Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Titel: Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
Vom Netzwerk:
Bibliothekar. Herr Kreuzer kommt sogar persönlich in die Kreisbehörde.«
Walter nickte anerkennend. »Fahren wir!«

Peter Kreuzer erschien mit einer unerwartet großen Anzahl an Büchern. Dickleibigen Nachschlagewerken, Festeinbänden und auch etlichen Paperbacks, die Judith fast entmutigten. »So viel?« Wie sollte sie das schaffen?
Walter Dreyer war schon zu Thomas Ritter gegangen, um sich dort umzuhören.
Sie betrachtete die Bände, von denen der älteste ein gutes Jahrzehnt nach Kriegsende gedruckt worden war. Und offenbar bot der Stoff immer noch genügend Anlass für neuere Werke.
Das letzte war erst kürzlich erschienen, wie Kreuzer zu berichten wusste. »Keine Bange, ich helfe Ihnen. Was müssen Sie denn wissen?«, bot er freundlich an.
»Aufgaben, Ausbildung in speziellen Techniken, welche Waffen, Angehörige.« Einen Namen wollte Judith Brunner nicht nennen.
Beide schlugen die Bücher auf, überflogen die Inhaltsverzeichnisse und begannen zu blättern. Es war ein völlig neues Thema für Judith und sie wünschte sich viel mehr Zeit. Während des Lesens tauschte sie ihre Informationen mit denen des Bibliothekars aus, und bald ergab sich schon ein erstes Bild: Die »Division Brandenburg« war tatsächlich Teil des Spionagedienstes der Deutschen Wehrmacht gewesen. In einer Kaserne in der Nähe der Stadt Brandenburg wurden die Männer für Aktionen hinter den feindlichen Linien ausgebildet, als Spezialisten für Sabotage und Mord. Als geheime Sondereinheit bereitete sie vor den regulären Truppen die Überfälle der Wehrmacht vor, sicherte kriegswichtige Bauten oder zerstörte Verkehrswege und Brücken des Gegners. Während des Vormarschs der Wehrmacht war die Bedeutung der Division enorm, gegen Ende des Krieges wurde sie dann in die SS überführt.
Judith Brunner hatte nun keinen Zweifel mehr, dass ein Ausbilder dieser Elitetruppe durchaus in der Lage war, Menschen professionell und kaltblütig zu töten. Sie merkte, wie sich in ihr eine Aversion gegen Karl Busch aufbaute. Dabei hatte sie noch nicht einmal viele Worte mit ihm gewechselt. Jedoch war ihr auch bewusst, dass bis jetzt alles nur Hypothesen waren und ihre Schlüsse nicht stimmen mussten. Viel würde vom heutigen Verhör abhängen.
Die allgemeinen Informationen hatte sie nun, für tiefer gehendes Lesen blieb ihr keine Zeit. Beim Durchblättern der Bücher, die sie noch gar nicht genutzt hatte, stieß sie in einem Anhang auf ein Namensregister. Neugierig schaute sie nach, ob Busch vielleicht aufgeführt wurde. Allerdings, gleich unter »A« wurde sie überrascht: »Ahlsens, Paul« stand da, deutlich schwarz auf weiß! Und auch »Busch, Karl« wurde aufgelistet. Was hatte das nun wieder zu bedeuten?
Judith versuchte angestrengt, diese Fakten in ihre bisherigen Überlegungen einzuordnen und bemerkte kaum, dass Peter Kreuzer sie ansprach: »Beachtenswert, nicht wahr? Ich muss gestehen, dass ich davon noch nie gehört hatte, bevor Sie mich heute Morgen um diese Bücher baten.«
»Geht mir genauso. Bei Ermittlungen werde ich öfter mit Dingen konfrontiert, von denen ich nicht mal ahnte, dass sie existieren.« Für freundliche Konversation hatte Judith Brunner jetzt aber keine Zeit, so dankbar sie für die Hilfe des Bibliothekars auch war. Sie blickte auf ihre Uhr.
Doch auch Peter Kreuzer wollte sich schnell verabschieden. Er ließ ihr die Bücher da und wünschte noch einen erfolgreichen Tag.
     
     
    ~ 60 ~
     
    Auf der kurzen Fahrt zum Bahnhof blieb Judith kaum Zeit, Walter alles über die Brandenburger zu erzählen. Besonders die gemeinsame Vergangenheit von Paul Ahlsens und Karl Busch war ein verblüffender Aspekt.
Inzwischen waren sie angekommen und parkten wenig entfernt von der Stelle, an der Heitmann ermordet worden war. Es war ein seltsames Gefühl, am Tatort einen beigefarbenen Kleinwagen stehen zu sehen, dessen Fahrer arglos den Platz der Ahlsensschen Nobelkarosse eingenommen hatte.
Die Zeit für Berufspendler und Schüler war längst vorbei und der nächste Zug würde erst in gut einer Stunde abfahren, sodass sie von sehr wenig Betrieb am Fahrkartenschalter ausgehen durften. Es konnte also losgehen. Judith atmete tief durch.
In der kleinen Bahnhofshalle war weit und breit kein Mensch zu sehen.
Karl Busch saß an seinem seitwärts zum Schalterfenster gestellten Schreibtisch und blätterte in einem Ordner.
Judith klopfte an die Scheibe des Schalters.
Rasch kam er nach vorn in der Annahme, Fahrkarten verkaufen zu müssen.

Weitere Kostenlose Bücher