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Blutbeichte

Blutbeichte

Titel: Blutbeichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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zurückschlagen würde. Er hob auf, was er da vor die Tür gelegt hatte, was immer es gewesen ist, und ergriff die Flucht.«
    »Hat er Ihnen gesagt, warum er zu Ihnen gekommen war? Warum er Ihnen das angetan hat?«
    »Nein.«
    »Hat er überhaupt gesprochen?«
    »Nein.«
    »Was, glauben Sie, hatte er vor die Tür gelegt?«
    »Ich konnte es nicht erkennen.«
    »Was haben Sie nach dem Angriff getan?«, fragte Joe.
    »Ich habe mich gewaschen, ein paar Schlaftabletten genommen und bin ins Bett gegangen.«
    »Mussten die Wunden denn nicht genäht werden?«
    »Vermutlich, aber es ging auch so. Das heißt …«, Blake zeigte auf sein vernarbtes Kinn, »das hier sicher nicht. Aber ich wollte niemanden sehen und hatte keine Lust, zum Arzt zu gehen. Ich wollte einfach nur ins Bett und eine Nacht darüber schlafen.«
    »Warum haben Sie sich nicht früher gemeldet?«, fragte Joe.
    Blake seufzte. »Ich glaube, dafür gibt es verschiedene Gründe. Wenn man so zurückgezogen lebt wie ich, hat man keine Lust, durch den entsetzlichsten Moment seines Lebens bekannt zu werden. Wissen Sie, was ich meine? Ich kann es nicht ertragen, wenn ich im Fernsehen Menschen sehe, denen ein Mikrofon vor den Mund gehalten wird, nachdem sie soeben eine Explosion oder eine Schießerei überlebt haben. Heutzutage wollen alle Menschen an den Schmerzen anderer teilhaben. Ich finde das widerlich. Erinnern Sie sich an die Zeiten, als man fernsehen oder die Zeitung lesen konnte, ohne immer und überall Blut oder Leichen zu sehen? Als den Zuschauern und Lesern die Grausamkeiten und Abscheulichkeiten größtenteils erspart wurden? Dann aber wurde in den Medien immer mehr vom wahren Gesicht des Krieges und der Gewalt gezeigt. Sicher – das rüttelte die Menschen wach und öffnete ihnen die Augen für das Schlimme, das in der Welt geschieht. Aber der Punkt der Sensibilisierung ist längst überschritten. Jetzt geht es den Medien fast nur noch darum, die lüsterne Sensationsgier zu befriedigen, die angeblich alle Menschen haben. Tatsächlich aber wollen manche Menschen sehen, wie andere eines gewaltsamen Todes sterben oder wie jemand leidet, der soeben die Frau, den Mann oder das Kind verloren hat. Das ist widerlich. Ich will auf keinen Fall so gesehen werden. Ich finde, das ist der schlimmste und abscheulichste Eingriff in die Privatsphäre eines Menschen. Noch schlimmer als der Augenblick, als dieser … Besucher mein Haus betreten hatte.«
    »Ich verstehe. Was Sie uns erzählt haben, Mr Blake, wird niemand erfahren, nur die Sonderkommission«, versprach Joe. »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen.«
    »Danke. Wissen Sie, ich denke dabei auch an meine Nachbarn. Das ist ein weiterer Grund, weshalb ich mich nicht gemeldet habe. Es mag sich verrückt anhören, aber ich habe an die Bürgerinitiative für mehr Sicherheit in unserem Stadtteil gedacht. Diese Leute setzen sich sehr dafür ein, dass wir hier sicher leben können. Sie wären untröstlich, würden sie von der Sache erfahren. Außerdem habe ich mir das gewissermaßen selbst zuzuschreiben.«
    »Das stimmt nicht«, widersprach Danny.
    »Andere Menschen könnten das anders sehen.«
    »Und warum haben Sie sich jetzt bei uns gemeldet?«, fragte Joe.
    »Als ich die Pressekonferenz gesehen habe, hatte ich das Gefühl, Unterstützung zu finden. Ich glaubte, der Polizeipräsident und die Detectives, die in diesen Fällen ermitteln, würden mir helfen. Außerdem war ich überzeugt, für die Männer sprechen zu können, die es nicht überlebt haben.«
    »Wir sind sehr froh, dass Sie mit uns geredet haben, Mr Blake«, sagte Joe. »Es gibt nicht viele Opfer, die mit dem Leben davonkommen.«
    »Warum sucht er sich gerade uns als Opfer aus? Was meinen Sie?«, fragte Blake.
    »Vielleicht gefällt ihm nicht, was Sie und die anderen für ihn repräsentieren«, sagte Danny.
    »Aber …«
    »Wir wissen es nicht genau«, sagte Joe. »Wir gehen verschiedenen Theorien nach. Das Gespräch mit Ihnen hilft uns, mehr Klarheit zu gewinnen.«
    »Glauben Sie, er ist verrückt?«
    »Hatten Sie das Gefühl, dass er verrückt ist?«, fragte Joe.
    »Ich glaube nicht. Ich weiß es nicht. Aber was er tut, ist verrückt.«
    »Schon möglich. Vielleicht aber auch nicht«, meinte Joe. »Wir werden es erfahren, sobald wir ihn gefasst haben.«
    »Sind Sie ihm schon auf der Spur?«
    »Wir haben eine Reihe von Informationen, denen wir nachgehen, und ein paar sehr vielversprechende Hinweise, die wir ebenfalls überprüfen.«
    »Halten Sie es

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