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Blut von meinem Blut: Thriller (German Edition)

Blut von meinem Blut: Thriller (German Edition)

Titel: Blut von meinem Blut: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Lyga
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sich so sehnte.
    In ihrem Geist, der eigentlich klar und untätig sein sollte, blitzten ständig Bilder von Jazz auf. Jazz im Hotelzimmer. Neben ihr im Bett. Auf dem Boden. Jazz im Flughafen, mit ihrem Vater …
    Es half nichts. Sie konnte sich nicht entspannen. Sie stieß frustriert die Luft durch die Nase aus und öffnete die Augen.
    » Whiz! « , japste sie. Sie musste entspannter gewesen sein, als sie gedacht hatte. Oder zumindest abgelenkter – ihr kleiner Bruder hatte es fertiggebracht, sich in ihr Zimmer zu schleichen, ohne dass sie gehört hatte, wie die Tür aufging.
    » Du hast ja so was von Ärger! « , sagte Whiz, und in seiner Stimme lag beinahe etwas wie Ehrfurcht. Er freute sich nicht einmal mehr über die Nöte seiner großen Schwester. Er war einfach nur beeindruckt von dem schieren Ausmaß ihrer Schwierigkeiten. » Ich hätte nicht gedacht, dass du überhaupt solchen Ärger kriegen kannst. «
    » Ich weiß « , sagte Connie scheinbar gleichgültig. Aber lange hielt sie es nicht durch. » Äh, was genau hast du denn gehört? Was haben sie gesagt, während ich fort war? «
    Whiz kam zu ihr gesprungen und ließ sich neben ihr auf dem Bett nieder. » Dad hat geflucht. «
    Auweia. Das war nie ein gutes Zeichen. Als müsste Connie es unbedingt wissen, fuhr Whiz fort, die genauen Ausdrücke herunterzuleiern, die Dad benutzt hatte. Connie blinzelte. Bei einigen von ihnen hätte sie nicht gedacht, dass Whiz sie überhaupt kannte.
    » Was war mit Mom? «
    » Sie hat geweint. Nicht viel. Nur ein bisschen. «
    Connie sank der Mut. Der Zorn ihres Vaters war eine Sache. Aber ihre Mutter zum Weinen zu bringen war eine andere. Sie wusste nicht, wieso, aber ihre Tränen berührten sie tiefer, als es der Zorn ihres Vaters je gekonnt hätte. In gewisser Weise war sie froh, dass ihre Eltern das nicht wussten. Ein derartiges Wissen hätte es ihnen fast schon lächerlich einfach gemacht, sie zu beherrschen. » Tu dies nicht, Connie, und tu das nicht, sonst bringst du deine Mutter zum Weinen . «
    » War es das Ganze wert? « , wollte ihr Bruder wissen. » Du kriegst Hausarrest, bis du achtzig bist oder so. «
    » So lange können sie mir keinen geben. «
    » Aber war es das wert? Du weißt schon … « Und hier sah sich Whiz um, als würden sie überwacht, und senkte die Stimme fast zu einem Flüstern. » S-E-X? «
    So gern Connie ihren Bruder an den meisten Tagen in die Mülltonne gestampft hätte, sie musste zugeben, sie liebte diese kleine Rotznase, die gleichzeitig zu erwachsen und zu kindlich war. Nachdem er eben eine Flut von Dads Schimpfwörtern losgelassen hatte, glaubte er immer noch, das Wort Sex buchstabieren zu müssen.
    » Wir hatten keinen S-E-X « , informierte sie ihn. » Nicht dass es dich etwas anginge. «
    » Das ist gut. Darüber hat sich Mom nämlich echt Sorgen gemacht. «
    » Und Dad nicht? «
    » Dad hat … « Er zögerte. » Egal. «
    » Komm schon. Sag es mir. «
    Whiz schüttelte trotzig den Kopf.
    » Himmel, es ist wieder seine Schwarz-Weiß-Scheiße, oder? Wir sind nicht mehr in den 1960ern. Es ist nicht mehr wie zu der Zeit, als seine Eltern aufgewachsen sind, nicht einmal wie zu der Zeit, als er aufgewachsen ist. Es … «
    » Das ist es nicht « , sagte Whiz leise.
    » Was ist es nicht? «
    » Die Sache mit Schwarzen und Weißen. Das Rassenzeug. «
    Connie sah ihren Bruder an und suchte nach einem Anzeichen in seiner Miene, dass er ihr nur einen seiner Streiche spielte. Aber er war ernst, fast feierlich.
    » Was soll das heißen? Seit ich mit Jazz gehe, heißt es immer ›weiße Männer dies‹ und ›schwarze Frauen das‹ und ›Sally Hemings‹ und … «
    Whiz schüttelte den Kopf. » Das ist ihm egal. Er sagt: ›Sie kann mit einem ganzen Zug weißer Jungs gehen, nur nicht mit diesem.‹ «
    Connie schob das Kinn vor. Sie wusste, was als Nächstes kam. » Woher weißt du das? «
    Whiz verdrehte die Augen. » Mensch, Connie. Ich belausche sie nachts durch die Schlitze der Klimaanlage. Du etwa nicht? «
    Äh, ehrlich gesagt … nein.
    » Es ist die Serienmörder-Geschichte. «
    Natürlich war es die Serienmörder-Geschichte. Ihr Vater traute Jazz nicht. Typisch. Egal, wie sehr Jazz sich bewiesen hatte …
    » Und « , fuhr Whiz fort, » er hat zu Mom gesagt, die Vorstellung, dass dir etwas passieren könnte, macht ihm solche Angst, dass er nicht einmal darüber reden kann mit dir. Und das ganze Rassenzeug ist das Einzige, was ihm einfällt, wie er euch beide getrennt halten kann, ohne

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