Blut von meinem Blut: Thriller (German Edition)
gesagt hatte, Howie sei » freundlich « .
» Was hast du angestellt, während ich fort war? «
» Angestellt? Ich? Gar nichts. «
Bei einer polizeilichen Vernehmung hätte man Howie angeklagt, bevor das erste Wort über seine Lippen gekommen wäre. Sein Pokerface existierte nicht. Er sah nicht aus, als hätte man ihn mit den Fingern im Marmeladenglas erwischt, sondern als würde sein ganzer Kopf drin stecken.
» Alter! Du hast meine Tante angebaggert! «
» Kommt drauf an, wie man anbaggern definiert. «
» Du hast sie angebaggert, absolut. «
» War das falsch? Hätte ich das nicht tun sollen? «
» Überleg mal, was du gerade gesagt hast. Denk darüber nach, Howie. «
» Ich verstehe einfach nicht, was daran falsch sein soll. Für eine Frau ihres Alters hat sie einen sehr netten Körper, und sie muss Feuchtigkeitscreme benutzen wie blöd, denn ihre Haut ist … «
» Howie. Sie ist meine Tante. «
» Du hast eine supergeile Freundin. Warum kann ich nicht ein bisschen Spaß haben? «
» Meine Tante ! Was genau kapierst du daran nicht? «
» Ich kapiere überhaupt nicht … «
» Das reicht! « Sie waren inzwischen am Wagen angekommen. » Fahr mich nach Hause, damit ich mir die Vorstellung von dir und meiner Tante aus dem Hirn schrubben kann. «
» Mann, du bist mit einem Typen aufgewachsen, der dir beigebracht hat, wie man Menschen zerlegt und dir Gesichter des Todes zum Einschlafen gezeigt hat, und du findest die Vorstellung von mir und deiner Tante im Bett krass? «
Jazz schlug die Tür zu. » Allerdings. Und gibt dir das nicht irgendwie zu denken? Fahr jetzt! «
Sie hatten New York spätabends verlassen, und als Howie Jazz zu Hause absetzte, begann sich der Horizont gerade rötlich zu verfärben. Jazz blieb noch eine Weile auf der Veranda vor dem Haus stehen und sah in den anbrechenden Tag hinaus. Ein Teil von ihm hätte am liebsten seinen Koffer in Billys alten Jeep geworfen und wäre einfach abgehauen. Es erschien ihm irgendwie leichter. Leichter, als sich mit Connies Dad auseinanderzusetzen und sich zu überlegen, wie er sein idiotisches Verhalten am Flughafen wiedergutmachen konnte. Leichter, als sich mit der komischen Spannung zwischen ihm und Connie auseinanderzusetzen. Ganz bestimmt leichter, als mit Gramma zu leben. Und leichter, als endlich der Tante, die er nie kennengelernt hatte, von Angesicht zu Angesicht zu begegnen.
Die Haustür ging auf, und Samantha stand mit einer Kaffeetasse in der Hand da, sie trug ein weites Hemd und eine Yoga-Hose. » Kommst du herein, oder bist du gern in der Kälte? « , fragte sie.
Jazz zuckte mit den Achseln. » Ich komme. «
Drinnen setzten sie sich an den Küchentisch. Das Haus fühlte sich plötzlich klein an. Seit Billy ins Gefängnis gekommen war, hatten nur Jazz und Gramma hier gelebt. Jetzt machte sich die Anwesenheit einer weiteren Person bemerkbar.
» Sie schläft « , beantwortete Samantha seine nicht gestellte Frage. » Ich war allerdings immer eine Frühaufsteherin. «
Jazz trank aus der Kaffeetasse, die sie ihm gegeben hatte, und sah sie über den Tisch hinweg an.
» Du bist also mein Neffe « , sagte sie unbeholfen und lächelte schief dazu. » Dein Freund – Howie –, er nennt dich Jazz? «
» Ja. «
» Was ist dir lieber? Jasper oder Jazz? «
» Ich denke Jasper. Von Erwachsenen. Ach ja, äh, und wegen Howie … «
Samantha machte ein Geräusch irgendwo zwischen einem Kichern und einem Schnauben. » Ja, wegen Howie … «
» Er ist total harmlos. Er ist mehr als harmlos – er ist vollkommen … Es tut mir einfach leid. Ich wusste nicht, dass er sich so danebenbenehmen würde. Es hat nichts zu bedeuten bei ihm. Ich meine, du müsstest mal die Sachen hören, die er zu Connie sagt. Er ist einfach so. Es gibt keinen Filter zwischen Mund und Hirn bei ihm. «
» Und seinen Hormonen, wie es scheint. «
» Ja. Ich weiß, es ist eigenartig. «
Samantha nickte. » Apropos … Ich nehme an, das hier « , sie machte eine Geste, die sie beide einschloss, » ist für dich genauso eigenartig wie für mich, oder? «
Und dann sagten sie beide im gleichen Augenblick. » Du siehst aus wie er. «
Sie mussten nicht aussprechen, wer » er « war. Jazz hatte nie über die Ähnlichkeit mit seinem Vater nachgedacht, und er merkte an Samanthas plötzlichem intensivem Interesse für ihre Kaffeetasse, dass sie an ihre Ähnlichkeit mit ihm ebenfalls nie gedacht hatte.
Howie hatte recht: Samantha sah jünger aus, als sie war, was Jazz
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