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Blutgeld

Blutgeld

Titel: Blutgeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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investiert wird. Sie überprüfen gemeinsam das Schließfach. Vielleicht essen sie zusammen Mittag im privaten Speisesaal der Bank. Dann fliegt der Kunde wieder selig nach Hause nach Zaire oder Abu Dhabi und träumt von seinem Geld.»
    «Aber einige Einzahler kommen nicht persönlich.»
    «Richtig. Manchmal ist das Geld so heiß, dass der Kunde um die Schweiz lieber einen großen Bogen macht. Oder er kann nicht persönlich kommen. Er wird also einen Mittelsmann bestimmen – jemand, der bevollmächtigt ist, in seinem Namen mit der Bank zu verhandeln. Und dieser Typ unternimmt dann die regelmäßigen Stippvisiten. Was für einer war Ihr Herr Papa?»
    «Wie bitte?»
    «Ihr Vater», sagte Fred mit einem Zwinkern. «Wäre er selbst gekommen, oder hätte er jemanden geschickt?»
    «Oh, ich glaube, er hätte jemanden geschickt.» Lina hatte das Gefühl, dass Fred allmählich hinter ihr Täuschungsmanöver kam, aber sie war entschlossen, trotzdem weiterzumachen. Sie dachte an die Dokumente, die sie von Hammuds vertraulichen Dateien ausgedruckt hatte. Vielleicht konnte Fred ihr damit weiterhelfen.
    «Hören Sie, Fred», sagte sie. «Das wird Ihnen wahrscheinlich wie eine wirklich dämliche Frage vorkommen. Aber haben Sie jemals von einer Bank gehört, die ‹M› heißt und ein Büro in der Rue des Banques hat?»
    Fred schüttelte den Kopf. «Kann ich nicht genau sagen. Aber das ist eindeutig eine von den Privatbanken. Die machen diese Spielchen mit Initialen. Soll wohl besonders diskret wirken.»
    «Wie kann ich mehr über diese Bank ‹M› herausfinden?»
    «Was ist es Ihnen denn wert?» Fred zwinkerte ihr wieder zu. «Und die unsinnige Geschichte über Ihren Vater können Sie jetzt auch mal lassen.»
    Lina wich auf ihrem Stuhl zurück. «Was meinen Sie damit?»
    «Ich meine damit, dass ich Ihnen nicht glaube, was die Story mit ihrem Vater angeht. Ein arabisches Mädchen kommt nicht allein nach Genf, um Daddys verschollenes Geld zu suchen. Das kauf ich Ihnen einfach nicht ab.»
    Auf Linas Gesicht machte sich Verzweiflung breit. Sie war allein. Der arme, ritterliche, lüsterne Fred war alles, was sie hatte. Sie sah ihn zärtlich und hilflos an.
    «Ich stecke in Schwierigkeiten, Fred. Ich brauche Hilfe.»
    Er kniff die Augen zusammen, als versuche er, sie schärfer ins Blickfeld zu bekommen. «Sind Sie eine Gaunerin?»
    «Nein. Sehe ich wie eine aus?»
    Er musterte sie sorgfältig und schüttelte dann den Kopf. Die Antwort war Nein. «In was für Schwierigkeiten stecken Sie denn?»
    «Es geht um Geld.»
    «Das ist klar. Aber wessen? Um Ihres oder das von jemand anderem?»
    «Von jemand anderem. Er glaubt, ich will es ihm stehlen, aber das will ich gar nicht. Ich will nur herauskriegen, wo es ist, damit ich mich schützen kann.»
    «Wem gehört das Geld?»
    «Niemandem. Es hat mal einem sehr mächtigen Mann gehört, aber er ist gestorben.»
    Fred schüttelte den Kopf. «Woher soll ich wissen, ob das nicht alles ein großer Quatsch ist?»
    Lina nahm seine Hand und drückte sie. «Sehen Sie mich an. Sehen Sie meine Augen an. Sehe ich so aus, als hätte ich Angst?»
    «Ja», sagte er.
    «Tatsächlich habe ich Todesangst. Sie müssen mir helfen. Sie sind der einzige Mensch, den ich habe.»
    «Was soll ich für Sie tun?»
    «Ich muss wissen, mit wem ich bei der OBS über einige Nummernkonten reden kann. Und ich muss wissen, wie ich mit dieser Privatbank ‹M› in Verbindung treten kann. Es könnte mir das Leben retten. Ich weiß, dass das wahrscheinlich albern und melodramatisch klingt, aber es ist die Wahrheit.»
    «Ich mag Sie», sagte Fred verträumt. «Sie sind nett, auch wenn Sie eine erbärmlich schlechte Lügnerin sind.»
    «Vielen Dank. Aber ich lüge nicht. Ich bin wirklich in Gefahr.»
    «Ja, ja. Wie auch immer. Der Mann, den Sie bei der OBS sprechen müssen, heißt Pierre Marchand. Er ist einer der Geschäftsführer, der Mann, der für die Geschäfte in Genf zuständig ist. Er ist ein komischer kleiner Schweizer. Sehr geheimniskrämerisch, selbst für hiesige Verhältnisse. Er überwacht alle großen arabischen Konten. Er redet nie mit jemandem, aber wenn Sie meinen Namen erwähnen, wird er mit Ihnen sprechen. Rufen Sie ihn morgen in seinem Büro an. Bei der Privatbank handelt es sich mit ziemlicher Sicherheit um den Crédit Mercier. Sie wird von einem Mann namens Maurice Mercier geführt, und wenn der
Privat
sagt, dann meint er das auch. Ob Sie’s glauben oder nicht, aber seine Nummer ist nirgends

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