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Blutbeichte

Blutbeichte

Titel: Blutbeichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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Colt-Embry-Heimes um, die sich in der Eingangshalle um sie versammelt hatten. »Okay. Dann wollen wir uns mal nass regnen lassen.«
    Mary wollte zur Tür.
    Magda ergriff ihren Arm. »Bist du sicher, dass du dich nicht zum Essen mit uns treffen willst?«
    »Ja«, sagte Mary.
    »Ich könnte dich begleiten«, bot Magda an. »Dann treffen wir uns mit den anderen vor dem Kino.«
    »Nein, kein Problem.« Mary hielt ihr Smartphone hoch und wechselte zwischen den Displays mit einer Wegbeschreibung zur Kirche und einer Straßenkarte von dort zum Kino. »Ich möchte gerne allein sein. Danke, Magda. Ich treffe mich dann um acht Uhr mit euch.« Sie winkte kurz, zog die Kapuze über ihren Kopf und lief hinaus in den Regen.
    Die St. Martin’s Church war fast leer. Nur die letzten Gemeindemitglieder, die die Abendmesse besucht hatten, hielten sich noch hier auf. Sie saßen in den Bankreihen neben dem Mittelgang oder standen am Altar und warfen Geld für Opferkerzen durch einen Schlitz. Der Geruch des Weihrauchs und nasser Regenschirme lag in der feuchten Luft. Mary knietesich in eine Bankreihe hinten in der Kirche und legte ihre Tasche neben sich. Sie betete zu jedem Heiligen, dessen Statuen an den Wänden auf Säulenplatten montiert waren, und verlor sich in Worten, ohne auf die Geräusche ringsherum zu achten. Sie fühlte sich David und ihren Eltern nahe – fern der schlimmen Dinge, die geschehen waren. Es war schön, Gebete aus ihrer Kindheit zu sprechen und in dunkler Zeit Trost zu finden.
    Nach einer halben Stunde nahm sie ihre Handtasche und ging zur Tür. Sie griff in ihre Jackentasche, um ihr Smartphone herauszuziehen. Es war nicht da. Sie klopfte die anderen Taschen ab. Nichts. Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie schaute sich nach Leuten um, die sie beobachteten, doch im Grunde war es ihr egal. Sie kippte den Inhalt ihrer Tasche auf die feuchten Fliesen: Make-up, Notizblöcke, lose Seiten, eine Haarbürste, Pflaster, Kopfschmerztabletten … einige Dinge rollten davon, Papier segelte durch die Luft, doch Mary sah nur, dass ihr Pocket-PC nicht da war. Er war ihr Gedächtnis. Und jetzt war er verschwunden.
    »Oh nein!«, stieß sie hervor. »Das darf nicht sein!«
    Sie zog das Futter aus der Tasche und untersuchte es nach Löchern. Dabei brach sie in Tränen aus. Sie geriet in Panik; ihr Herz klopfte zum Zerspringen. Ihre Finger zitterten, als sie alles wieder in die Tasche warf. Es gelang ihr, die Kirchentreppe mit unsicheren Schritten hinunterzusteigen, durchs Tor zu gehen und auf die Straße zu treten, wo sie den ersten Passanten ansprach, den sie sah.
    »Ich suche die Colt-Embry-Klinik«, sagte sie.
    Der Mann zuckte mit den Schultern und ging wortlos weiter. Erst der vierte Passant, den Mary ansprach, half ihr, beschrieb ihr den Weg und fügte noch weitere Angaben hinzu, die Mary sich jedoch nicht merken konnte. Sie zog ihren Notizblock aus der Tasche und schrieb alles auf, ohne die Verwunderung des Mannes zu beachten.
    Sie ging mit schnellen Schritten, begann bald zu laufen,während ihre Blicke zwischen dem Notizblock und dem Bürgersteig hin und her huschten, damit sie das Smartphone auf keinen Fall übersah, falls sie es auf dem Weg zur Kirche verloren hatte. Schließlich erreichte sie das Wohnheim und sah das einladende Licht an der Rezeption, die jedoch nicht besetzt war. Alle waren weggegangen.
    Mary nahm ihren Schlüssel in beide Hände, als sie die Eingangstür aufschloss und das Gebäude betrat. Mit schnellen Schritten lief sie zu den Aufzügen und drückte auf den Knopf zu dem Stockwerk, auf dem sich ihre Wohnung befand. Dabei führte sie Selbstgespräche, um sich zu beruhigen. Ob ihr Smartphone auf dem Bett lag? Natürlich, sie hatte es bestimmt dort liegen lassen! Oder es lag auf dem Boden, oder neben dem Waschbecken im Badezimmer. Oder in der Küche auf der Anrichte …
    Oder es war weg. Ja, vielleicht war es weg. Bestimmt war es weg. Aber hatte sie es in der Eingangshalle nicht noch gehabt?
    Mary erinnerte sich nicht. Schreckliche Angst erfasste sie, doch äußerlich war ihr kaum etwas anzumerken. Hätte jemand sie jetzt gesehen, hätte er sie für eine entschlossene junge Frau gehalten und nicht vermutet, dass ihr Rettungsanker verschwunden war und ihre Welt jeden Augenblick zusammenbrechen könnte.
    Im ersten Stock stieg Mary aus dem Aufzug aus und lief an der Bücherei vorbei. Sie erreichte ihre Wohnungstür und drückte sie auf, kaum dass sie den Schlüssel im Schloss gedreht hatte. Sie stürmte ins

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