Blutgeld
Vater, der die heikelste Operation leitet, die es in den letzten zwanzig Jahren in der arabischen Welt gegeben hat, und du hast nichts Besseres zu tun, als mit dem Mossad herumzufüßeln. Du kapierst wirklich nichts, stimmt’s?»
Sam wollte wieder protestieren, aber Lina schnitt ihm das Wort ab. Sie hatte den beiden stumm zugehört und kämpfte mit sich, um ihre eigene Wut zu zügeln.
«Was kapieren, Mr. Hoffman?», warf sie ein.
«Um was es geht! Was glauben Sie, worum’s bei diesem ganzen Tarnspiel all die Jahre gegangen ist, Schätzchen? Was meinen Sie, wen wir hier die ganze Zeit übers Ohr gehauen haben?»
«Was für ein Tarnspiel?»
«Kommen Sie mir nicht mit dieser Unschuldsscheiße, Schwester. Ich weiß, dass Sie sich Hammuds Dateien angeguckt haben – weiß der Teufel, wie Sie da rangekommen sind –; Sie wissen also ganz genau, wovon ich rede. Ich rede von Lincoln Trading, Garfield Investment, Wilson Transport, Adams Investment, Buchanan Trading. Das Netz von Firmen, das ich in fast zehnjähriger Arbeit aufgebaut habe. Erinnern Sie sich an die?»
«Ja, ich erinnere mich.»
«Genau.»
Sam schaltete sich ein. Seine Stimme hatte einen bitteren Unterton. «Du hast eine ausgelassen, Oscar Trading. Die, deren Telefon in der US -Botschaft in Tunis klingelt.»
Frank warf ihm einen kurzen Blick zu und fuhr dann fort, als hätte er es nicht gehört. «Nun, da ihr beide solche Genies seid, könnt ihr mir vielleicht erklären, warum wir uns die ganze Mühe gemacht haben. Irgendwelche Vorschläge, Kinder?»
«Ich habe keine Ahnung», sagte Sam.
«Natürlich hast du keine, deswegen werde ich’s dir sagen. Wir haben das gemacht, um den Arsch, dem der Irak gehört hat, an die Leine zu nehmen, deswegen!»
«Der ist jetzt tot», sagte Lina. «Sie können also aufhören.»
«Verdammt richtig. Er ist tot. Und wie kommt das? Weil wir den Stöpsel rausgezogen haben, wer denn sonst? Deswegen ist er tot! Das waren nicht Ihre schwulen Freunde in London, die ihn beseitigt haben. Das waren wir.»
«Moment mal», sagte Sam. «Wen meinst du mit ‹wir›?»
«Ich meine wir, du Gehirntoter. Ich meine die verdammte Central Intelligence Agency. Was soll ich denn sonst meinen? Hast du gedacht, das mach ich alles alleine? Der alte fette Frank Hoffman, der seine Spielchen spielt und reich wird? Also ehrlich!»
«Und Nassir Hammud ist euer Mann?», fragte Sam.
«Natürlich ist er unser Mann. Wessen Mann soll er denn sonst sein? Der von Boutros-Ghali, oder was? Natürlich ist er unser Mann, und er hat verdammt gute Arbeit geleistet. Was meint ihr, wer den Herrscher des Irak umgelegt hat? Hammud war das. Er ist ein gottverdammter Held!»
«Ich dachte, Osman hat den Herrscher erschossen. Hat der auch für die CIA gearbeitet?»
«Sag mal, du bist jetzt Kongressabgeordneter, oder was? Nicht direkt. Hammud hat es eingefädelt. Was meinst du, warum die Engländer den roten Teppich für diesen Typ ausgerollt haben? Und zugelassen haben, dass er in London alle fertiggemacht hat? Und dass er waggonweise Waffen und Weiber importiert? Vielleicht weil die vor ihm Schiss haben? Von wegen. Dieser Typ ist der wertvollste Geheimagent des zwanzigsten Jahrhunderts. Und ich habe ihn angeworben. Ich! Dein Vater.»
Lina brannte vor Zorn. Sie öffnete den Mund, und die Worte schossen wie ein Feuerpfeil heraus.
«Hammud ist ein Schwein.»
«’tschuldigung, Süße, das hab ich grade nicht verstanden.»
«Ich hab gesagt, Hammud ist ein Schwein.»
«Das ist aber nicht sehr nett, da erkläre ich Ihnen lang und breit, was er für ein toller Typ er ist, und Sie beschimpfen ihn als Schwein. Was ist bloß los mit Ihnen?»
«Nichts ist mit mir los», sagte Lina. Ihre Stimme war kraftvoll, und der Zorn, der aus jeder Körperfaser von ihr aufstieg, ließ ihre Augen funkeln. «Ich bin Irakerin, und ich sage, dass Nassir Hammud ein Lügner und ein Dieb ist, der meinem Land Geld gestohlen hat, und dass er es zurückzahlen soll.»
«Na kommen Sie. Hammud hat geholfen, Ihr gottverdammtes Land von einem Tyrannen zu befreien! Was wollen Sie mehr?»
«Er hat überhaupt nichts befreit. In Bagdad sind dieselben Leute wie vorher an der Macht. Wegen Ihres Freundes Hammud wurde ich gefoltert und fast umgebracht. Wenn Sie den also so mögen, Mr. Hoffman, dann können Sie wohl nicht viel besser sein.»
Frank drehte sich kopfschüttelnd zu seinem Sohn um. «Deine Freundin ist verrückt, Sammy. Weißt du das?»
«Halt’s Maul, Vater.»
«Nein, im Ernst.
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