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Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Titel: Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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den Nachlässen mehrerer Vorbesitzer. Mit ihren dunklen, verschieden gestalteten hölzernen Rückenlehnen und den gleichartig mit einem zurückhaltend gemusterten Stoff gepolsterten Sitzflächen boten sie ein durchaus ansehnliches Ensemble. Der herrliche Asternstrauß, der sonst in der Mitte des Tisches stand, war auf die Anrichte an der linken Zimmerseite gestellt worden. Von dort leuchteten seine rotgoldenen Blüten im Licht einer kleinen Tischlampe. Daneben standen zwei Flaschen Weißwein und der Korkenzieher lag bereit.
»Ja, setzt euch am besten schon mal hin. Ich gehe wieder in die Küche, damit nicht noch was passiert. Das fehlte ja noch, das Haus voller Gäste und das Essen nicht fertig.«
Laura musste schmunzeln, denn dieser Fall war ausgeschlossen. Es gehörte zu ihren verlässlichsten Erfahrungen, dass ein Essen für Gäste in diesem Hause stets perfekt und liebevoll vorbereitet war. »Wer kommt denn noch?«, rief sie der entschwindenden Gastgeberin nach. Immerhin waren sechs Gedecke aufgelegt und mit ihnen beiden sowie Judith Brunner und Walter wären sie zu fünft. Doch bekam Laura keine Antwort. »Wo wollen wir uns hinsetzen?«, fragte sie Astrid.
»Lass uns hier an der Wand sitzen. Du sitzt am besten da hinten, wo du einigermaßen geschützt bist. Keiner läuft dann hinter dir lang und stößt dich an.« Astrid geleitete ihre Freundin zum Platz. Kaum saßen sie, klopfte es erneut.
Sie hörten die Stimme von Martin Bach: »Guten Abend, hallo!«
Laura reagierte leicht verstimmt. Also hatte Tante Irmgard es immer noch nicht aufgegeben, nach so vielen Jahren! Sie würde ein paar deutliche Worte mit ihr sprechen müssen. Martin einzuladen! Am meisten ärgerte es sie jedoch, dass er überhaupt gekommen war! War sie heute Morgen nicht deutlich genug gewesen?
»Hallo, Frau Rehse! Wissen Sie, wo Laura steckt? Ich wollte nach ihr sehen und drüben ist sie nicht«, hörten sie ihn weiter rufen.
Astrid bemerkte, wie sich ihre Freundin sofort entspannte und sogar wieder lächelte. »Hier sind wir, heute ist Begrüßungsabend«, rief sie.
Martin trat in die Stube und ging auf Laura zu. »Na, dann scheint es dir ja wirklich gut zu gehen. Übertreib es nicht gleich. Du gehörst eigentlich immer noch ins Bett. Ich sollte nur ein paar Medikamente für Frau Rehse vorbeibringen und dachte, ich sehe vorher kurz bei dir rein.« Er setze sich neben Laura und sah sie aufmerksam an. »Guck mal bitte nach oben. Gut. Nach rechts. Nach links. Danke.« Professionelle Arztstimme. Dann prüfte er behutsam, ob ihr Verband noch richtig festsaß, und stand wieder auf. »Eigentlich hast du noch Bettruhe«, betonte er nochmals, wieder einnehmend werdend. »Mach bloß nicht so lange. Wenn dir schlecht wird, ruf mich bitte an, ja? Ich komme dann, so schnell ich kann. Auf jeden Fall sehe ich morgen wieder nach dir.« Ohne Verabschiedung, nur mit einem kleinen Winken, ging er hinaus.
Die Hausherrin blickte ihm nachdenklich hinterher. Sie bedauerte, dass er sich nicht eingeladen hatte. Ihr schöner Plan war nicht aufgegangen.
Judith Brunner und Walter Dreyer trafen kurz nacheinander ein und hatten sich auf die Plätze gegenüber den jungen Frauen gesetzt. Irmgard Rehse nahm vorn am Tischoval Platz. Sie meinte, so den kürzeren Weg in die Küche zu haben, wenn ein Gang nötig würde. Das sechste Gedeck hatte sie wortlos vom Tisch genommen und niemand hatte gefragt, für wen es gedacht war. Die Suppe wurde in einer großen Terrine serviert.
Judith kannte das Gericht nicht und ließ ihre Augen interessiert über die gefüllten Teller schweifen. »Das sieht ja nicht nur gut aus, es duftet auch wunderbar appetitlich.«
»Na dann, lassen Sie es sich schmecken. Und ihr anderen auch«, gab Irmgard Rehse das Zeichen zum Essen.
Walter hatte den Wein eingeschenkt und sie stießen an. Die Gläser klangen zart und die Vorfreude auf einen schönen Abend gewann endlich die Oberhand. Sie genossen ihr Essen und das Gespräch drehte sich um die Zutaten der Suppe und die Traditionen altmärkischer Küche. Judith Brunner lauschte interessiert den Schilderungen der stolzen Gastgeberin. »Wenn eine Hochzeit gefeiert wird, treffen sich drei bis vier Frauen am Tag vorher und bereiten das Festmahl, das aus mehreren Gängen besteht, vor. Die Hochzeitssuppe ist der erste Gang und die Suppeneinlagen werden auch zuerst vorbereitet. Das ergibt sich so, weil als zweiter Gang ein Frikassee vom Huhn folgt, bei dessen Vorbereitung die Hühner sowieso länger

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