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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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schüttelte er zwei der weißen Tabletten heraus, schluckte sie trocken, schob das Fläschchen auch wieder in die Hosentasche. Zitterte seine Hand?
    Der Beutel segelte achtlos hinter seinen Sitz.
    Gleich darauf folgten die Bandagen von seinen Händen.
    Als er den Schlüssel ins Zündschloss steckte und den Motor startete, sah er wieder stur nach vorne. Auch als er anfuhr, aus der verlassenen Gasse, in der er die Viper geparkt hatte, in eine nur wenig befahrene Seitenstraße einbog, änderte sich nichts an seiner Haltung. Ich drückte mich tiefer in meine Ecke. Versuchte, möglichst ruhig zu atmen – ich hatte schon Mühe, es überhaupt zu tun.
    Die nächste Abzweigung. Wir hielten auf eine Kreuzung zu. Die Ampel stand auf Grün. Ein Teil von mir hoffte, sie würde auf Rot umspringen. Sie tat mir den Gefallen nicht.
    Wieder eine Kreuzung. Es ging nach rechts. Vorbei an einer kleinen Mall, die noch immer hell erleuchtet war; einem Kino; ein paar Meter weiter ein Diner, am Tresen saßen noch mehrere Männer.
    Er bog auf die Straße ein, die aus der Stadt herausführte. Nur
wenige Wagen kamen uns hier entgegen. Kein Wunder, immerhin war es schon fast Mitternacht. Dann hatten wir auch die letzten Häuser hinter uns gelassen.
    Draußen huschten Felsen und Büsche vorbei, die, wusste der Himmel wie, in der Hitze gedeihen konnten. Immer wieder ging sein Blick in den Rückspiegel. Wartete er auf Cris’ Porsche?
    »Was sollte das?« Ich schrak zusammen, als er unvermittelt doch sprach. »Warum hat er dich hierhergebracht? Wessen Idee war das? Seine? Deine? Wie kann er nur so verantwortungslos sein?« Er schüttelte den Kopf, stieß ein Schnauben aus. »Wie kann ich nur etwas anderes von ihm erwarten? Inzwischen müsste ich es doch besser wissen.«
    Ich musste mehrmals schlucken, bevor mein Mund nicht mehr zu trocken zum Sprechen war. »Cris hat sich Sorgen gemacht! «, brachte ich endlich schwach hervor. Im Seitenspiegel sah ich den Schein eines weiteren Scheinwerferpaares hinter uns näher kommen.
    »Sorgen? Cris?« Sein hartes Lachen war eher ein Knurren. »Wenn du ihn in Schutz nimmst, okay; aber lüg mich nicht an. Cris macht sich um niemanden Sorgen. Nur um sich.«
    »Ich lüge nicht! Er wollte …«
    »Was? Dir die Bestie im Käfig zeigen? Das hat ja wunderbar geklappt. Hast du gesehen, was du sehen wolltest? Dann weißt du ja jetzt endlich, was ich für ein Monster bin. Jede Nacht. Und inzwischen immer mehr auch bei Tag. Zufrieden?« Er versetzte dem Lenkrad einen wütenden Schlag. »Hat er auch nur eine Sekunde daran gedacht, dass das Ganze gefährlich werden könnte? Keiner von euch beiden hatte da etwas verloren. Keiner! Er nicht und du schon gar nicht!«
    »Warum nicht? Du warst doch auch da.« Vielleicht war
es dumm, ihm zu widersprechen und ihn noch mehr zu reizen: Aber ich würde mich von niemandem Lügnerin nennen lassen!
    »Ja, klar. Ich war aber auch nicht zum ersten Mal dort. Inzwischen kenne ich die Typen. Und ich habe einen gewissen Ruf.« Er zischte. »Leonard hat die Finger in allem, was illegal ist. Mit ihm legt man sich nicht an. Auch ich nicht. Zumindest nicht, wenn Zeugen dabei sind. Ich muss die Hermandad nicht am Hals haben. Und den Ordre auch nicht. Nicht wegen diesem Bastard. Nicht noch mehr, als ich sie ohnehin schon am Hals habe.« Wieder drosch er die Handfläche gegen das Lenkrad. »Wenn es um Geld geht, ist Leonard jenseits von humorlos. Vor allem wenn es sein eigenes ist. Ich wusste, dass er diesmal einiges auf mich gesetzt hat.«
    »Warum hast du dann aufgegeben?«
    Er sah mich an, biss die Zähne zusammen, schüttelte den Kopf, sah wieder auf die Straße.
    »Warum hast du aufgegeben, wenn es so gefährlich war?«
    »Vergiss es!«
    »Warum hast du aufgegeben?«
    »Weil ich ein Idiot bin. Darum. – Und jetzt vergiss es!«
    Ich schwieg, sah aus dem Fenster. »Es tut mir leid, wegen der Uhr«, sagte ich irgendwann leise.
    Er schnaubte hart. »Die Uhr interessiert mich nicht. Meinetwegen hätte sie zehn Mal so viel wert sein können. Solange ich nur euch beide da rausbekommen habe. – Aber Leonard wird herausfinden wollen, wie jemand wie ich an eine Patek Philippe kommt.« Seine Hände öffneten und schlossen sich immer wieder um das Lenkrad. »Wie gesagt: Vergiss es! Das soll mein Problem sein, nicht deines.«

    Glaubte er tatsächlich, er konnte mich damit abfertigen wie ein kleines Kind? »Wenn das so ein Problem ist: Warum hast du ihn dann nicht einfach mit Hexerei dazu gebracht, uns

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