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Bluternte: Thriller

Bluternte: Thriller

Titel: Bluternte: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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nicht. Alice und Gareth gaben sich zu viel Mühe. Irgendetwas an dem Lächeln und dem Wortgeplänkel kam ihm gezwungen vor. Wenn er es recht bedachte, sahen beide außerdem aus, als hätten sie nicht viel geschlafen.
    »Kann ich helfen, Alice?«, erbot sich Harry.
    »Sie könnten die Jungs suchen. Normalerweise dauert es zehn Minuten, sie an den Tisch zu kriegen, also lassen Sie sich nichts erzählen.«
    Harry nahm sein Glas mit und machte sich daran, das Haus zu durchsuchen. Die Zimmer im Erdgeschoss waren kinderfrei, also ging er nach oben. »Jungs«, rief er, als er oben ankam. »Das Mittagessen ist fertig.«
    Er bekam keine Antwort, also ging er auf die Tür am Ende des Flurs zu. Zuerst klopfte er leise und drückte dann die Tür auf. Joe saß mitten auf dem Teppich, umgeben von winzigen Spielzeugsoldaten.
    »Hey, Sportsfreund«, meinte Harry. »Mum sagt, Essen ist fertig.«
    Joe schaute wieder zu Boden und verschob etliche seiner Soldaten in neue Positionen.
    »Ich hab’ gehört, wie Sie in der Kirche gespuckt haben«, sagte er. »Alle haben’s gehört.«
    Super, dachte Harry. »Na, ich hoffe, ich habe niemandem den Appetit aufs Mittagessen verdorben«, bemerkte er. »Kommst du runter?« Er ging wieder zur Tür. Die daneben musste die von Toms Zimmer sein.
    »Sie sind gestorben, stimmt’s?«
    Harry trat wieder ins Joes Zimmer und hockte sich hin, bis sein Kopf fast auf gleicher Höhe mit dem des Jungen war. Der Sechsjährige hatte den Blick nicht von seinen Spielzeugsoldaten abgewandt. Sterben hat seine Zeit.
    »Wer ist gestorben, Joe?«, fragte er. »Wer?«
    »Die kleinen Mädchen in der Kirche«, antwortete Joe.
    »Joe, warst du gestern Nachmittag in der Kirche?«, wollte Harry wissen. »Hast du gehört, wie ich mich mit Mrs. Pickup unterhalten habe?«
    Joe schüttelte den Kopf. Er sah nicht aus, als würde er lügen. Außerdem hatte Jenny ihm von ihrer Tochter erzählt, als sie draußen gesessen hatten.
    »Harry, Jungs, Mittagessen«, rief Alice vom Fuß der Treppe her.
    Harry machte Anstalten aufzustehen.
    »Die doch nicht«, sagte Joe halblaut, diesmal an seine Soldaten gewandt. »Von der wissen doch alle. Ich meine die anderen.«
    Harry war wieder auf den Knien. »Welche anderen?«, fragte er. »Joe?«
    Joe schaute abermals zu ihm auf. Er war der reizendste Junge, den Harry jemals gesehen hatte, mit seinem blassen, sommersprossigen Gesicht, den blauen Augen und dem roten Haar. Doch in diesen Augen war irgendetwas, das nicht ganz zu stimmen schien.
    »Hat denn niemand in diesem Haus Hunger?«, trompetete Alice.
    Harry erhob sich. »Wir müssen los, Kumpel«, sagte er, zog Joe auf die Beine und lotste ihn zur Tür. Auf dem Flur ließ ein Geräusch die beiden stehen bleiben und sich umdrehen. Toms Zimmertür ging auf. Das Zimmer dahinter war dunkel, die Vorhänge waren zugezogen. Tom erschien im Türrahmen, ging vor ihnen über den Flur und stieg mit schweren Schritten die Treppe hinunter. Es war das erste Mal, dass er Harry überhaupt nicht beachtet hatte.
    »Mummy, können wir nach dem Mittagessen die Kürbislaternen machen?«, wollte Joe wissen.
    Alice beugte sich über den Tisch und schnitt Millies Hühnchen für sie klein. Sie schaute rasch erst zu Tom und dann zu Harry hinüber. Eine Falte war zwischen ihren Brauen erschienen. »Ich weiß nicht recht, Liebling«, meinte sie. »Nicht jeder mag Halloween. Wir dürfen doch den Vikar nicht kränken.«
    »Ich habe nichts gegen Kürbisse«, versicherte Harry und sah, wie Alice abermals nervös zu Tom hinüberblickte. »Wenn du willst, helfe ich dir, Joe«, fuhr er fort. »Obwohl, wenn ich bedenke, wie talentiert deine Mum und dein Dad sind, da bin ich bestimmt eine Riesenenttäuschung.«
    »Wir machen an Halloween ›Süßes oder Saures‹«, erzählte Joe. »Sie können mitkommen, wenn Sie wollen.«
    »Also, Joe, eigentlich habe ich noch nichts versprochen.« Wieder sah Alice Tom an. Der Teller ihres Ältesten war nicht angerührt worden. »Was meinen Sie, Harry?«, wandte sie sich wieder an ihn. »Wird in Heptonclough Halloween gefeiert?«
    »Oh, darauf würde ich wetten«, antwortete Harry. »Alles okay, Tom?«
    »Tom muss zu einem ganz speziellen Doktor«, verkündete Joe. »Weil er sich Monstergeschichten ausdenkt, und gestern Nacht war er historisch.«
    »Was?«, fragte Harry.
    »Das reicht, Joe«, sagte Gareth im selben Moment.
    »Tom hat schlecht geträumt«, erklärte Alice hastig. »Wir sind spät nach Hause gekommen, und auf der Straße war es

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