Blutbeichte
für möglich, dass er mich noch einmal überfällt?«
»Ich wüsste nicht, warum er das tun sollte, Mr Blake. Er hat die Flucht ergriffen. Ich glaube nicht, dass er wiederkommt. Warum sollte er?«
»Außerdem scheint Ihr Haus sehr sicher zu sein«, sagte Danny. »Hier sind unsere Telefonnummern. Wenn Sie sich Sorgen machen, rufen Sie uns an.«
»Danke.« Blake stand auf. Sie reichten sich die Hände und gingen zur Haustür.
»Hatten Sie schon immer diese Alarmanlage?«, fragte Joe und zeigte auf das Tastenfeld neben der Tür.
Blake schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe sie erst danach installieren lassen.« Er zuckte mit den Schultern. »Aber selbst wenn ich die Anlage vorher gehabt hätte, hätte es nichts geändert, denn ich habe den Mann ja in mein Haus gebeten. Da kann auch die beste Alarmanlage nichts ausrichten.«
»Wir hatten mal einen Fall, da hatte jemand die Kombination seines Safes an die Wand neben der Safetür geschrieben«, sagte Danny. »Und es gibt Leute, die niemals die Sicherheits-Voreinstellung der Fabrik ändern, wozu aber dringend zu raten wäre.«
»Von nun an tue ich alles, was getan werden muss«, versicherte Blake. »Hinterher ist man immer schlauer.«
»Da sprechen Sie ein großes Wort gelassen aus«, sagte Danny.
»Danke, dass Sie gekommen sind. Ich kann von Glück sagen, dass ich mich hier verkriechen kann und nicht in die Welt hinausmuss, wenn ich keine Lust dazu habe.«
Joe dachte an Anna und spürte Schuldgefühle in sich aufsteigen, als er die Parallelen sah. »Danke, dass Sie Ihre Zeit geopfert haben, Mr Blake.«
»Kein Problem«, erwiderte Blake. »Passen Sie auf sich auf.«
13
Rufo saß in seinem Büro, kaute Tabletten gegen Blähungen und sagte sich, dass es an der Zeit sei, rohen Brokkoli von seinem Speiseplan zu streichen. Er beschloss, bei der Gelegenheit gleich auch von ein paar anderen Dingen Abstand zu nehmen. Nur weil etwas gut für den Körper war, musste es nicht unbedingt gut schmecken. Und man musste es auch nicht unbedingt gut vertragen.
»Hallo, Leute«, sagte er, als Joe und Danny sein Büro betraten. »Na, wie ist es gelaufen?«
»Der Mann heißt Blake«, sagte Danny. »Rencher hat ihn überprüft. Er ist sauber. Er wohnt in einem schicken Haus in Brooklyn Heights. Allein schon die Eingangshalle ist ’ne Wucht. Ein Wunder, dass der Bursche bisher noch nie in Schwierigkeiten war. Sieht so aus, als hätte er ’ne Menge Geld.«
»Auf jeden Fall hat er jetzt begriffen, dass Geld ihn nicht automatisch vor Katastrophen bewahrt«, sagte Joe. »Nicht dass Sie mich falsch verstehen, Chef – ich finde es tragisch, was ihm zugestoßen ist.«
»Ist er schwul?«, fragte Rufo.
»Nein.«
»Wie kommt er darauf, er wäre Opfer unseres Täters geworden?«
»Er hat den Fremden in sein Haus gelassen«, sagte Joe. »Und der hat ihn mit dem Gesicht auf eine Kante der Arbeitsplatte geschmettert und eine Waffe auf ihn gerichtet, ohne dass er eine Chance hatte, sich zu wehren.«
»Aber der Trick mit der Brieftasche wurde bei Blake nicht angewandt«, sagte Danny. »Der Mann gab sich als Immobilienmakler aus.«
Rufo rieb sich das Kinn. »Hm. Das macht es uns nicht gerade einfacher.«
»Es gibt nur zwei Dinge, die bei allen Morden gleich abliefen«, sagte Joe. »Der Täter hat die Gesichter seiner Opfer brutal zerschlagen und sie mit einer Waffe vom Kaliber zweiundzwanzig getötet. Das war in allen drei Fällen so. Dem Täter ist es offenbar egal, wie er sein Ziel erreicht. Wenn er erst einmal ins Haus gelangt ist und die Opfer in seine Gewalt gebracht hat, nimmt alles seinen Lauf.«
»Vielleicht geht es ihm allein darum, die Gesichter seiner Opfer zu zerschlagen«, meinte Rufo. »Und er erschießt sie nur, damit sie ihn nicht identifizieren können.« Rufo zuckte mit den Schultern. »Okay, Männer. Bleibt an der Sache dran und haltet mich auf dem Laufenden.«
»Wird gemacht, Chef«, sagte Joe.
Victor Nicotero saß mit einem Bier, einem Notizheft und einem silbernen Kugelschreiber am Küchentisch, als Joe die Küche betrat.
»Hübsches Sicherheitssystem«, spöttelte Joe.
»Patti«, erwiderte Old Nic kopfschüttelnd. »Die Frau ist wie eine Naturgewalt. An Banalitäten wie das Schließen der Türen und das Lichtausschalten denkt sie einfach nicht.«
»Scheint mir auch so«, sagte Joe. »Die Tür stand sperrangelweit auf.«
»Euer Serienmörder hätte mich totschlagen können«, meinte Old Nic.
»Ich glaube, ihm gefällt die Stadt zu gut.«
»Lass uns gehen.
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