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Blutgold

Blutgold

Titel: Blutgold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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nach oben ging, um Debbie zu wecken und ihr die Situation zu erläutern.
    Schlaftrunken
wie sie war, musste ich ihr mehrmals erklären, warum eine osteuropäische Frau
in unserer Küche saß.
    »Du hast uns eine Prostituierte ins Haus gebracht?«, wiederholte sie
zum dritten Mal.
    »Sie kann sonst nirgendwohin. Sie kennt sonst niemanden.«
    »Was ist mit den Sozialeinrichtungen?«
    »Die sind nicht zu erreichen.«
    »Also nehmen wir sie an deren Stelle auf?«
    Ich lächelte grimmig, als wäre ich ebenso verärgert wie sie.
    »Das ist nicht witzig, Ben. Ich will sie nicht in meinem Haus haben.
Such ihr eine andere Bleibe.«
    »Du kannst sie nicht auf die Straße setzen, Debs. Sie kann sonst
nirgendwohin.«
    » Ich setze sie nicht auf die Straße. Du tust
das. Was denkst du dir dabei, eine Prostituierte bei uns schlafen zu lassen?«
    »Ich hatte keine andere Wahl.«
    »Wie kommt es, dass niemand sonst sie aufgenommen hat? Warum musstest
ausgerechnet du das tun? Das ist mein Zuhause. Wir haben Kinder hier, Ben, die
ihr Zuhause nicht mit einer Scheißprostituierten teilen sollten.«
    Ich suchte nach einer Erwiderung, aber Debbie stand auf und fegte an
mir vorbei, um ihren Morgenmantel zu holen.
    Zusammen gingen wir nach unten. Als Debbie die Küche betrat, lächelte
sie Natalia steif an.
    »Ich mache Tee«, sagte sie und drehte den Wasserhahn vor lauter Zorn so
schwungvoll auf, dass das Wasser sowohl den Wasserkocher als auch das Fenster
hinter der Spüle vollspritzte. Natalia lächelte mich verlegen an, dann zeigte
sie auf die Küche. Sie drehte den Kopf, um Debbies Blick aufzufangen. »Ist
hübsch«, brachte sie hervor. »Hübsch.«
    Debbie dankte ihr, dann bereitete sie schweigend den Tee zu. Ich
stellte Tassen sowie Milch und Zucker auf den Tisch, und Debbie trug die
Teekanne herüber. Sie setzte sich gegenüber von Natalia an den Tisch, lächelte
ihr verhalten zu und versuchte, irgendwie ein Gespräch in Gang zu bringen,
allerdings ohne großen Erfolg.
    Schließlich funkelte sie mich wütend an und sagte, sie werde Natalia
jetzt oben ihr Zimmer zeigen. Ich hörte, wie sie Natalia erklärte, wo die
Toilette war und dass die Kinder im Zimmer nebenan schliefen. Als sie wieder
herunterkam, stand ich an der Hintertür und rauchte eine letzte Zigarette vor dem
Zubettgehen.
    »Danke, Debs«, sagte ich. »Sie ist ein nettes Mädchen.«
    »Aber morgen muss sie gehen«, entgegnete sie und stellte das Geschirr
in die Spüle.
    Ich rauchte schweigend und hoffte, dass ihr Zorn mit der Zeit vergehen
würde.
    Schließlich fragte sie: »Was ist ihr zugestoßen?«
    »Sie wurde vergewaltigt.«
    Debbie hielt inne in dem, was sie gerade tat, und starrte mich an.
    »Und ich glaube, es war meine Schuld«, sagte ich, schnippte die Kippe
hinaus auf den Gartenweg und schloss die Tür.

19
    Freitag, 20. Oktober
    Über
Nacht sank die Temperatur, und als ich erwachte, war unser Rasen mit Raureif
bestäubt. Es war zwar bereits nach sieben Uhr, doch draußen war es noch dunkel
und im Haus alles still. Irgendetwas hatte mich geweckt. Ich fürchtete, Natalia
könne sich heimlich davongemacht haben, weshalb ich über den Korridor zu ihrem
Zimmer schlich und an der Tür horchte. Ich hörte sie leise im Schlaf vor sich
hin murmeln.
    Ich sah
nach den Kindern, dann kehrte ich ins Schlafzimmer zurück. Erst da fiel mir das
Licht im Display meines Handys auf, das auf dem Nachttisch lag. Ich hatte einen
Anruf von Jim Hendry verpasst.
    »Raus aus den Federn«, meldete er sich, als ich ihn zurückrief.
    »Eigentlich habe ich ja frei, wissen Sie.«
    »Davon war ja bisher nicht viel zu merken«, entgegnete er.
    »Was gibt’s?«, fragte ich.
    »Karl Moore ist wach – seit gestern Abend. Er ist bereit zu reden.«
    »Irgendeine Chance, dass ich mit ihm sprechen kann?«
    »Keine«, sagte Hendry. »Allerdings sind wir alle im Altnagelvin, auf
Station zwei in Raum C, falls Sie Lust auf einen kurzen Besuch haben.«
    Nach
der frostigen Morgenluft kam mir die Wärme im Krankenhaus drückend vor. Es war
laut auf der Station, Teller klapperten, und Krankenschwestern eilten hin und
her. In Karl Moores Zimmer standen zwei Uniformierte des PSNI mit einer jungen Pflichtverteidigerin zusammen. Ich klopfte an die Tür, und Jim
Hendry drehte sich um und winkte mich herein. Er stellte mich den übrigen
Anwesenden vor und erklärte der Anwältin, Alex Kerlin, dass ich im Rahmen einer
grenzübergreifenden Ermittlung zu einem Verbrechen hier sei, an dem Moore
meiner Meinung nach

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