Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutfehde

Blutfehde

Titel: Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
Vom Netzwerk:
Schild, mit dem Mike sie widerwillig in der machomäßigen Einheit willkommen geheißen hatte: Ignorance is Bliss - Selig sind die Unwissenden.
    »Warst du dort, als sie das zweite Mal anrief?«
    »Ja. Aber wir haben nicht lange gesprochen. Sie stellte mir ein paar Fragen und schien aus irgendwelchen Gründen überzeugt zu sein, dass sie mit dem Richtigen sprach. Sie sagte, sie hätte Informationen über Duke Quillians Tod. Und dass sie sicher sei, dass die Explosion kein Unfall war.«
    »Aber sie nannte ihren Namen nicht?«
    »Nein. Und sie will nicht ins Büro kommen. Weder in meins noch in deins. Sie will weder mit dem Sprengstoffkommando noch mit der Taskforce sprechen. Nur mit mir.«
    »Hat Iggy sie zu Gesicht bekommen?«
    Mike schüttelte den Kopf. »Der zweite Anruf kam von einem anderen Apparat, in einem anderen Viertel. Iggy ist eine Weile in der Nähe des Bestattungsinstituts herumgefahren, meinte dann aber, das würde nichts bringen. Alle Tunnelbauer mitsamt Ehefrauen, alle Mitglieder von Dukes Pfarrei - bis drei Uhr geht’s dort zu wie auf dem Rummelplatz. «
    »Also was hast du mit der Dame abgemacht?«
    »Die Totenwache beginnt um drei. Sie will sich um zwei mit mir treffen, ein paar U-Bahn-Stationen entfernt, in einer Bar in Soundview namens El Borricua.«
    »Wo ist das?«
    »Zwischen dem Bronx River und dem Parkway. Absolut kein Blick auf den Sound, da muss ich dich enttäuschen, und das Viertel ist durch und durch Latino. Wahrscheinlich hat sie den Ort gewählt, weil sie dort keiner kennt.«
    Mike hatte mich gebeten, meine blonden Haare unter einer Baseballkappe zu verstecken und ein Sweatshirt anzuziehen, um nicht aufzufallen. Iggy würde vor der Bar Schmiere stehen.
    Wir fuhren vom Flughafen in Queens über die Triborough Bridge in die Bronx. Mike kannte die Gegend und brachte uns in das Viertel, eine unschöne Ansammlung von Mietskasernen, die zwischen roten Sozialwohnungen aus Backstein eingequetscht waren. Wir fanden die Bar und entdeckten Iggy, die an der nächsten Straßenecke im Auto auf uns wartete.
    Mike hielt neben ihr. »Hast du das Terrain schon sondiert?«
    »Ja. Ich war schon drin. Eine verschlafene kleine Bar. Zum Essen würde ich sie wahrscheinlich nicht empfehlen, aber der Rum, der hinterm Tresen steht, reicht aus, um eine ganze Kompanie bei Laune zu halten.«
    »Ist jemand drin?«
    »Ein Haufen alter Männer in Synthetik-Guayaberas, die sich ein Fußballspiel anschauen. Noch ein paar Gockel im Hinterhof, und ich würde mich wie zuhause fühlen.« Iggy war in Humacao, einer Kleinstadt in Puerto Rico, aufgewachsen. »An der Wand sind vier Nischen. Setz dich in die letzte.«
    »Danke. Wir haben noch etwas Zeit. Zuerst besorg ich Coop noch was zu essen.«
    »Auf dem Pelham Parkway gibt’s gute Bacalaitos. Ich behalte die Bar im Auge.« Iggy drückte sich vom Sitz hoch, um mich anzusehen. »Du willst sie mit reinnehmen?«
    »Ja, das habe ich vor.«
    »Na, dann setz ich mich besser zu den Jungs an die Bar«, sagte die zierliche, dunkelhäutige Polizistin mit den langen schwarzen Haaren. »Wenn du meinst, dass eine Yankees-Kappe und Joggingklamotten ausreichen, um deine spießige Staatsanwältin zu tarnen, dann bist du noch dämlicher, als ich dachte. Ich halte die alten Säcke bei Laune. Gib mir einen Zehner für ein paar Coronas.«
    Mike reichte ihr einen Geldschein, und wir fuhren weiter, um uns etwas zu essen zu besorgen.
    Ein geheimnisvoller Anrufer, der uns nützliche Informationen in Aussicht stellte - so etwas hatten wir schon Dutzende Male erlebt.
    Einmal hatte mich eine Frau aus ihrem Penthouse in der Central Park West am Abend vor meinem Schlussplädoyer angerufen, um mir zu sagen, sie habe den Mörder gesehen, als sie ihren Hund kurz vor der Mordtat im Park Gassi geführt hatte. Ignorierten wir die Information, könnte es sein, dass wir einen entscheidenden Hinweis, eine mögliche Zeugin oder entlastendes Beweismaterial übersahen. Die Gassigängerin hatte sich als eine Irre entpuppt, die unsere Zeit vergeudete, aber wir mussten jedem Hinweis nachgehen.
    Wir sprachen über diesen alten Fall, während wir am Tresen des Diner aßen. Mike erzählte mir von Brendan Quillians kurzem und ereignislosem Wiedersehen mit seiner Familie gestern Nachmittag im Bestattungsinstitut: Mike hatte zusammen mit einem anderen Detective an der Tür der kleinen Kapelle gewartet, in der Dukes Leiche aufgebahrt war, und Brendan durfte eine Stunde lang bei seiner Familie bleiben. Ich erzählte ihm

Weitere Kostenlose Bücher