bewusst, wie sehr ihn jeder Knochen schmerzte. Niklas, der fast zwanzig Jahre älter war als er, konnte es kaum besser gehen. Sogar in dem fahlen Licht, das durch die Fensterluke fiel, die zum Schutz gegen die Winterkälte mit einer Schweinsblase verschlossen wurde, konnte Ulrich erkennen, dass das Gesicht seines Freundes vor Müdigkeit grau und eingefallen war. Und wie ihm nun erst auffiel, war die Mehrzahl seiner Bartstoppeln weiß, nicht blond.
    »Wie sieht es in der Stadt aus?«, fragte er den Freund, noch ehe er hungrig nach einem Stück Fleisch griff.
    »Wir halten stand«, sagte Niklas. »Aber wir haben hohe Verluste. Die Freiberger sind nicht im Kampf geübt, abgesehen von ein paar wirklich exzellenten Bogenschützen. Manche haben zu viel Angst, andere zu wenig und sind dadurch unvorsichtig. Durch die Kälte sind mehrere Armbrüste beim Spannen zersprungen. Dabei ist einer der Schützen regelrecht geköpft worden. Was das für Auswirkungen auf die anderen hat, kannst du dir vorstellen.«
    Ulrich verzog das Gesicht. Nicht nur, dass jeder Tote die im Kampf Unerfahrenen demoralisierte – nun würden sich die Stadtbürger davor fürchten, eine Armbrust zu benutzen.
    »Ich werde verfügen, dass alle Armbrüste überprüft werden.«
    Erschöpft rieb er sich mit der Hand den verspannten Nacken.
    »Hat der König ein neues Ultimatum gestellt?«
    »Nein«, erklärte Niklas.
    »Also stellen wir uns auf eine lange Belagerung ein. Wir brauchen mehr Pfeile und Bolzen. Wie viele Männer hast du verloren?«
    »Fünf Ritter, neun Reisige. Aber ich weiß noch nicht, wie viele Tote uns der Angriff unter den Stadtbürgern gekostet hat.«
    »Dann hattest du weniger Verluste als wir auf der Burg«, meinte Ulrich düster. »Warum haben sie so viele Leute hierhergeschickt, gegen die starken Burgmauern? Warum haben sie nicht zuerst die Tore angegriffen?«
    »Bei uns kamen sie im Schnee nicht den Graben hoch, um die Sturmleitern

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