Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)
noch eine weite, harte Strecke, mit viel Wind, Regen und Flüchen. Die Skuggi bäumte sich auf, sie hüpfte, versuchte sich zu drehen und wurde bald nach vorn geworfen, dann wieder zurückgezogen.
Endlich kam sie so abrupt zum Stehen, dass alle übereinanderfielen. Doch selbst jetzt packte sie das Meer noch einmal und sog sie wieder zurück, worauf das Schiff so heftig an den Strand geworfen wurde, dass ein hartes Knirschen und ein Krachen ertönte. Onund heulte seine Wut in Wind und Regen hinaus, er musste seinem Schmerz Luft machen, darüber, was mit seinem Schiff passierte, als seien es keine Schiffsplanken, sondern seine eigenen Knochen, die hier brachen. Das plötzliche Kippen des Decks hatte alle zur Seite geworfen, ein paar Männer waren vom Schiff katapultiert worden.
Jetzt kam noch ein mühsames Stück in knietiefem Wasser, in dem die Wellen sie umzuwerfen drohten oder ihnen die Füße wegrissen, während sie sich langsam mit ihren kostbaren Seekisten an den Strand kämpften. Kaetilmund und Holzgucker stapften mit Seilen an Land und suchten nach Möglichkeiten, sie festzumachen.
Endlich waren alle am Ufer und in Sicherheit, und als Krähenbein zum Himmel sah, stellte er fest, dass der Sturm an Stärke noch zunahm. Erschöpft scharten sich die Männer um ihn und trockneten sich die Gesichter.
» Aufgeplatzt wie ein Ei«, schrie Onund und versuchte den Wind zu übertönen. Mehr brauchte er auch nicht zu sagen. Die Skuggi lag am Strand auf der Seite, und man sah deutlich das weiße, gesplitterte Holz.
» Bloß gut, dass wir es geschafft haben, an Land zu kommen«, schrie Holzgucker zurück. » Jetzt brauchen wir einen Schutz gegen das Wetter.«
» Na, wenigstens hat einer von uns einen Freund gefunden«, sagte Murrough und deutete mit der Axt auf die gelbe Hündin, dann ging er lachend den Strand hinauf.
Alle drehten sich um. Ein scheckiger Hund umkreiste die Hündin, und die beiden beschnupperten sich unter den Augen der grinsenden Männer.
» Ach so«, sagte Kaetilmund zu Berto, » und ich dachte schon, deine gelbe Hündin hätte irgendwelche Zauberkräfte, wie Finns Wetterhut oder wie Krähenbein – dabei war sie nur spitz auf diesen Köter hier, das lüsterne Biest.«
» Ein anderer Zauber, mit demselben Ergebnis«, murmelte Rovald. » Aber was viel wichtiger ist – wem gehört der Hund?«
» Das werden wir wohl gleich erfahren«, brummte Gorm und zeigte auf das schwache Licht einer Laterne, die im Wind hin und her schwankte.
Sie gehörte einem Mann, der fest in einen Umhang gewickelt war. Er fluchte, weil sein Hund in einem solchen Wetter davongelaufen war. Und jetzt fand er nicht nur seinen Hund, sondern dieses Rudel Wölfe, worauf er mit einem Angstschrei seine Laterne fallen ließ und in der Dunkelheit verschwand.
» Scheiße«, sagte Vigfus verärgert. » Dabei brauchen wir doch bloß einen Unterschlupf.«
» Und etwas zu essen«, ergänzte ein anderer.
» Ein Bier wäre auch nicht schlecht«, bemerkte Vandrad Sygni. » Und vielleicht ein paar Weiber.«
» Und alles, was es an Gold und Silber hier gibt«, schloss Murrough, und alle lachten, während der Regen ihnen über die Gesichter lief.
Es war nicht schwer, festzustellen, wo der Mann hergekommen war. Bald stießen sie auf eine Gruppe von Häusern, alle fest verschlossen, bis auf das Hauptgebäude, dessen Tür im Wind schlug. Die Bewohner waren geflohen. Murrough ging hinein und fand ein Feuer, darüber einen Kessel, in dem etwas kochte. Es war Grünkohl, den die Eigentümer wohl gerade essen wollten. Einen Eintopf, wie man keinen besseren in Irland findet, stellte er fest, als er gekostet hatte.
» Falls wir tatsächlich in Irland sind«, warf Krähenbein ein und sah Holzgucker vielsagend an, der nur die Schultern zuckte.
» Stürme blasen einen dahin, wo es den Göttern gefällt«, erwiderte er und schlüpfte an Krähenbeins düsterem Blick vorbei in die Wärme des Hauses. Die anderen drängten sich hinter ihm, dankbar dafür, dass sie Wind und Regen endlich entkommen waren. Sie setzten ihre Seekisten ab und schüttelten sich wie nasse Hunde.
Krähenbein schickte Kaetilmund los, um die Außengebäude zu erkunden. Als er wieder zurückkam, berichtete er, dass es hier Lagerräume gebe, außerdem ein Brauhaus, ein ordentliches Kochhaus mit einem Backofen, einen Kuhstall mit zufrieden wiederkäuenden Ochsen – und ein Gebäude, das für Krähenbein am wichtigsten war, einen Pferdestall.
» Fünf Stände, vier kleine Ponys«,
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