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Blutgold

Blutgold

Titel: Blutgold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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doch klarstellen, Devlin. Sie können hier nicht
einfach ankommen, meine Leute beleidigen und mir dann sagen, was ich zu tun
habe …«
    »Sie werden ihn nicht festnehmen, nicht wahr?«
    »Ein Schläger vergewaltigt eine Prostituierte. Na, und? Tut mir leid
für sie, wirklich. Sie sind nicht der Einzige hier, der Gefühle hat. Aber es
sind noch andere Frauen darin verwickelt. Wir glauben, der Kerl mit dem
Pferdeschwanz ist an diversen Bordellen zwischen hier und Strabane beteiligt,
in denen es überall um Osteuropäerinnen geht. Wenn wir den schnappen können –
und, wichtiger noch, seine Hintermänner –, dann erreichen wir verdammt viel
mehr, als wenn wir einen Vergewaltiger einlochen.«
    Es machte mich ganz krank, aber ich musste einräumen, dass Gilmores
Einschätzung der Lage vernünftig klang. Doch das machte die Sache nicht weniger
widerwärtig. Ich würde mir Pol schon noch holen, so viel war sicher.
    Ich nickte. »Entschuldigen Sie.«
    Gilmore sah mich lange an. »Vergessen Sie’s. Wir sollten wieder
reingehen.«
    Als
die Befragung fortgesetzt wurde, verdüsterte sich die Atmosphäre im
Vernehmungsraum noch mehr. Gilmore fragte nach dem Mann mit dem Pferdeschwanz:
Hatte er Namen erwähnt, irgendwie erkennen lassen, für wen er arbeitete?
Natalia hörte sich Karols Übersetzung der Fragen an, dann schüttelte sie den
Kopf.
    »Was ist
passiert, nachdem Sie missbraucht wurden?«, fragte Gilmore.
    Wieder sah Natalia Karol an, während er die Frage an sie weitergab. Ihr
Blick ruhte auf seinem Mund, als läse sie von seinen Lippen ab. Dann begann sie
zu sprechen, und ihre Worte überschlugen sich.
    »Sie wurde gezwungen, sich zu prostituieren«, sagte Karol und blickte
zwischen Natalia und Gilmore hindurch. »Um ihre Schulden zu bezahlen.«
    »Haben Sie jemals jemanden gesehen, von dem Sie dachten, er könnte der
Anführer sein?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nur den Mann mit dem Pferdeschwanz und den
mit der Narbe«, übersetzte Karol.
    »Sagen Sie ihr, sie muss sich Verbrecherfotos ansehen. Um den Mann mit
dem Pferdeschwanz, wenn möglich, für uns zu identifizieren.«
    Karol übersetzte, und sie nickte.
    »Was ist mit Strandmann?«, fragte ich. »Zu ihm haben wir eine Spur.
Sein Wagen wurde vor dem Haus gesehen, in dem Natalia ursprünglich gewohnt hat.
Das reicht, um ihn auf die Wache zu holen.«
    »Ich habe es Ihnen doch gesagt: Wir werden dem nachgehen«, sagte
Gilmore.
    Bis
nach Mitternacht saß ich auf der Wache, während Natalia Aktenordner mit Fotos
durchsah, ohne jemanden wiederzuerkennen. Karol Walshyk saß neben mir, eine
Tasse mit längst erkaltetem Tee unberührt in der Hand.
    »Das ist
ein schreckliches Land«, stellte er fest.
    »Manchmal«, stimmte ich zu. »Manchmal ist es gar nicht so übel.«
    »Diese Geschichte, die Natalia erzählt hat. Hören Sie so etwas oft?«
    »Wir tun einander grausame Dinge an«, sagte ich. »In Polen müssen Sie
Ähnliches gesehen haben.«
    »Es ist so …«, er suchte nach dem passenden Wort, »… kaltschnäuzig.«
    Ich nickte, ohne ihn anzusehen.
    »Es muss schwer sein, nicht genauso kaltschnäuzig zu werden. Sich nicht
daran zu gewöhnen«, fuhr Karol fort und deutete auf Burke, der hinter Natalia
stand. »Wie er.«
    Ich folgte seinem Blick zu Burke, der mit den übrigen Angehörigen des
Teams scherzte. Ich vermisste Caroline Williams. Ich vermisste es, jemanden zu
haben, auf den ich mich bei der Arbeit verlassen konnte. Und ich fragte mich,
was ich an einem Freitag in den frühen Morgenstunden in einer zugigen
Polizeistation in Omagh zu suchen hatte, obwohl ich eigentlich nicht einmal
arbeiten durfte.
    Gilmore kam zu uns. »Sie hat niemanden erkannt«, sagte er. »Wir werden
nach dem Burschen mit der Narbe Ausschau halten, der, wie Sie sagen, auf den
Märkten steht. Mal sehen, ob wir eine Verbindung herstellen können. Jetzt
müssen wir erst mal einen sicheren Ort für sie finden. Wir haben im Frauenhaus
angerufen, aber das ist voll. Der diensthabende Sozialarbeiter geht nicht an
sein Scheißtelefon. Morgen können wir sie irgendwo unterbringen. An einem
sicheren Ort, bis wir diesen Kerl mit dem Pferdeschwanz erwischen. Sie muss ihn
nur eindeutig identifizieren.«
    »Sie kann über Nacht bei uns bleiben«, sagte ich. »Meine Frau ist zu
Hause.«
    Hinter Gilmores Schulter sah ich Natalia allein am Tisch sitzen und mit
ihren kleinen Zähnen auf ihrem Daumennagel kauen.
    Ich
nahm Natalia mit zu uns nach Hause und ließ sie in der Küche sitzen, während
ich

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