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Blutgold

Blutgold

Titel: Blutgold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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die Universitätsverwaltung eingebrochen. Es war so was wie ein Streich.«
    »Sie haben etwas von einem irischen Rebellen an sich, Ben«, sagte
Weston, klopfte mir leicht auf den Rücken und lachte, als wären wir alte
Freunde. Das erinnerte mich wieder an den Moment, als er mir die goldene
Halskette für Debbie gegeben hatte. »Halten Sie mich auf dem Laufenden«, sagte
er, klopfte mir nochmals auf den Rücken und ging zurück in sein Büro.
Geräuschlos fiel die Tür hinter ihm ins Schloss.

5
    Mittwoch, 4. Oktober –
Donnerstag, 5. Oktober
    Am
Mittwoch ging ich zu Ruslan Almurzayevs Beerdigung. Karol Walshyk hatte bei den
Vorbereitungen geholfen. Er hatte in Derry den Priester ausfindig gemacht, der
die katholische Messe in der Kathedrale las, und ihn überredet, den
Gottesdienst abzuhalten.
    Die
Trauergemeinde war winzig. Offensichtlich hatten die meisten anderen
Immigranten Angst, dass die Einwanderungsbehörde ebenfalls zum Gottesdienst
erscheinen könnte. Natalia Almurzayev stand zwischen zwei Begleiterinnen. Sie
trug ein schlichtes geblümtes Sommerkleid und ebenso schlichte Schuhe. Ihr
Gesicht war verschwollen und den gesamten Gottesdienst über tränennass.
    Am Grab stand sie allein, während ihr Mann zur letzten Ruhe gebettet
wurde, und ich fragte mich, woher diese Frau, allein in einem fremden Land,
nach dem Verlust ihres ungeborenen Kindes und wenige Monate später obendrein
ihres Mannes, auch nur die Kraft nahm, zu stehen. Auf der Fahrt quer durch
Europa im Laderaum des Lastwagens hatte sie doch sicher hin und wieder den Atem
angehalten und sich zu hoffen gestattet, dass die Zukunft nur Gutes bringen
werde.
    Bevor ich ging, trat ich zu ihr, um ihr in einer Sprache, die sie nicht
verstand, mein Beileid auszusprechen. Sie begegnete meinem Blick mit Würde und
vorgerecktem Kinn. Doch unter ihrer Kraft spürte ich Angst vor dem, was nun
kommen würde. Ihr musste klar sein, dass der Mann, der die Miete kassierte, am
Freitag Geld von ihr verlangen würde, das sie nicht hatte.
    Ich beugte mich zu ihr und küsste sie sachte auf die immer noch
tränenfeuchte Wange. »Keine Sorge«, sagte ich. »Ich lasse nicht zu, dass die
Ihnen wehtun. Das verspreche ich.« Ich reichte ihr meine Visitenkarte, auf der
meine Mobilnummer stand. »Rufen Sie mich an, wenn Sie irgendetwas brauchen.«
    Sie sah mir in die Augen und lächelte zaghaft, als verstünde sie die
Aussage, auch wenn die Worte ihr kaum etwas sagten.
    »Egal was«, bekräftigte ich mein Angebot.
    Der
restliche Tag verging mit Besprechungen zur Erörterung der
Sicherheitsvorkehrungen für Hagans bevorstehenden Besuch. Patterson hatte mich
von meinen anderen Pflichten entbunden, damit ich mich ganz auf dieses Ereignis
konzentrieren konnte. Meine Vorbereitungen erforderten, dass ich am Donnerstag
zusammen mit Patterson nach Dublin fuhr, wo wir uns mit einer Reihe weiterer
regionaler Polizeichefs treffen würden. Es war das erste solche Treffen, seit
Patterson Superintendent geworden war, und er nutzte die Gelegenheit, um am
Nachmittag mit seinen neuen Kollegen etwas trinken zu gehen. Ich meinesteils
beschloss, einen alten Freund zu besuchen.
    Die
junge Frau am Empfang des Museums rief Fearghal Bradley für mich an, und
während ich darauf wartete, dass er aus »den Eingeweiden« heraufstieg, wie er
mir durch die junge Frau mitteilen ließ, betrachtete ich die nächststehenden
Schaukästen.
    Insbesondere
ein Ausstellungsstück fiel mir ins Auge: Ein massiver goldener Torques, den man
in den 1920er-Jahren in Meath entdeckt hatte, war das zentrale Exponat im
größten Schaukasten. Er war umgeben von kleineren Goldschmuckstücken, die bei
derselben Ausgrabung gefunden worden waren. Auf der Infotafel neben dem
Schaukasten standen nähere Angaben zu diesem Fund sowie der Hinweis, dass der
Schmuck in der Bronzezeit, als der Bergbau in Irland weit verbreitet gewesen
war, aus irischem Gold gefertigt worden war.
    Bald darauf trat Fearghal neben mich. Zu meiner Überraschung trug er
einen weißen Arztkittel.
    »Benny, mein Junge, schön, dich zu sehen«, sagte er in der gleichen
plump-vertraulichen Art wie bei unserer letzten Begegnung.
    »Fearghal.« Ich schüttelte ihm die Hand. »Ich bin wegen einer
Besprechung hier. Dachte, ich schau mal vorbei und erkundige mich, wie es Kate
geht.«
    »Schön dich zu sehen«, sagte er und schüttelte energisch meine Hand,
senkte dabei aber deutlich die Stimme. »Komm, sieh sie dir an.«
    Während ich ihm zur Tür folgte, erkundigte ich

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