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Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Titel: Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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Glas zusammengesessen.«
»Und vorgestern hatten Sie vor, sich wieder abends dort zu treffen?«
»Ja, ich war auch da, doch Laurenz ... Ich habe lange gewartet, bis es dunkel war. Gut, dass ich meine Taschenlampe dabei hatte.«
Judith sah Walter Dreyer an. Nun hatte sich immerhin das Licht erklärt, das sie nach ihrem Besuch bei den Ahlsens im Park gesehen hatten.
»Ein schöner Brauch«, versuchte Judith Brunner zu trösten. Ihnen allen war bewusst, dass es ein weiteres Treffen nicht geben konnte.
»Hat Emil Winter bei Ihrem letzten Treffen vielleicht etwas erwähnt, hatte er Pläne?«, fragte Walter Dreyer nach.
»Pläne? Er war kein Zivilist. Was hat man im Krieg für Pläne? Er musste zurück an die Front!« Meiring lächelte auf einmal. »Fragt mal die Irmgard. Irmgard Rehse. Die beiden waren schon als Kinder eng befreundet und haben viel zusammen gespielt. Wir kannten uns alle gut, und als wir dann älter wurden, haben sich da zarte Bande geknüpft, wenn du verstehst, was ich meine.«
»Sie meinen Irmgard Rehse und der Emil Winter?« Walter Dreyer hörte das zum ersten Mal.
Meiring meinte: »Ja, bloß nicht sonst was denken, wir waren jung, und der Emil wusste, dass auch andere Mütter schöne Töchter hatten.«
»Ach. Hat Emil Winter dazu was erzählt?«, hoffte Walter Dreyer und blickte seinen alten Lehrer aufmunternd an.
»Na weißt du! Was meinst du, worüber wir uns bei unseren Treffen unterhalten haben? Die Frauen spielten immer eine große Rolle«, er lächelte vorsichtig, »wenn auch oft nur in der Fantasie.«
Walter musste grinsen, so etwas würde sich niemals ändern. »Und nie wieder hat jemand etwas über diesen Emil Winter gehört?«
»Nein, irgendwann galt er halt als verschollen. Das war kein außergewöhnliches Schicksal damals, hab ich ja schon gesagt.«
Walter Dreyer nickte und als er merkte, dass die Geschichte ihr Ende gefunden hatte, fragte er leise: »Darf ich die obere Fotoschachtel mitnehmen und in Ruhe durchsehen? Ich habe so rasch nichts finden können.«
»Ja, mach nur. Du müsstest auch auf einigen zu sehen sein. Bring sie mir aber bitte wieder.«
Es gab vorerst nichts mehr zu fragen. Walter Dreyer erhob sich und half seinem einstigen Lehrer auf, der seine Besucher verabschieden wollte.
»Da fällt mir noch ein: Laurenz erkundigte sich vor Kurzem, ob ich ihm ein Buch über das Brauchtum in der Altmark borgen könnte. Das hatte mich etwas verblüfft, denn ich dachte, er hat durch die Heimatfreunde eine Menge Broschüren und so. Doch er wollte was viel Älteres, aus den vorigen Jahrhunderten, nachschlagen. Er muss das Buch bestimmt noch haben.«
»Wir werden nachsehen und ich bringe es dann zurück«, versprach Walter Dreyer.
Johannes Meiring ließ es sich nicht nehmen, die beiden hinauszubegleiten und setzte sich wieder auf die Gartenbank.
Das Gespräch hatte seine Zeit gedauert, und als sie nun aus dem Haus traten, war es wieder Mittagszeit, wie bei Judith Brunners Ankunft vor zwei Tagen auf dem Bahnhof in Gardelegen. Immer noch schien mild die Sonne und gaukelte ungetrübte Herbststimmung vor. Judith störte das irgendwie. So ein schönes Wetter, aber keine Muße, es auch zu genießen.
»Bringen wir die Fotos rasch ins Büro? Ich möchte sie nicht irgendwo noch verlieren. Und außerdem liegt es am Weg«, schlug Walter Dreyer vor.
»Gern. Wer weiß, was wir noch so herausbekommen. Das war eben ein wirklich interessantes Gespräch, nicht?«, erkundigte sich Judith Brunner.
»Fand ich auch«, konnte Walter Dreyer nur bestätigen. »Ich kenne die alten Herren ja nun schon eine Ewigkeit, doch habe ich vieles nicht gewusst. Von diesem Emil Winter höre ich heute zum ersten Mal. Ich frage mich, ob er mit den Winter-Schwestern verwandt ist. Es war nie die Rede davon, dass sie hier Verwandte hätten. Wir sollten unbedingt noch mal zu ihnen.«
»Es ist wirklich traurig für Johannes Meiring, dass er die beiden Freunde in seinem Leben unter ungeklärten Verhältnissen verloren hat«, meinte Judith Brunner mitfühlend.
»Zumal er recht hat, dass es aus seiner Generation nun nicht mehr viele gibt.« Walter Dreyer merkte, dass ihm Meirings Kummer sehr nahe ging.
     
     
    ~ 28 ~
     
    Nach kurzem Zwischenaufenthalt im Polizeibüro brauchten Judith Brunner und Walter Dreyer nur ein kurzes Stück die holperige Dorfstraße hinunter in Richtung Ortseingang zu gehen. Hier lag der Hof des Großbauern Hartmann. Rosi und Meinhard Hartmann waren beide nicht nur langjährige

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