Blutgesicht
nicht.«
»Was ist denn der Grund?«
»Sie werden sicherlich verstehen, daß wir darüber nicht mit Ihnen sprechen können, Julia.«
»Ja, das verstehe ich. Aber ich darf doch darüber berichten, wenn alles vorbei ist.«
»Das bleibt Ihnen überlassen.«
»Und was wollen Sie jetzt tun, meine Herren? Die Tür ist verschlossen. Glauben Sie mir.«
»Gibt es einen zweiten Eingang?« fragte ich.
»Keine Ahnung.«
»Gut, dann werden wir uns mal umschauen. Am besten ist es, wenn Sie hier in Ihrem Wagen bleiben. Da ist es nicht so kalt wie hier draußen.«
»Ha, ha, Sie sind ja besorgt um mich.«
»Manchmal können Polizisten auch nett sein.«
»Ich werde es mir merken.«
Ob sie sich auch unseren Wunsch merkte, daran zweifelten wir, denn Reporterinnen haben eben ihren eigenen Kopf. Es war im Moment nicht unser Problem, wir mußten nach einem Weg suchen, um in diesen verdammten Bau hineinzukommen. Für uns stand nach wie vor fest, daß es Jane Collins geschafft hatte und sich in Gefahr befand. Durch die Unterhaltung mit der Jungredakteurin war auch Zeit vergangen, die uns möglicherweise noch weh tun würde.
Wir versuchten es zunächst auf dem offiziellen Weg. Die Tür war tatsächlich verschlossen, und es ergab sich auch keine Gelegenheit, sie zu öffnen. Zwar entdeckten wir an der rechten Seite einen Klingelknopf, den aber ließen wir in Ruhe, denn offiziell wollten wir nicht bei Lassalle erscheinen. Jedes Haus hat eine Rückseite. Das war auch hier nicht anders. Julia Mason hatte sich nicht in ihren Astra gesetzt. Sie stand neben ihm und beobachtete unsere Schritte.
An der Schmalseite des Hauses grenzte eine Rasenfläche. Das Gras hatte einen hellen, pudrigen Uberzug aus Eis bekommen. Fenster sahen wir nicht, die tauchten erst wieder an der Rückseite auf, und da sahen wir auch das Tor.
Es gab eine Zufahrt, die sich wie eine breite Schlange auf die Hausseite zubewegte. Auch der graue Asphalt zeigte eine blanke Eisschicht, die sich an verschiedenen Stellen abzeichnete und einige Rutschfallen bildete.
Das Tor kam uns gelegen. Durch diese Öffnung wurden sicherlich die Ausstellungsstücke in den Bau geschafft. Der normale Eingang war für die großen Skulpturen und Plastiken nicht groß genug.
Wir schauten uns das Schloß des grauen Tors an. Man konnte es auf- und zuschieben. Der äußere Griff schloß fast bündig mit der rechten Wandseite ab.
Suko schüttelte den Kopf. »Das sieht nicht gut aus«, erklärte er. »Da können wir besser ein Fenster einschlagen. Das Ding hier kriegen wir nicht auf.«
Ich war zurückgetreten und schaute an der Hauswand hoch. Der Bau war mit einem flachen Dach ausgestattet. Ob sich dort eine Luke oder ein Glasfenster befand, konnte ich aus meiner Perspektive nicht erkennen. Aber wir mußten hinein. Meine Unruhe steigerte sich von Sekunde zu Sekunde. So nickte ich Suko zu.
»Was meinst du, John?«
»Wir nehmen ein Fenster.«
»Okay.«
Es gab mehrere. Wir konnten uns den Einstieg aussuchen. Die Fenster waren nie gleich groß und immer verschieden. Beide waren wir der Meinung, daß es nichts brachte, wenn wir durch ein großes Fenster kletterten. Wir suchten uns das kleinste an der Rückseite aus, das gut als Toilettenfenster gepaßt hätte. Zudem war es mit einer Milchglasscheibe versehen. In seinen Ecken schimmerte sogar Eis.
Es lag recht hoch. Keiner von uns wollte erst noch springen, um es einzuschlagen. So hielt ich meine Hände, die Suko als Leiter benutzen konnte.
Er stieg hoch. Mit dem linken Knie stemmte er sich an der Fensterbank ab. Seine Beretta hatte er bereits gezogen, hielt sie am Lauf gefaßt und schlug mit dem Griff gegen das Glas. Etwas zu weich beim erstenmal. Der nächste Schlag saß besser.
Wir hörten das Klirren, dann fielen die Scherbenstücke nach innen. Suko räumte auch die letzten Hindernisse weg, die aus dem Rahmen ragten. Als erster stieg er ein, drehte sich geduckt auf der schmalen Fensterbank und reichte mir die Hand. Wir hatten richtig gerechnet. Tatsächlich standen wir innerhalb einer Toilette, und zwar der für Männer. Die Becken, die Waschbecken für die Hände, zwei Spiegel, ein gekachelter Boden, so sah die Umgebung aus.
Die Scherben schoben wir mit den Füßen zur Seite und blieben nahe der Tür stehen. Bisher hatten wir keine verdächtigen Geräusche gehört. Niemand hatte unseren Einstieg bemerkt, und wir hofften, daß es auch so blieb. Suko öffnete die Tür.
Er war vorsichtig, als er hinausschaute. Wenig später ging er einen
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