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Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Titel: Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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Rumänien, Erdöl sichern.« Sein Tonfall grenzte mit einem Mal an Herablassung. Er sah eine Möglichkeit, vom eigentlichen Thema etwas abzulenken.
»Erdöl sichern?« Davon hatte Judith bei ihrer flüchtigen Recherche nichts gelesen.
Busch klärte sie auf. »Deutschland hat kein nennenswertes eigenes Vorkommen, und welche Bedeutung das Erdöl für die Kriegsführung hat, brauche ich Ihnen ja wohl kaum zu erklären. Die nächstgelegenen Ölreserven waren jedenfalls die in Rumänien und damals hat Deutschland mehr als drei Viertel der rumänischen Ölprodukte gekauft. Es eignete sich sowohl zur Herstellung von Kraftfahrzeugtreibstoffen als auch von Flugbenzin.«
»Und was haben Sie dort genau gemacht?«
»Sagt Ihnen Polesti etwas? Natürlich nicht.« Busch stellte es nur fest. »Polesti war zu der Zeit das Zentrum der rumänischen Erdölindustrie. Eine Goldgräberstadt, mit allem, was dazugehört: Abenteurer, Glücksritter, Mädchen, Bettler, einfach alles.«
»Und was hat das mit Ihrer Dienstzeit bei der Wehrmacht zu tun?« Judith Brunner bemerkte, dass sich Busch, nun, als es um militärische Dinge ging, Walter Dreyer zuwandte.
»Nun, dort befanden sich mehr als ein Dutzend Raffinerien, bedeutende Anlagen unterschiedlichster Eigentümer.«
»Und?« Walter übernahm übergangslos das Gespräch.
»Die Rumänen hatten ein Gesetz erlassen: Wer seine Lieferverträge, egal mit wem, nicht erfüllte, dessen Erdölfirmen konnten sie enteignen. So waren also auch Franzosen und Briten gezwungen, den Deutschen selbst im Krieg weiter Öl zu liefern. Stellen Sie sich das mal vor! Bis zum Sommer 1944 ging das so. Die betroffenen Firmen drosselten zwar ihre Produktion, doch einstellen konnten sie sie nicht, ihre Heimatländer benötigten ebenfalls das nahe Öl.«
»Und wo kommen Sie nun ins Spiel?«
»Nach einigem Auf und Ab mit dem Ölpreis an den Börsen, was Deutschland jedoch nicht von den Lieferungen abkoppeln konnte, griff man seitens der Alliierten zu anderen Mitteln: Immer mehr Ausländer, vor allem Engländer, kamen ins Land, als Touristen, Praktikanten oder sonst etwas getarnt. Die Rumänen begannen nun, um ihren Trumpf zu bangen. Jeder im Land wusste, dass dies militärische Angehörige in Zivil waren. Schon im Ersten Weltkrieg hatten Engländer und Franzosen den Rumänen die Anlagen sowie die gesamte Infrastruktur im Ölfördergebiet fast komplett zerstört.«
Der Vortrag, den Busch hier bot, bewies überdeutlich, dass beileibe kein Dummkopf am Tisch saß. Wer war Karl Busch wirklich? Walter hörte ihm aufmerksam weiter zu.
»Und diese Sorge nutzten wir einfach aus. Im Kampf war das Gebiet nicht unversehrt einzunehmen. Und Deutschland musste handeln, bevor die Alliierten alles zerstören konnten. Schon im Dezember 1939 wurden die ersten von uns ins Ölgebiet eingeschleust, mit falschen Identitäten, falschen Ausweisen und mit ausreichend Geld. Die Aufgabe lautete, das Ölgebiet vor der Zerstörung zu schützen. Deutschland brauchte dieses Öl im Krieg. In falschen Uniformen gelangten wir aufs Gelände. Als Teil der rumänischen Wachmannschaften kontrollierten wir fortan auch die Anlagen von englischen und französischen Firmen. Und wir haben einige Sabotageakte verhindert, das kann ich Ihnen versichern!«
Das glaubte Walter Dreyer ihm gern. Über die Methoden dachte er lieber nicht nach; Judith hatte ihm gesagt, dass alle Brandenburger im Nahkampf ausgebildet waren. Busch hatte sich in Rage geredet, sodass Walter einen Überrumplungsversuch wagte. »Hm, und dort haben Sie zusammen mit Paul Ahlsens gedient?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen, er hat es aber behauptet.« In dem Moment stockte Busch. Er wusste, dass er einen weiteren Fehler gemacht hatte, einen wesentlich gravierenderen als den mit der offenen Bürotür.
Judith Brunner hakte sofort nach: »Behauptet?«
Busch blieb still. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Alles könnte seine Probleme nur noch vergrößern. Doch um eine Reaktion kam er nicht herum. Die beiden würden ohne Antwort nicht wieder verschwinden, so viel war ihm auch klar. Dann gab er zu: »Ich kannte ihn nicht persönlich, kann mich zumindest nicht erinnern.«
»Haben Sie sich mit ihm unterhalten?«
»Über alte Zeiten? Wir waren viele dort unten.« Busch grinste freudlos und fing an, übergangslos weiter zu berichten: »Bald fingen wir dann auch an, Nachrichten zu sammeln, gehörte zwar nicht unbedingt zu unseren Aufgaben, konnte aber nicht ausbleiben. Wichtige Nachrichten

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