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Blutbeichte

Blutbeichte

Titel: Blutbeichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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nahm er die kleine Muffel heraus, in deren Mitte sich ein Loch befand, das wie ein Zahn geformt war, und legte sie in die Gussschleuder.
    Kelvin kam vorbei und beugte sich über die Schleuder.
    »Ich habe sie schon gespannt«, sagte Valtry.
    Kelvin runzelte die Stirn. »Aber da unten liegt eine Schraube, die abgesprungen ist, Mr Valtry.«
    Valtry errötete. »Ob Sie’s glauben oder nicht, das weiß ich selbst, Kelvin. Trotzdem danke für den Hinweis. Vielleicht könnten Sie die Schraube schnell reindrehen und die Zentrifuge noch einmal spannen …?«
    Kelvin kam der Aufforderung nach.
    Valtry nahm einen Bunsenbrenner in die Hand, der an der Gussschleuder hing, zog die Ofenklappe herunter und zündete den Brenner an dem orange glühenden Schamottstein im Ofen an. »Diese Flamme hier ist nicht heiß genug, um das Gold zu schmelzen, aber wenn ich Sauerstoff zuführe …« Er drehte ein Ventil an einer großen grünen Gasflasche auf, die neben ihm stand, worauf eine dünne blaue Flamme aus dem Bunsenbrenner schoss. »Jetzt habe ich eine extrem heiße Flamme von tausendsechshundert Grad. Das Metall wird in das Loch eingeschossen. Wenn es voll ist, haben wir eine Krone, die aus Metall und nicht mehr aus Wachs besteht.«
    »Sie sollten die Schutzbrillen aufsetzen«, sagte Kelvin.
    »Ja«, pflichtete Valtry ihm bei. »Würden Sie unseren Freunden bitte Brillen geben?«
    Kelvin reichte ihnen Schutzbrillen. »Sehen Sie sich das an und schauen Sie dann weg. Blicken Sie nicht zu lange darauf.«
    »Er benutzt heute Gold«, erklärte Valtry den Detectives. »Deshalb legen wir den Goldbarren in den Tiegel hier. Ich nehme die Muffel …«
    Kelvin zeigte auf den Tiegel. »Vergessen Sie nicht, ihn vorzuwärmen.«
    »Danke, Kelvin.« Valtry bemühte sich um einen unbeschwerten Tonfall, doch es misslang ihm. »Ich nehme den Brenner und wärme den Tiegel hier zuerst vor, bis er kirschrot ist. Dann lege ich den Goldbarren in den Tiegel. Mit diesem Brenner schmelze ich das Gold, bis es flüssig ist. Das dauert ungefähr sechzig Sekunden. Ich nehme die Muffel aus dem Ofen und lege sie hier vor den Tiegel. Wenn ich den Deckel schließe, rotiert die Zentrifuge, und das Gold wird durch die Zentrifugalkraft perfekt in die Gussform eingeschossen. Eins, zwei, drei …«
    Er schloss den Glasdeckel, worauf die Zentrifuge sich mit hoher Geschwindigkeit drehte und nur noch ein blendend weißer Lichtkreis zu sehen war.
    »Vielleicht sollten wir das Gas abstellen«, schlug Kelvin vor. »Ich mach das schon.«
    »Danke«, sagte Valtry.
    Kelvin schaltete den Bunsenbrenner aus, zog den Schlauch von der Gasflasche und stellte den Sauerstoff ab.
    »Das hätten wir.« Valtry betätigte einen Hebel an der Maschine und drückte auf einen roten Knopf, öffnete den Deckel und nahm die Muffel mit einer Zange heraus.
    »Das lasse ich jetzt eine Stunde liegen, damit es auf Raumtemperatur abkühlt. Wenn ich es aufbreche, finden wir darin einen Goldzahn. Der muss noch geschliffen und poliert werden. Wenn dieser Vorgang beendet ist, beginnt die kosmetischeArbeit – die Verblendung mit Keramik oder Porzellan –, sodass der Zahn sein endgültiges Aussehen erhält. Aber wir brauchen diese Metallbasis, um größere Stabilität zu erreichen.«
    »Es sind also die Reste, die beim Schleifen und Polieren anfallen, die in die Scheideanstalt geschickt werden?« Joe wollte eine Bestätigung haben für das, was er bereits wusste.
    »So ist es.«
    »Okay. Danke, dass Sie uns gezeigt haben, wie Sie arbeiten.«
    »Kein Problem«, sagte Valtry.
    Ushi Gahr lächelte sie an, als sie an ihr vorbeigingen. Auf dem Gang drehte Joe sich zu Danny um. »Gas, Bunsenbrenner, Flammen, geschmolzenes Metall … hübsche Werkzeuge, mit denen ein Irrer hier spielen könnte.«

21
    Shaun lümmelte sich mit einer Flasche Bier in der Hand und einer Packung Tortilla Chips auf dem Schoß vor dem Fernseher.
    »Das darf doch wohl nicht wahr sein«, stieß Joe hervor. »Es ist Montagabend sieben Uhr, Shaun. Meinst du wirklich, es ist eine gute Idee, jetzt Bier zu trinken?«
    »Ja.« Shaun starrte auf den Bildschirm und setzte sich die Flasche an die Lippen.
    Joe beobachtete ihn ein paar Sekunden lang, bis ihm der Kragen platzte.
    »So geht das nicht!« Er ging zu Shaun und riss ihm die Flasche aus der Hand.
    Shaun richtete sich auf. »He! Was soll das?«
    »Mir reicht’s jetzt«, rief Joe. »Dein Benehmen widert mich an.«
    »Na und?«
    »Halt die Klappe!«
    Shaun riss den Mund auf.
    Joe setzte sich und

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