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Blutgeld

Blutgeld

Titel: Blutgeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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sein.»
     
    Lina stand pünktlich vor Randas Wohnung in Chelsea, Weinflasche in der Hand, und drückte die Klingel. Draußen wurde es diesig, und sie stand fast eine halbe Minute zitternd da, bis Randa schließlich mit einem Kichern die Tür aufmachte. Hinter ihr stand Tony Hashem und grinste wie die Katze, die gerade den Wellensittich verspeist hat. Er war groß und dunkelhäutig und attraktiver, als ihm guttat. Er sah so aus, als hätte er sich ein paar Sekunden zuvor gerade die Hose zugemacht.
    «Vielleicht sollte ich später noch einmal kommen», meinte Lina.
    «Nein, nein», erwiderte Randa und zog ihr Kleid gerade. «Komm rein. Wir waren gerade beim Abwasch. Du kennst doch Tony, nicht?»
    Lina nickte. Tony Hashem war der älteste Sohn eines exilirakischen Geschäftsmannes, der wie Marwan Darwish ziemlich plötzlich reich geworden war. Anständige Iraker verdrehten die Augen, wenn sie über solche Leute redeten. Was Tony davor bewahrte, bloß einer von den vielen Ganoven zu werden, war, dass er keinerlei Interesse für Politik zeigte. Seine Ideologie begann und endete mit dem Prinzip, sich um jeden Preis zu amüsieren. In diesem Sinne war er die ideale Partie für Randa.
    Randa öffnete den Wein und schenkte jedem ein Glas ein. Als sie Lina ihres gab, bemerkte sie die türkise Brosche.
«Feyrouz!»
, sagte sie. «Bist du in Schwierigkeiten?»
    «Nein», sagte Lina schnell. «Nicht dass ich wüsste. Ich dachte bloß, dass sie hübsch aussähe.»
    «Hm. Sehr hübsch.» Randa nickte. Sie war nicht überzeugt.
    «Für mich gibt’s heute was zu feiern», sagte Tony fröhlich, blind gegenüber irgendwelchen Sorgen außer seinen eigenen.
    «Wieso?»
    «Weil ich morgen dreißig werde und dann endlich die Wehrpflicht los bin.»
    «Heißt das, dass du wieder heimkannst?», fragte Lina. Wie die meisten jungen irakischen Männer im Exil war Tony jahrelang von Bagdad weggeblieben, um nicht zum Militär eingezogen zu werden.
    «Warum nicht? Jetzt müssen sie den nächsten Krieg ohne Tony Hashem führen. Genau wie den letzten und den davor.»
    Krieg war über ein Jahrzehnt lang im Irak so normal gewesen wie Wind oder Regen im Westen. Wie in jedem Krieg hatten die Armen die Hauptlast zu tragen, weil sie es sich nicht leisten konnten, sich in Sicherheit zu bringen. Für diese einfachen Menschen hatte das Jahrzehnt des Krieges unendliches Elend bedeutet. Doch für Menschen wie die Hashems und Darwishs und Hammuds war es ein Jahrzehnt der unvergleichlichen Gelegenheiten gewesen. Der Herrscher hatte sämtliche Kriege überstanden. Trotz aller Sanktionen gab es immer eine Gelegenheit, Geld zu machen; man musste nur die richtigen Beziehungen haben und Sachen über die Grenze schmuggeln.
    «Vielleicht gibt es keinen Krieg mehr», sagte Lina. «Vielleicht hat er endlich seine Lektion gelernt.»
    «Wer? Der Herrscher?»
    Sie nickte.
    «Niemals!», sagte der junge Hashem, durch das Glas Wein in seiner Hand kühn geworden. «Der Herrscher braucht den Krieg wie ein Säugling die Muttermilch.»
    «Tony!», sagte Randa und hob die Hände. Solche Dinge sagten Iraker nicht, nicht zu Hause und nicht in London.
    «Verzeihung.» Er gab ihr einen Kuss auf die Wange. «Aber der Herrscher spielt keine Rolle mehr. Nicht mehr so wie früher.»
    «Wie mutig du heute Abend bist», sagte Randa. «Aber wovon redest du eigentlich?»
    «Der Herrscher ist krank», sagte Tony mit gedämpfter Stimme. «Das habe ich neulich von einem Freund meines Vaters gehört. Er hat gesagt, in Bagdad sei irgendwas im Gange, und mein Vater hat es bestätigt. Ich hab gehört, wie sie sich darüber unterhalten haben.»
    «Was haben sie gesagt?»
    «Dass es in Bagdad irgendein Problem geben muss, weil die Familie des Herrschers streitet. Die Brüder sind sauer aufeinander, und alle zusammen sind sauer auf ihren Vetter Osman. Als würden sie sich alle auf eine große Keilerei vorbereiten, sowie der alte Knabe abgetreten ist. Das hat jedenfalls mein Vater gesagt. Ich weiß, dass er sich Sorgen macht, weil er gerade Geld in die Schweiz transferiert hat, und das würde er nicht tun, wenn nicht wirklich etwas im Gange wäre.»
    «Das ist doch Unsinn», sagte Randa, «meinst du nicht auch, Lina?»
    «Ich meine gar nichts.» Sie zog die Augenbrauen hoch. Das Gerede über den Herrscher erinnerte sie ans Büro. Randa wechselte das Thema. «Ich geh mal Kaffee aufsetzen», sagte sie. «Wie hättest du ihn gern?»
    «Mittelsüß», riefen Tony und Lina gleichzeitig.
    Randa ging in die

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