Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Titel: Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
Vom Netzwerk:
Ihrer Suche vor Ort?«
»Wie man’s nimmt. Ich habe einen leeren Rahmen entdeckt, ohne die Fotos.«
»War er versteckt?«
»Ich denke nicht, nein. Er lag einfach oben auf dem Schrank. Unbeschädigt. Doch die Fotos waren nicht mehr drin.«
»Warum hat er sie wohl rausgenommen?« Judith erwartete keine Antwort.
Walter Dreyer sah auf seine Uhr. »Kurz nach elf. Ich wollte gerade los zu Johannes Meiring.«
»Darf ich Sie begleiten?«, fragte Judith Brunner und schloss sich ihrem einladend die Tür aufhaltenden Kollegen an.

Der alte Dorfschullehrer saß wieder vor seinem Haus auf der Bank, neben ihm stand eine alte Henkeltasche am Boden. Er war gerade vom Einkaufen im Dorfladen zurück; Brot war zu sehen, Milch, Butter und ein paar Bierflaschen. Ein Paket mit Wurstwaren lag obenauf.
»Ah, kommen Sie.« Das Aufstehen fiel ihm sichtlich schwer. Er öffnete seine Haustür. »Wir gehen besser rein in die Stube, da können wir auch alle sitzen.«
Dreyer nahm die Einkaufstasche und folgte den anderen hinein. Er kannte sich im Haus gut aus, denn schon als Schüler hatte er sich hier oft aufgehalten. Zur Nachhilfe oder bei kniffligen Hausaufgaben. Auch hatte Walter Dreyer die Bibliothek des Lehrers quasi als Leihbücherei genutzt und gelesen, was die zu bieten hatte. Seine Eltern hatten für Bücher kein Geld ausgegeben, und durch Meirings Großzügigkeit konnte er das kompensieren. Noch heute liehen sich die beiden Männer gegenseitig so manches Buch.
In der Mitte des Zimmers, in das sie geführt wurden, stand ein großer runder Tisch, der bei Bedarf ausgezogen werden konnte, wie Walter Dreyer wusste. In der Ecke neben der Tür befand sich der Kachelofen, der auch in diesem Haus ins Nachbarzimmer reichte. Linkerhand zogen sich Bücherregale an der Wand entlang. Ein alter Schreibtisch, ein Schrank und ein lederbezogener Studierstuhl vervollständigten die Einrichtung. Dies war offensichtlich kein Wohnraum, den Meiring täglich nutzte, sonst hätte er heute schon geheizt.
Sie setzten sich um den Tisch und Walter Dreyer begann: »Wir sind gekommen, um mehr über Laurenz Heitmann zu erfahren. Wir wissen kaum etwas über seine Familie und konnten bis jetzt noch keine Angehörigen ermitteln. Könnten Sie uns da eventuell weiterhelfen?«
»Angehörige? Er hatte eine wesentlich ältere Schwester, die sich nach auswärts verheiratet hat. Wo die lebt, weiß ich nicht. Und, ob überhaupt? Mehr Familie war da nicht. Seine Eltern lebten in ihren letzten Jahren in Breitenfeld, die Mutter hatte dort einen Hof geerbt, der dann irgendwann verkauft werden musste. Na ja, und Laurenz wohnte ja hier auf dem Gut.«
»Hatte er nie eine Frau?«, fragte Judith Brunner.
»Nein. Ich weiß auch nicht, warum. Aber er hat nicht geheiratet. Als junge Männer haben wir natürlich geflirtet, hier beim Tanz und so. Aber was Festes? Nicht dass ich mich erinnern könnte. Dann kam der Krieg.«
»Und später, danach, als Erwachsener, er war doch im besten Alter?«, Judith Brunner ließ nicht locker.
»Nein, er war nicht ...«
»... an Frauen interessiert?«, wollte Judith Brunner helfen.
»Nein, nein. So war es nicht. Eher war er äußerst vorsichtig den Frauen gegenüber, höflich, aufmerksam, aber irgendwie misstrauisch!«
»Und Freunde?«
»Freunde. Ja, wissen Sie, er war beliebt, denke ich. Hier im Dorf auf jeden Fall und sonst sicher auch. Ich habe nie etwas anderes gehört, niemals gab es Streit mit jemandem. Freunde? Wir kannten uns seit der Kindheit, gingen zusammen zur Schule. Wir haben uns fast jeden Tag gesehen und ein paar Worte gewechselt, manchmal haben wir auch zusammengesessen. Ich denke, ich war sein Freund.« Der alte Mann schien nicht zu bemerken, dass ihm eine Träne zu laufen begann.
Die Besucher schwiegen und ließen ihm Zeit für seine Gedanken.
»Herr Meiring, Sie kennen ihn wahrscheinlich am besten von allen hier. Können Sie sich einen Grund vorstellen, warum ihn jemand umgebracht haben sollte?«, fragte Judith Brunner nach einer kleinen Pause.
»Wissen Sie, gleich, als ich es erfuhr«, er seufzte, »habe ich gedacht: War es wirklich so schlimm?«
»Wie meinen Sie das? Was war schlimm?«
»Im Sommer fing es an. Wenn wir uns trafen, wirkte er manchmal zerstreut, als könne er irgendetwas nicht verstehen. Wenn ich ihn danach fragte, winkte er ab, er müsse viel nachdenken.«
Das interessierte Walter Dreyer. »Was könnte die Ursache gewesen sein? Machte er keine Andeutungen?«
»Nein. Dann fragte er mich nach

Weitere Kostenlose Bücher