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Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition)

Titel: Blutbuchen - Ein Altmarkkrimi (Judith Brunners erster Fall) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Schroll
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Mitglieder bei den Heimatfreunden, sie hatten sich auch im Vorsitz des Vereins abgewechselt. Judith Brunner glaubte zwar nicht, dass in der Mitgliedschaft von Laurenz Heitmann der Grund für seine Ermordung lag, doch fand sich im Vereinsleben möglicherweise die Erklärung für sein plötzliches Interesse an seiner Jugendzeit oder am altmärkischen Brauchtum.
Walter Dreyer hatte vom Büro aus ihren Besuch telefonisch angekündigt und dabei erfahren, dass Rosi Hartmann allein zu Hause war. Ihr Mann war unterwegs und wurde erst gegen Abend zurückerwartet.
Der Bauernhof war straßenseitig von einem Bollwerk an Gebäuden umgeben. Eine haushohe Konstruktion aus gewaltiger Toreinfahrt mit darüber liegenden Wohnräumen für saisonale Aushilfen verband die zur linken Hand befindliche Scheune mit den rechts liegenden massiven Stallwänden. Der einzige Zugang zum Hof wurde Besuchern durch eine kleine Tür in der stabilen Holzkonstruktion des riesigen Einfahrttores gewährt.
Als sich die beiden Polizisten dieser Tür näherten, begann dahinter ein – wie Judith Brunner glaubte – riesiger Hund, die Besucher anzubellen, ohne sich wieder zu beruhigen.
Selbst als Walter Dreyer, immerhin Einheimischer und dem Tier nicht unbekannt, auf ihn einredete, erreichte er nichts.
Judith Brunner überlegte, dass hier das Warnschild wirklich angebracht gewesen wäre, welches sie schon mehrfach an Gartenzäunen gesehen hatte: »Hier wacht jemand, der seine Aufgabe wirklich ernst nimmt!« Eine Haustürklingel war auf diesem Hof entbehrlich.
Erst als eine weibliche Stimme den Hund anherrschte, verstummte der kläffende Hüter. »Das ging aber schnell, ich dachte ich hätte noch ein paar Minuten«, entschuldigte sich die Hausherrin und öffnete die Tür. Sie strich sich verlegen über ihre Kittelschürze, die sie vielleicht noch hatte ablegen wollen.
Der Hund blickte die Besucher nur knurrend an.
»Kommen Sie, gehen wir ins Haus«, lud Rosi Hartmann die Besucher ein.
Erst nach ein paar Schritten, an der Remise entlang, wurde das Wohnhaus, auf der rechten Seite hinter den Ställen gelegen, sichtbar. Dem imposanten Gebäude sah man seine ursprüngliche Bestimmung als Behausung einer Großfamilie deutlich an. Zum zentral gelegenen Eingang führten zwei breite Steinstufen hinauf. Beidseitig waren jeweils vier Fenster zu sehen, alte Doppelfenster, zweiflügelig und mit Oberlichtern.
Sie wurden in einen kalten Raum geführt, der sehr aufgeräumt wirkte und keine Spur von einem kürzlichen Aufenthalt eines Bewohners erkennen ließ. Es war Judith Brunner schon mehrfach aufgefallen, dass die Leute eine »gute Stube« hatten, die nur bei besonderen Gelegenheiten genutzt wurde. Ihren Alltag verbrachten sie in ihren Wohnküchen oder in einer zweiten, meist kleineren Stube.
Hier nun war eine städtische Möblierung angestrebt worden: massige dunkle Schrankwand, Sitzgruppe aus schwarzem Leder, gekachelter Couchtisch; sicher alles recht teuer. Hellbraune Tapete ließ den großen Raum klein wirken. Die Dekoration bestand aus zwei gerahmten Van-Gogh-Reproduktionen im Goldrahmen, die Judith Brunner auch schon in Arztpraxen und in einem Café hatte hängen sehen. Sie fühlte sich wie in einer schlecht beleuchteten Möbelausstellung. Die Zimmerausstattung bewies Judith Brunner, dass sich Geld und Geschmack nicht immer treffen müssen. Als sie gebeten wurden, sich auf einen der Sessel zu setzten, zog die Kühle des Polsters sofort in ihren Körper. Sie fröstelte.
Die Hausherrin setzte sich auf die tadellos aussehende Couch, ganz vorn auf die Kante, als würde das Sitzmöbel ihr nicht gehören.
Walter Dreyer begann: »Frau Hartmann, wir kommen zu Ihnen, weil wir hoffen, dass Sie als Vorsitzende der Heimatfreunde uns etwas über Laurenz Heitmann erzählen können. Er war, wie wir gehört haben, lange Mitglied bei Ihnen.«
»Was soll ich Ihnen da groß erzählen?«, sagte Rosi Hartmann zögernd. »Er machte eben mit. Und fehlte fast nie.«
»Können Sie mir bitte beschreiben, womit sich Ihr Verein genau beschäftigt?«, fragte Judith Brunner.
Jetzt lebte die Frau etwas auf. »Nun, wir versuchen, hier in unserem Dorf etwas Abwechslung zu organisieren. Wissen Sie, eigentlich leben alle ganz gern in Waldau, doch fehlt schon hin und wieder ein bisschen Zerstreuung, etwas, was den Alltag eben bereichert. Also gibt es im Verein Leute, die Diavorträge über ihre Urlaubsreisen zeigen, oder wir organisieren die Heimatfeste mit; Ostern gestaltet die

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