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Blutgesicht

Blutgesicht

Titel: Blutgesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Jane?«
    »Wofür?«
    »Für das Bild«, flüsterte der Maler kichernd.
    Jane vereiste innerlich. Er hatte es gesagt, sie hatte es genau gehört, und trotzdem wollte sie ihm nicht glauben. »Was hast du da gesagt? Ob ich bereit bin?«
    »Ja, es ist wichtig. Du mußt bereit für mein Bild sein, verstehst du das denn nicht?«
    »Nein, da bin ich überfragt.«
    »Das Bild braucht dich. Oder soll ich sagen, daß ich dich brauche? Das kommt auf eines hinaus. Du bist für das Bild wie geschaffen. Du und auch die anderen.«
    Jane wollte sich umdrehen. Es war ihr gelungen, sich etwas aus diesem Bann zu lösen, doch dagegen hatte Lassalle etwas. Seine Hände umklammerten ihre Schultern und hielten sie in ihrer Haltung. »Schau nach vorn und nicht zu mir. Ich bin für dich nicht mehr wichtig, ich war nur der Helfer. Für dich zählt nur das Bild, Jane Collins. Begreife das endlich.«
    »Lassen Sie mich los!«
    »Nie!« Er schob sie vor. Lassalle war davon überzeugt, Jane in seiner Gewalt zu haben. Sie hatte so reagiert wie die meisten anderen, und für ihn existierte einzig und allein der Sieg. An etwas anderes wollte er gar nicht denken.
    Deshalb ließ er die Detektivin auch nicht los und schob sie auf das Gemälde zu.
    Jane stemmte sich dagegen. Sie drückte ihre Absätze hart auf den Boden, was bei Lassalle ein leises Lachen auslöste. »Willst du dich wehren, kleine Jane? Willst du das wirklich versuchen?« Er lachte wieder. »Du wirst es dir doch nicht selbst schwermachen wollen. Nein, das ist…« Er schrie auf. Sein Gesicht verzerrte sich, dann trat er einen Schritt zurück und ließ Jane los.
    Sie fuhr blitzschnell herum und faßte noch in der Drehung unter den Saum ihres Pullovers, wo die Beretta steckte. Nathan Lassalle war noch mit sich selbst beschäftigt, denn Jane hatte mit einem sehr harten Tritt nach hinten sein Schienbein erwischt. Es war das rechte gewesen. Er stand auf dem linken Bein, das andere hatte er angehoben und strich über seine getroffene Stelle hinweg, wobei ihm der Schmerz Tränen in die Augen getrieben hatte.
    Jetzt stand er vor ihr. Das Bild hing nun hinter Jane Collins. Sie hielt die Waffe mit beiden Händen fest und richtete die Mündung auf den Maler. »Schau her, Lassalle! Der Wind hat sich gedreht. Jetzt bin ich an der Reihe.«
    Nathan Lassalle sagte nichts. Er streckte zunächst sein getroffenes Bein aus, drückte den Fuß aber nicht fest auf den Boden. Aus der gebückten Haltung kam er wieder hoch, starrte die Detektivin an und schüttelte dabei den Kopf. »Sieh an«, flüsterte er. »Die kleine Jane hat eine Waffe. Die kleine Jane ist gar nicht so harmlos.« Er kicherte und preßte seine Finger gegen den Mund, bevor er weitersprach. »Das darf doch nicht wahr sein. Die kleine Jane versucht tatsächlich, mich zu überlisten. Das begreife ich nicht.«
    »Es ist mir egal, Lassalle, ob Sie das begreifen oder nicht. Ich sage Ihnen nur, daß Ihr verdammtes Spiel beendet ist und Sie kein Selbstporträt mehr malen werden.«
    »Meinen Sie?«
    »Ja.«
    »Und Sie haben mich nicht unterschätzt?«
    »Ich denke nicht.«
    Er senkte den Kopf. »Gut«, sagte er, »gut. Was haben Sie jetzt vor, Jane Collins?« Plötzlich war sein vertraulicher Tonfall wieder verschwunden.
    »Wir werden eine gemeinsame Fahrt mit meinem Auto machen. Das ist alles.«
    »Gibt es auch ein Ziel?«
    »Darauf können Sie sich verlassen.«
    »Wohin fahren wir denn?«
    »Es soll eine Überraschung sein, Lassalle. Wir haben lange genug geredet. Drehen Sie sich um, und heben Sie die Hände. Alles weitere sage ich Ihnen dann.«
    Der Maler hob die Arme. Jane wollte, daß er die Hände hinter dem Kopf verschränkte. Auch das tat er. Erst dann war die Detektivin zufrieden.
    »Und jetzt Abmarsch!« flüsterte sie. »Gehen Sie einfach los zum Ausgang hin!«
    »Gern, Jane. Sie haben die Argumente.«
    Es hatte sich nicht angehört, als hatte dieser Mann aufgegeben. Damit rechnete Jane auch nicht. Einer wie Lassalle suchte immer nach einer Trumpfkarte in der Hinterhand.
    Aber er gehorchte, drehte Jane den Rücken zu und schritt auf die offene Tür zu. Die Detektivin warf noch einen Blick über die Schulter. Sie wollte sich noch einmal das Bild ansehen – und bedauerte dies im nächsten Augenblick, denn das Gesicht hatte sich tatsächlich wieder bewegt. Der Mund war zu einem widerlichen und gleichzeitig wissenden Grinsen verzogen, so daß sich ihre Vorsicht erhöhte und sie um I limmels willen nichts falsch machen wollte. Noch immer

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