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Blutbeichte

Blutbeichte

Titel: Blutbeichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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man werden kann, wenn man ständig in kleinen Dingen lügt? Und wie viel einfacher es dann ist, auch in großen Dingen zu lügen?« Sie schüttelte den Kopf. »Es hat mich wahnsinnig gemacht. Und am Ende hat man das Gefühl, man sei verrückt. Das war das Schlimmste.«
    »Sie haben bei unserem ersten Gespräch gesagt, dass die Beziehung im Bösen endete«, sagte Joe.
    »Als ich herausbekommen hatte, dass er mich betrogen hat, bin ich gegangen.«
    »Haben Sie es ihm ins Gesicht gesagt?«
    »Nein. Das ist nicht meine Art. Ich bin einfach gegangen. Ich habe ihm nur ein paar Zeilen geschrieben, dann war ich verschwunden.«
    »Hat er anschließend versucht, Verbindung zu Ihnen aufzunehmen?«
    »Ja, ein oder zwei Mal in den Wochen darauf, aber er war nicht allzu hartnäckig.«
    »War er jemals gewalttätig?«
    »Nein.« Sonja schaute die Detectives an. »Sie glauben doch nicht … o Gott, Sie glauben doch nicht etwa, er könnte etwas mit Deans Tod zu tun haben?«
    »Wir wollen nur mit Ihnen reden«, sagte Joe. »Und ein paar neue Erkenntnisse gewinnen.«
    »Nein, er war niemals gewalttätig. Nur damals in dem Restaurant, als er durchgedreht war, aber das war keine körperliche Gewalt …« Sonja verstummte. Sie erkannte, dass sie vermutlich etwas gesagt hatte, das die Detectives schon häufig von Unschuldigen gehört hatten, die in Mordermittlungen verwickelt waren.
    »Nur weiter«, sagte Joe. »Was wollten Sie sagen?«
    »Nachdem unsere Beziehung zerbrochen war, wollte icheine Zeit lang unbedingt herausfinden, warum Alan so gewesen ist.«
    »Warum?«, fragte Joe.
    »Vor allem, um mich davon zu überzeugen, dass es nicht verrückt von mir gewesen war, eine Beziehung mit ihm einzugehen, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    »Ja.« Joe nickte.
    Sonja fuhr fort: »Es stellte sich heraus, dass er mir größtenteils Unsinn erzählt hatte. Er hatte behauptet, sein Vater sei Multimillionär, und ihnen gehörten Häuser in der ganzen Welt, und seine Mutter würde bei den Vereinten Nationen als Dolmetscherin arbeiten. Es war unglaublich, wie detailliert er alles geschildert hat. Aber einiges stimmte auch. Seine Familie wohnte in einem riesigen Haus in einem hübschen Viertel von Maplewood, aber sie hatten nicht viel Geld. Sein Vater hatte das Haus gebaut. Ihm gehörte eine Baufirma, die dann aber pleite ging. Er hatte zwar das Haus, aber kein Geld, obwohl es so aussah, als wären sie reiche Leute. Und seine Eltern schienen ihre Kinder dazu anzuhalten, genau das zu erzählen und sich auch so zu verhalten. Ich glaube, Alan hat schon als Kind das Lügen gelernt. Er hatte sechs Geschwister, stand aber nur einer Schwester nahe, die später ums Leben kam. Er trug nicht die geringste Schuld daran, fühlte sich aber schuldig, weil er in der Nacht, als es passierte, seinen Eltern nicht verraten hatte, wohin die Schwester gegangen war. Sie hatte sich mit ein paar Freunden in einem Steinbruch getroffen. Wenn ihr Vater es gewusst hätte, hätte er es ihr verboten, denn es war gefährlich, weil es in der Woche heftig geregnet hatte. Der Untergrund in dem Steinbruch gab nach, und sie stürzte in die Tiefe und starb kurz darauf.«
    »Woher wissen Sie, dass das alles stimmt?«
    »Für seine Eltern war es der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Nach dem Unfall haben sie gänzlich mit Alan gebrochen. Es muss sehr schwer für sie gewesen sein.Dean Valtry kannte Leute, die bei dem Unfall dabei waren; deshalb wusste ich, dass die Geschichte stimmte. Ich habe auch mit Alans Mutter gesprochen. Mir tat es schrecklich leid für ihn. Man hätte meinen sollen, dass das für ihn ein Grund gewesen wäre, mit dem Lügen aufzuhören, nicht wahr? Aber er war wie besessen.«
    »Glauben Sie, er könnte sich geändert haben? Dass er jetzt vielleicht die Wahrheit sagt?«, fragte Danny.
    Sonja lächelte. »Ich glaube, es dürfte jetzt sogar noch schwieriger festzustellen sein, ob er lügt oder nicht. Ich bin nicht dumm, aber er hat mich immer wieder zum Narren gehalten. Und das ist Jahre her. Er müsste jetzt ein sehr geübter Lügner sein.« Sie verstummte kurz. »Manchmal erzählte er die Wahrheit, manchmal veränderte er sie, und dann wieder stimmte kein Wort von dem, was er sagte.« Sonja schaute die beiden Detectives an. »Es braucht Ihnen nicht peinlich zu sein, dass er Sie hereingelegt hat. Für Alan macht es keinen Unterschied, ob er lügt oder die Wahrheit sagt. Er könnte vor Ihnen sitzen, und Sie würden nicht das kleinste Zucken in seinem Gesicht

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