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Blut Von Deinem Blute

Titel: Blut Von Deinem Blute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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vertrieben, ein Zauberwort, eine Art spiegelverkehrtes Sesam-öffne-dich. Sie lächelte. Ein Mia-verpiss-dich-Wort. Ein ...
    Polternde Schritte auf der anderen Seite der Tür bereiteten ihren Gedankenspielen ein jähes Ende. Ihre Schwester rannte. Und dabei schrie sie. Schrie wie eine ganze Horde Marines auf dem Weg in den Krieg.
    Wie ein paralysiertes Kaninchen starrte Laura die Tür an. Der Schlüssel, den Mia ihr gegeben hatte, lag auf dem kleinen Tisch beim Fenster.
    Schön blöd, ihn dort liegen zu lassen! Saublöd! Warum zum Henker hast du dich nicht eingeschlossen?
    Laura holte tief Luft und stürzte zum Fenster. Im selben Moment, in dem sie das Tischchen erreichte, krachte etwas von außen gegen die Tür. Zu spät, durchfuhr es sie, als ihre zitternden Finger den Schlüssel zu fassen kriegten. Sie ist hier drin, lange bevor du wieder bei der Tür bist! Trotzdem riss sie den Schlüssel an sich und rannte zurück. Derweil wiederholte sich das Krachen. Ein dumpfer, gewalttätiger Schlag, der das weißlackierte Holz bis ins Mark erzittern ließ. Mit der Schulter voran warf Laura sich dem Geräusch entgegen. Sie brauchte drei Anläufe, bis es ihr endlich gelang, den Schlüssel ins Schlüsselloch zu bugsieren. Sie drehte ihn zweimal herum und rutschte dann atemlos an der Tür hinunter, während ihre Schwester in der Diele wild vor sich hin schimpfte.
    Sie hätte längst hier sein können! Wenn sie es darauf angelegt hätte, wäre sie längst da! Aber wenn sie nicht hereinwollte ...
    Was wollte sie dann?
    Laura presste ein Ohr gegen das Holz der Tür, doch es gelang ihr nur hin und wieder, ein paar Worte aufzuschnappen. »Nutte« war dabei. Aber auch »elende Drecksau« oder zumindest »Drecksau«. Und immer wieder dieses Krachen ...
    Was tat sie da draußen? Sie warf etwas gegen die Tür, so viel war sicher. Aber was? Was, verdammt noch mal?
    Ein neuerlicher Aufprall ließ Laura erschreckt ein Stück zurückweichen. So dicht an der Tür zu bleiben schien ihr plötzlich nicht mehr ratsam, auch wenn sie sich eigentlich nicht vorstellen konnte, dass das solide Holz tatsächlich nachgeben würde. Aber was hieß das schon?! Sie traute niemandem mehr. Nicht ihrer Schwester. Nicht dieser Insel. Und schon gar nicht dieser Tür.
    Etappensieg, höhnte derweil ihr Verstand. Dass ich nicht lache! Sie hat sich nicht zurückgezogen. Sie hat nur einen längeren Anlauf genommen!
    Draußen holperten Mias Schritte über die Fliesen. Schritte, die sich entfernten, wie Laura erleichtert feststellte. Ein letzter, ferner Knall. Dann folgte eine geradezu irreal anmutende Stille.
    Sie ist noch da!, hämmerte es hinter Lauras Stirn. Sie hat sich irgendwo versteckt und wartet darauf, dass ich die Tür aufmache. Und dann ... Tja, was dann? Was will sie von mir? Worüber hat sie sich derart geärgert, dass sie glaubt, mich angreifen zu müssen? Und war es wirklich etwas, das ich gesagt oder getan habe, oder nimmt sie miram Ende doch etwas ganz anderes übel? Die kurzen Karten? Die lieblosen Weihnachtsgrüße? Die Pralinen? Was zum Henker hatte sie derart in Wut gebracht?!

13
    »Nach allem, was ich inzwischen gehört habe, kann man ja fast verstehen, dass dieser junge Mann neulich Abend seine Rechnung nicht bezahlen wollte ...«
    Seine beiläufige Bemerkung erwischte Ginny Marquette kalt, das konnte Leon deutlich sehen, auch wenn sie sich alles in allem recht gut im Griff hatte. Er hatte die Waffeln bezahlt und war zum Flughafen gefahren, um seinen Rückflug zu organisieren. Dort hatte man ihm erklärt, dass der Flugbetrieb aufgrund des schlechten Wetters derzeit nur eingeschränkt funktioniere. Außerdem seien ohnehin alle Flüge bis einschließlich morgen Abend ausgebucht. Und auch die nächste Fähre ans französische Festland ging erst morgen früh, was bedeutete, dass er mindestens noch für eine Nacht auf Jersey festsaß. Um Laura keine unnötige Angriffsfläche zu bieten, falls sie sich nach ihm erkundigte, hatte er beschlossen, wenigstens schon einmal die Rechnung zu begleichen und auf diese Weise zweifelsfrei zu demonstrieren, dass er sich nicht länger einmischte. Ginny Marquette hatte ihn zwar ein wenig verwundert angeschaut, dann jedoch kommentarlos seine Daten aufgerufen und den morgigen Tag als Abreisedatum eingetragen. Und da er sowieso nichts mehr zu verlieren hatte, fand er, dass er getrost noch einen draufsetzen könne: »Ich meine, wennman bedenkt, dass Julien Bresson das halbe Hotel geerbt hätte, wenn seine Mutter ein

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