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Blutgold

Blutgold

Titel: Blutgold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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Überstunden
werden bezahlt. Ben Devlin wird die Suche leiten … Na, jetzt ist er wieder da,
falls Ihnen das nichts ausmacht, Sergeant ?«
    Er knallte den Hörer auf die Gabel und sah mich über den Schreibtisch
hinweg an. »Und diesmal vermasseln Sie’s nicht.«
    Eine
Stunde später hatte unsere Gruppe sich am Ufer des Carrowcreel versammelt. Zehn
Gardai waren erschienen. Die meisten waren so vorausschauend gewesen,
wasserfeste Stiefel anzuziehen. Außerdem hatten sich ein Dutzend Goldsucher
bereit erklärt, uns zu helfen, darunter Ted Coyle und einige von Leons
Freunden, auch der etwas ältere Mann, Peter.
    Wir
verteilten uns über die gesamte Breite des kleinen Flusses und gingen von der
Stelle aus, an der man Leons Leiche gefunden hatte, langsam nebeneinander
stromaufwärts. Jeder trug einen Stock, mit dem er nach unerwarteten Senken im
Flussbett tastete. Die Gardai führten die Gruppe von der Flussmitte aus an, die
Goldschürfer blieben hauptsächlich an den Ufern. Auf den Uferböschungen
wiederholte sich die Suche; hier wurden die Stöcke benutzt, um im höheren Gras
und in den Büschen zu stochern.
    Ted Coyle kam zu mir und nahm die Position zu meiner Linken ein. Die
Prellungen von dem Überfall waren noch immer nicht völlig verblasst.
    »Ich hätte gedacht, Sie haben genug«, sagte ich.
    Er stieß ein hohles Lachen aus. »Ich halte durch.«
    »Ich gehe davon aus, dass außer Ihnen niemand Glück gehabt hat«,
mutmaßte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Ein paar Leute dachten, sie hätten was
gefunden. Das meiste war Katzengold. Pyrit.«
    »Dann sind Sie immer noch der einzige Jackpot-Gewinner.«
    Er schnaubte. »Ja«, antwortete er nach kurzem Zögern. »Sehen Sie mal.«
    Mit dem Blick folgte ich seinem erhobenen Finger zu einer tieferen
Stelle am Rand des Flusses. Zwischen zwei Felsen gefangen trieb dort ein toter
Lachs. Im Herbstsonnenschein schimmerten seine Schuppen grünlich.
    »Sie sind überall«, sagte er. »Ich sehe jetzt täglich ein, zwei tote
Fische flussabwärts treiben.«
    »Das Wasser ist verunreinigt«, sagte ich. »Sie hatten recht. Wir gehen
dem nach.«
    »So haben Leon und ich uns kennengelernt«, sagte er.
    »Ich weiß. Sie haben es mir bei der Beerdigung gesagt«, erinnerte ich
ihn.
    Er nickte geistesabwesend. »Stimmt.«
    Schweigend trotteten wir flussaufwärts. Hin und wieder tauchten manche
der Goldschürfer die Hände ins Wasser und holten Steine oder Schlick heraus.
    »Wo haben Sie Ihr Nugget eigentlich gefunden?«, fragte ich, weil mir
sonst nichts einfiel.
    »Flussaufwärts«, erwiderte Coyle rasch.
    »Noch weiter flussaufwärts?«
    Er kniff die Augen zusammen und richtete den Blick auf einen Punkt in
mittlerer Entfernung. Dann drehte er sich um und blickte zurück. »Ich weiß es
nicht mehr genau«, sagte er.
    »Das muss ein großer Tag gewesen sein.«
    »Das war es auch.« Aus mir unerfindlichen
Gründen klang seine Antwort gekünstelt.
    »Wie hat sich das angefühlt«, fragte ich, »Gold zu finden?«
    »Ach, das war einfach unglaublich«, erwiderte er. »Ich war stolz wie
Oskar.«
    Mir fiel auf, dass er einen Ehering trug. »Sie haben Familie? Was
denken die darüber?«
    »Sie, ähm … sie freuen sich sehr.«
    »Ich hätte gedacht, dass Sie nach dem Überfall zu Ihrer Frau
zurückkehren.«
    »Nein«, antwortete er bedächtig. »Nein. Ich dachte, ich warte noch ein
bisschen.«
    »Was ist mit Ihren Kindern? Vermissen Sie die nicht?«
    »Natürlich«, sagte er ernsthaft. »Wegen denen bin ich hier. Wenn ich
Gold finde, rechtfertigt das alles.«
    »Aber Sie waren doch offenbar schon ziemlich erfolgreich, oder?«,
bemerkte ich.
    Er warf mir einen Seitenblick zu, dann sah er hastig zu den anderen in
der Nähe. Die meisten waren entweder in ein Gespräch mit ihrem Nachbarn
vertieft oder starrten aufmerksam ins Wasser. »Ja«, sagte Coyle. »Das stimmt.«
Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare.
    Ich blieb stehen und sah ihn zum ersten Mal direkt an. Er hielt meinem
Blick höchstens eine Sekunde stand, dann sah er hinab auf den Fluss.
    »Wo lebt Ihre Familie?«, fragte ich und ging weiter.
    »Newry. Gleich außerhalb von Newry.«
    »Was hat Sie denn so weit hoch in den Norden geführt?«
    »Ich hatte von der Mine gehört. Ich hatte einfach das Gefühl, ich würde
etwas finden, wenn ich herkäme. Das wollte ich schon immer, wissen Sie. Eins
mit der Natur sein. Mit bloßen Händen ein Vermögen machen.«
    »Was haben Sie gemacht? Bevor Sie herkamen?«
    »Sollte ich meinen

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