Blut von meinem Blut: Thriller (German Edition)

überraschte. Er hatte sich vorgestellt, dass es einen vorzeitig altern ließ, Billy Dents Schwester zu sein. Doch abgesehen von ein paar grauen Haaren, die sie zur Zierde ihres Haars, das wie das von Billy war, ungefärbt gelassen hatte, sah sie zehn Jahre jünger aus.
    Natürlich sah Billy selbst ebenfalls jünger aus als zweiundvierzig. Vielleicht lag es bei den Dents in der Familie.
    Vielleicht sind wir unsterblich. Vielleicht saugt Billy jedes Mal, wenn er jemanden tötet, die Lebenskraft aus seinem Opfer … Klar doch, Jazz. Und vielleicht ist Billy tatsächlich der Gott, der er immer zu sein behauptete.
    » Hör zu « , begann Samantha. » Falls mich das nichts angeht, dann sag es mir einfach. Und ich bin weiß Gott auch nicht in der Lage, groß zu helfen, aber … du bist Jugendlicher. Und Mom ist im Wesentlichen invalide. Kommt ihr beide, was Geld angeht …? «
    » Wir kommen zurecht « , log Jazz. Er hatte jeden Monat zu kämpfen. Das Haus war zum Glück abbezahlt, aber es gab Rechnungen – Strom, Gas, Wasser, Grammas Medikamente, Kleidung, Essen … Sie hatten Grammas Rente und irgendeine Sache, durch die sie von Großvaters Ableben profitierten, und Billy hatte tatsächlich ein wenig Geld zur Seite geschafft, das die Polizei nicht gefunden hatte, trotzdem war jeder Monat für Jazz, als würde er eine Kettensäge auf der Stirn balancieren. Eine, die lief.
    » Ich hätte nie gedacht, dass ich noch einmal hierherkommen würde « , sagte Samantha bedächtig und starrte in ihren Kaffee. » Dieses Haus. Diese Stadt. Nichts hat sich verändert, oder? Ich meine, es hat sich mehr Zeug im Haus angesammelt, weil sie nie etwas wegwirft, und es gibt jetzt einen Walmart, und der Highway ist ein bisschen breiter, aber es ist immer noch das Lobo’s Nod, in dem ich aufgewachsen bin. Und dieses Haus ist immer noch … « Sie sah zur Decke, als würde dort etwas lauern.
    » Unheimlich « , sagte Jazz für sie.
    » Ja. «
    » Er ist wie ein Geist, nicht? Obwohl er noch lebt? « Jazz kam zu Bewusstsein, dass keiner von ihnen den Namen Billy bisher ausgesprochen hatte. Er fragte sich, ob Samantha es überhaupt tun würde.
    Sie nickte. » Ich hoffe, du hast nichts dagegen – ich habe in deinem Zimmer geschlafen. Es war früher meins, und ich konnte einfach den Gedanken nicht ertragen, in seinem alten Zimmer zu schlafen. «
    Es gab drei Schlafzimmer im Dent-Haus – Grammas, Jazz’ und ein Gästezimmer. Das Gästezimmer war Billys Zimmer gewesen, als er klein war.
    » Schon gut. Ich schlafe im Gästezimmer. Wie lange hast du vor zu bleiben? «
    » Na ja, mein Rückflug ist erst in zwei Tagen. Stört es dich, wenn ich so lange bleibe? Es wäre mühsam, es zu ändern. «
    » Nein, nein, das ist überhaupt kein Problem « , sagte er zu seiner eigenen Überraschung sofort. Mehr noch als um die zusätzliche Hilfe mit Gramma, so wurde ihm bewusst, ging es ihm um den Kontakt mit Samantha. Eine Dent, der es gelungen war, der Schwerkraft von Billy und Lobo’s Nod zu entkommen. » Bleib so lange du willst! «
    » Diese Bilder an der Wand in deinem Schlafzimmer « , sagte sie zögerlich. » Das sind seine Opfer, nicht wahr? «
    » Ja. «
    » Ich habe ein Tuch darübergehängt. Sonst hätte ich nicht schlafen können. «
    » Ist okay. «
    Samantha lächelte traurig. » Das ist jetzt wohl der Punkt, an dem ich eine mütterliche Seite herauskehren müsste oder so. An dem ich mich vergewissern sollte, ob es dir gut geht. Dich fragen, warum du diese Bilder ausgerechnet dort hängen hast, wo du schläfst. «
    » Als Erinnerung « , sagte er und dachte an die Worte » Ich jage Killer «, die er auf seinen Körper tätowiert hatte. » Es ist wohl ein bisschen morbid, aber … «
    » Morbid? « Ein Achselzucken. » Ja, wahrscheinlich. Aber ich verstehe es. Du bist hier mit ihm als Vater aufgewachsen. Ich bin mit ihm als Bruder hier aufgewachsen. Und mit ihr , als sie schon genauso verrückt, aber noch nicht so kindisch war. Und mit deinem Großvater. «
    Jazz beugte sich vor. » Erzähl mir davon « , sagte er etwas zu heftig. Milder fügte er an: » Ich würde es gern wissen. «
    » Wie es war, hier aufzuwachsen? « Sie schauderte. » Ich wüsste nicht, wo ich anfangen sollte. Und außerdem ist es besser für dich, wenn du diesen Mist nicht hörst. Verlass dich drauf. Ich habe ein gutes Stück meines Lebens mit dem Versuch verbracht, damit fertig zu werden, es zu verstehen. Und weißt du was? Es hat nirgendwohin geführt und mich nur