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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Intensivstation liegst.« Sichtlich verständnislos schüttelte er den Kopf. »Warum zum Teufel hast du nicht zugelassen, dass er dich anfasst? – Nach allem, was ich aus ihm rausbekommen habe und was Cris mir erzählt hat … Die Viper ist Schrott.«
    Ich drückte die Hände auf die Bettdecke. »Hätte es etwas geändert?«
    Fernán starrte mich an. »Etwas geändert?«, wiederholte er dann. Fassungslosigkeit sprach aus seinem Ton. »Es hätte verhindert, dass du auch nur einen Kratzer abbekommen hättest.«
    Jetzt starrte ich ihn an.
    Er ließ ein abfälliges Schnalzen hören. »Hexerei, Liebling. Ohne Siegel. Ziemlich mächtige. Allerdings braucht es für diesen Zauber Hautkontakt.«

    Ich brachte keinen Laut heraus. Er hatte versucht … ? Natürlich. Er brauchte mich lebend. Ich krallte die Finger fester in die Bettdecke.
    »Wie viel … wie viel von seinem Blut …?« Ich verstummte, machte eine fragende Handbewegung.
    »So viel du gebraucht hast. Das Blut eines Hexers der Hermandad ist nichts, womit ich herumspiele. Außerdem hat Cris mir von deiner Reaktion erzählt, als er dir gesagt hat, dass wir dir schon einmal etwas von Joaquíns Blut gegeben haben.«
    Cris, der irgendwo in einem anderen Zimmer wartete und sich Sorgen um mich machte. »Wiev-«
    »Nicht viel. Ein paar Hundert Milliliter. – Keine Angst, ich handle nicht mehr gegen den Willen meiner Patienten, als ich unbedingt muss.« Fernán richtete sich wieder auf und trat zurück. »Und nachdem es dir gut genug geht, dass ich dich nach Hause gehen lassen kann, solltest du versuchen aufzustehen.«
    Ich brauchte einen Augenblick, bis ich begriff, was er von mir wollte. Verwirrt blinzelte ich. »Wollen Sie mich denn nicht noch einmal untersuchen?«
    »Das habe ich bereits getan. Ich habe nur noch darauf gewartet, dass du aufwachst. Und außerdem: Denkst du tatsächlich, Joaquín hätte dich zu mir gebracht, wenn ich ›nur‹ ein einfacher Arzt wäre?«
    Die Antwort war eindeutig: nein. – Aber er fühlte sich nicht wie einer von ihnen an.
    »Es wird sich anfühlen, als hättest du mit den Nachwirkungen einer leichten Gehirnerschütterung zu tun und als wären deine Rippen geprellt. – Lass es in den nächsten Tagen ruhig angehen. Keine Kraftanstrengungen. Faul in der Sonne liegen. Dich verwöhnen lassen.«

    »Sie sind nicht wie … wie …« Ich verstummte hilflos.
    »Joaquín? Cristóbal? – Oder Rogier?« Er nahm etwas vom Fußende des Bettes. Ein Kleid. In weichen, ineinanderfließenden Grüntönen. »Nein. Außer dass ich so etwas wie der Familienarzt der de Alvaros bin und in San Isandro lebe, habe ich mit der Hermandad nichts zu tun. Sieht man einmal davon ab, dass ich mit einer Sanguaíera verheiratet bin.«
    Hatte er nicht behauptet, nicht ›nur‹ ein einfacher Arzt zu sein? Unwillkürlich runzelte ich die Stirn. Es entging ihm nicht. Einen Moment zögerte er. »Ich war ein Heiler des Ordre des Sorciers, Lucinda«, erklärte er mir dann.
    Der Ordre des Sorciers? Aber Tante María hatte immer gesagt … Ursprünglich hatten alle Hexer zum Ordre des Sorciers gehört. Bis einige sich von ihm losgesagt und dem Teufel zugewandt hatten: die Hexer der Hermandad. Seitdem begegneten sich die Hexer der Hermandad und die des Ordre des Sorciers mit … Misstrauen – bestenfalls. »Wie …?« Wie konnte es da sein, dass ein Heiler des Ordre mit einer Blutbraut der Hermandad verheiratet war? Ich biss mir zu spät auf die Zunge.
    »Wie das geht? – Liebe, Lucinda. Liebe und eine gute Portion Hartnäckigkeit. Und noch mehr Glück.« Er legte das Kleid auf den Stuhl und streckte mir beide Hände hin. »Wenn ich darf, würde ich dir gerne als dein Arzt beim Aufstehen behilflich sein. Nur um sicherzustellen, dass dir nicht schwindlig wird.« Mit einem schnellen, irgendwie unwilligen Blick schaute er zur Tür, dann hatte ich wieder seine ungeteilte Aufmerksamkeit. »Während du dich anziehst, rette ich meinen Teppich. – Wollen wir es versuchen?«
    Ich zögerte, sah auf seine Hände. Das Nachthemd hing irgendwo
um meine Knie zusammengebauscht. Wie weit würde es noch hochrutschen, wenn ich die Beine über den Bettrand schob?
    Fernán ließ die Arme sinken und wandte mir den Rücken zu. »Sag Bescheid, wenn du so weit bist.«
    Mir schoss das Blut in die Wangen.
    Es fühlte sich tatsächlich an, als seien meine Rippen geprellt, als ich endlich auf der Bettkante saß, die Füße in der Luft baumelnd, die Decke noch immer über dem Schoß. Fernán drehte

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