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Blutheide

Blutheide

Titel: Blutheide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K.Hanke und C. Kröger
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Mindestens einer dieser Typen hatte immer einen Freund in der Kfz-Zulassungsstelle. Vereinzelt hatten die Knilche nahe seiner Parzelle versucht, ihn in ein Gespräch zu verwickeln, um etwas über ihn herauszubekommen. Dabei hatten sie jedoch nicht damit gerechnet, dass er ein Meister der Rhetorik war: Über kurz oder lang war er der Frager und fand auf diese Weise die Vorlieben, Eigenarten und vor allem den Rhythmus der anderen heraus, in dem sie ihre Lauben in der Regel besuchten. Danach richtete er dann wiederum seine seltenen Besuche. Gestern allerdings war er in eine Ausnahmesituation geraten, hatte sich nicht an die üblichen Zeiten halten können, von denen er wusste, dass er niemandem begegnen würde. Doch da es unter der Woche und außerdem noch zur Mittagszeit gewesen war, hatte er Glück gehabt. Ein Grund mehr für ihn, davon auszugehen, dass er ein Liebling des Schicksals war, und ihm nichts und niemand etwas anhaben konnte. Dennoch wusste er, dass er in seiner Vorsicht nicht nachlassen durfte. Denn dann, auch das wusste er, würde er sein gut meinendes Schicksal nur unnötig herausfordern.

    Endlich war er angekommen. Sich unauffällig umschauend, öffnete er die Pforte zu seiner Parzelle und ging durch das kleine Gärtchen. Es war bei Weitem nicht so perfekt und spießig gepflegt, wie die meisten der Nachbargrundstücke, doch gerade eben ausreichend, dass niemand Grund hatte, sich zu beschweren. Die Tür zu seinem Gartenhäuschen war durch ein Sicherheitsschloss gesichert. Bevor er es aufschloss, lauschte er. Zu seiner Genugtuung vernahm er keinen Laut, bis auf das nervende Geschilpe der Singvögel in den Bäumen. Leider waren die Krähen, die der Kolonie ihren Namen eingebracht hatten, wohl nur ein Hirngespinst der Kleingartengründer gewesen.
17.21 Uhr
    Ben stand mit Juliane in der Küche. Er hatte sie beruhigen oder trösten wollen, dann jedoch schnell festgestellt, dass das nicht nötig war. Eigentlich hätte ihm das klar sein müssen. Ben kannte kaum eine Frau, die so tough war wie Juliane. Bei dem, was sie damals hatte durchmachen müssen, hätte so manch einer den Spaß am Leben verloren und wäre verbittert geworden, doch Juliane hatte sich durchgebissen. Fast allein und doch wieder nicht, denn sie und Leonie waren ein eingeschworenes Team. Umso schwerer fiel es Ben, dass er mit seinen Neuigkeiten Unruhe in diese kleine wunderbare Familie bringen würde. Aber er konnte es nicht mehr viel länger verschweigen. Julie musste Bescheid wissen, und zwar so schnell wie möglich. Ben hatte diesen Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, als Katharina die kleine Küche in Julies Wohnung betrat. Noch so eine starke Frau, die nicht an ihrer Vergangenheit zerbrochen war … Im Moment sah sie allerdings ziemlich verunsichert aus.
    »Katharina, gibt es Neuigkeiten?«, fragte Ben die Kollegin erwartungsvoll.
    »Ja, ich fürchte schon.« Katharina vermied es, Ben direkt in die Augen zu sehen, als sie ihm mitteilte: »Ich habe gerade eine Information bekommen. Ich glaube, wir haben Lauras Ranzen gefunden. Und darin steckt ein …« Katharina schluckte trocken, bevor sie weitersprechen konnte. »Darin steckt ein handgeschriebener Auszug aus einem Gedicht oder so was Ähnlichem.«
    Ben sah Katharina fassungslos an. Das durfte nicht wahr sein! Ein verschwundenes Kind war an sich schon furchtbar, eines, das er kannte obendrein. Aber dass Lauras Verschwinden in Zusammenhang mit diesem irren Serientäter stehen sollte, wollte er nicht glauben. Ben wusste, dass dieser Mann bisher keines seiner Opfer am Leben gelassen hatte. Einem kleinen Mädchen wie Laura war er um ein Vielfaches überlegen, und sie würde keine Chance haben, ihm zu entkommen, wenn er wirklich vorhatte, sie zu töten, so wie die anderen zuvor.
    »Aber woher hast du die Information, und wer hat überhaupt den Ranzen gefunden? Wir haben doch noch gar keine Suchaktion gestartet?« Ben sah Katharina fragend an.
    »Dein Bruder hat den Ranzen – aber er hat ihn nicht gefunden. Lauras Ranzen wurde ihm persönlich zugestellt. Von wem, weiß er nicht.« Katharina hatte die Worte ziemlich leise ausgesprochen, doch Ben hatte sie genau verstanden. Was hatte sein Bruder mit der Geschichte zu tun? Und selbst wenn es stimmte, was Katharina gerade gesagt hatte – wieso wusste sie davon? Hatte Bene auf der Dienststelle angerufen? Er wollte das gerade genauer hinterfragen, als ihm klar wurde, dass die ganze Situation jetzt noch viel mehr aus dem Ruder gelaufen war als bis

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