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Blutgeld

Blutgeld

Titel: Blutgeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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Kabel ließ er herunterhängen.
    «Sam Hoffman? Wann hat er dich angeworben?»
    «Ich weiß nicht. Ich bin mir nicht sicher.» Sie konnte nicht mehr aufhören zu weinen, was das Denken und das Sprechen erschwerte.
    «Ich hab genug Lügen von dir gehört!» Er zeigte auf den Untersuchungstisch mit den Bügeln. «Jetzt wird’s ernst.» Er schnallte einen Arm los und begann, sie zum Tisch zu ziehen.
    «Nein!», schrie sie. «Ich sag Ihnen alles, was Sie wollen.»
    «Wann hat Hoffman dich angeworben?»
    Sie überlegte und begriff, dass es egal war, was sie sagte. «Vor einem Monat. Bei der Party der Darwishs.»
    «Und wie viel Geld hat er dir angeboten?»
    «Zehntausend Pfund. Sie haben es auf mein Konto in London eingezahlt.»
    Der Folterer sah sie skeptisch an. «Zehntausend Pfund?»
    «Ja.» Hatte sie eine zu niedrige Zahl genannt? «Vielleicht waren es auch zwanzigtausend. Ich weiß es nicht mehr.»
    «Und was war dein Auftrag?»
    «Nassir Hammud auszuspionieren und alle Informationen an Israel weiterzugeben.»
    Er schlug sich wieder mit dem Kabel gegen seinen Oberschenkel. Er sah unglücklich aus, aber Lina verstand nicht, warum. Sie gestand alles, was er, wie sie meinte, wissen wollte.
    «Und was hast du Nassir Hammud gestohlen?»
    «Alles. Alles, was ich im Computer finden konnte. Alle geheimen Dateien. Alle Bänder. Ich hab sie einem Israeli in der Botschaft gegeben.»
    Der Folterer war schließlich mit seiner Geduld am Ende.
«Ya ghabiya!»
, schrie er. «Du Idiotin! Das sind doch alles Lügen, stimmt’s?»
    Lina wusste nicht, ob sie weiterlügen oder die Wahrheit sagen sollte, und so sagte sie nichts.
    «Alles Lügen!», schrie er wieder. Lina zuckte zusammen, in Erwartung des nächsten Schlages, aber er kam nicht. Kamal warf das Kabel angewidert auf den Holztisch zurück. Er kannte ihren Fall gut genug, um zu wissen, dass sie einfach Dinge erfand. Sie war bei der Party der Darwishs nicht von Hoffman angeworben worden. Sie hatte nicht zehntausend Pfund bekommen, geschweige denn zwanzigtausend, und sie lieferte niemandem in der israelischen Botschaft irgendwelche Geheimnisse. Sie meinte nur, das seien die richtigen Antworten. Das war das Problem mit der Folter: Sie war gut, um die Wahrheit hervorzuholen, aber sie war genauso gut, um Lügen zu erzeugen. Sie würden wieder von vorne anfangen müssen.
    «Du bist eine Lügnerin», sagte ihr Peiniger. «Du bist so schwach! Hast so viel Angst! Du bist gar keine Irakerin. Du erzählst mir, was du meinst, erzählen zu müssen, um den Schmerz zu vermeiden. Aber so funktioniert das Spiel hier nicht. Weißt du, was wir machen, wenn wir jemanden finden wie dich, der so schwach ist, dass er uns irgendwas erzählt, weil er so viel Angst hat?»
    «Nein», flüsterte Lina.
    «Wir machen ihm noch mehr Angst.»
    «Min fadluk, sayyidi!»
Ihre Bitte war ein einziger Laut, kaum vernehmbar.
    «Zieh dich jetzt aus.» Er machte die andere Schnalle auf, mit der ihr Arm an der Lehne festgebunden war.
    Lina war so benommen vor Angst, dass sie einfach gehorchte. Sie zog die blaue Jacke ihres Kostüms aus und knöpfte die Knöpfe ihrer weißen Baumwollbluse auf und dann die Knöpfe an den Ärmeln. Als die Knöpfe alle aufgeknöpft waren, hielt sie einen Moment inne, aus Scham. Aber ihr Peiniger bedeutete ihr weiterzumachen, und sie zog die Bluse aus. Dort, wo die Peitsche sie an ihren Brüsten getroffen hatte, war ein verfärbter Streifen, ein widerliches Ocker. Der Mann hob das Kabel, als wollte er sie wieder schlagen, ließ es dann aber langsam herabsinken, streichelte den Striemen und schob das Kabel unter jede Brust, um das Gewicht zu fühlen.
    «Alles ausziehen», sagte er und klopfte mit der Metallpeitsche gegen ihren Rock. Sie zog am Reißverschluss und ließ den Rock zu Boden fallen, sodass sie jetzt nur noch in Slip und Strumpfhose vor ihm stand. Trotz ihrer Angst war da ein Teil in ihr, der dachte, wenn sie dem Mann ihren Körper gab, würde er vielleicht nachsichtig sein. Sie versuchte, ihn anzulächeln. Aber aus seiner Miene sprach Zorn – Verachtung für ihre Schwäche und Weiblichkeit –, nicht Begierde. Mit der Spitze des Elektrokabels stocherte er am Schritt ihrer Stumpfhose, und sie zog sie auch noch aus, sodass alle ihre Kleidungsstücke in einem Haufen auf dem Boden lagen. Sie versuchte, mit der einen Hand ihre Scham zu bedecken und mit der anderen ihre Brüste, aber der Mann schob ihre Hände mit dem Kabel weg.
    «Komm mit», sagte er. Er öffnete die Seitentür

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