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Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Titel: Blutherz - Wallner, M: Blutherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wallner
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kritisch blieb. Abends machte sie einen Spaziergang, aß einen Hamburger, borgte sich eine DVD aus und schlief dabei ein. Als vier Tage vergangen waren und Teddie sich nicht gemeldet hatte, sank Sams Hoffnung ins Bodenlose. Der vierte Abend brach an. Die Vorstellung, wieder bloß in ihr muffiges Zimmer hinunterzusteigen, war unerträglich für sie. Ohne sich umzuziehen, lief Sam nach Dienstschluss in den nieseligen Oktoberabend hinaus. Sie stand auf der Fulham Road, als plötzlich ihr Telefon klingelte. Sam lief in den nächsten Hauseingang und presste das Handy ans Ohr.
    »Wie schnell können wir uns sehen?«, fragte eine männliche Stimme.
    Sie brauchte nicht nachzufragen, wer am anderen Ende war. »Hallo Teddie.« Sie bemühte sich, lässig zu klingen. »Du meinst heute Abend?«
    »Ich meine jetzt gleich. Ich hole dich ab.«
    »Abholen?« Sie dachte an die elegante Limousine und an ihre unpassende Aufmachung: Sie hatte bloß eine Jacke über die Schwesterntracht geworfen. »Gut, sagen wir in einer Stunde.«
    »Sagen wir in fünf Minuten.«
    »In fünf … wieso? Wo bist du denn?«
    »Näher, als du glaubst.«
    Unwillkürlich sah sie sich um, ob sie irgendwo den Straßenkreuzer entdeckte.
    »Komm auf das Dach der Klinik. Es ist eine Überraschung.«
    »Aufs Dach? Erklär mir doch …«
»Hast du jemals gehört, dass man eine Überraschung erklärt?«
    »Na schön.« Sie lächelte. »Aber ich muss mich noch umziehen.«
    »Unsinn. In fünf Minuten. Ich freue mich.« Er legte auf. In Rekordzeit hastete Sam zum Haupteingang zurück und widerstand dem Impuls, doch etwas anderes anzuziehen, denn nach den Tagen des Wartens wollte sie die unverhoffte Gelegenheit nicht aufs Spiel setzen.
    »Wie komme ich am schnellsten aufs Dach?«, fragte sie den Angestellten an der Information. Er musterte sie erstaunt, erklärte ihr aber schließlich, welchen Fahrstuhl sie nehmen sollte. Sam stieg ein. Während die gläserne Kabine sie nach oben trug, sah sie das gewaltige Innenleben des Gebäudes an sich vorbeiziehen. Im obersten Stock rannte sie durch einen Korridor und entdeckte den Wegweiser zum Helikopter-Landeplatz. Sam hatte mehrmals beobachtet, wie Notfallpatienten per Hubschrauber ins Krankenhaus gebracht worden waren. Als sie aber die Metalltür öffnete, staunte sie nicht schlecht. Vor ihr, inmitten der roten Landemarkierung, parkte ein schwarzer Helikopter mit kreisenden Rotoren. An der Seite trug er ein goldenes Logo, das Sam sofort wiedererkannte: das geschwungene K aus ihrem Traum. K für Kóranyi. Die seitliche Luke glitt auf, eine Hand streckte sich ihr entgegen. Sam rannte unter den Rotorblättern hindurch, nahm die Hand und kletterte ins Innere des libellenartigen Flugzeugs. Teddie saß hinter dem Piloten, er hatte einen Kopfhörer auf. Er bot ihr den Platz neben sich an und gab auch ihr ein Headset. Im Augenblick, als Sam sich anschnallte, erhob sich der Helikopter schon in die Lüfte.
    »Lehn dich zurück und genieße.« Teddies Stimme kam klar und deutlich aus dem Kopfhörer. »Wie schön, dass du noch
nichts vorhattest.« Taddeusz tippte auf den kleinen Bügel vor seinem Mund.
    »Ja, nein, ich hatte …«, antwortete Sam ins Mikrofon. Mehr sagte sie nicht, denn die Aussicht machte sie sprachlos. Natürlich war sie im Leben schon ein paarmal geflogen, aber jedes Mal in einem vollgepfropften Touristenflieger, wo man wie Herdenvieh rein- und rausgetrieben wurde, keinen Platz für die Beine hatte und fast keine Aussicht. Nun aber schwebte Sam in dem rundum durchsichtigen Gehäuse nach oben, der Koloss des Krankenhauses wurde kleiner, daneben wirkte die stark befahrene Fulham Road wie ein Band aus weißen und roten Punkten.
    »Wohin fliegen wir?«
    »Ich dachte, es macht dir Freude, mal zu sehen, in welch einer großartigen Stadt du lebst.«
    Er hat überlegt, was mir Freude macht, wiederholte sie im Geist. Er hat gespürt, dass ich mich im Krankenhaus, in meinem Kellerverlies nicht wohlfühlte, und hat mich auf wunderbare Weise aus all dem herausgeholt. Er lässt mich fliegen!
    Der Pilot zog eine große Schleife, sie schwebten über den Richmond Park, der wie ein dunkler See inmitten des städtischen Geglitzers wirkte. Trotz des Dröhnens wurde sich Sam des Schweigens bewusst und spürte, wie Teddie sie beobachtete.
    »Dass du sogar einen Hubschrauber besitzt, wusste ich nicht.«
    » Einen Hubschrauber? Ich bin im Transport-Business. Wir haben eine ganze Helikopterstaffel.«
    »Und was transportiert ihr damit?«
    »Das

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