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Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Titel: Blutherz - Wallner, M: Blutherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wallner
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auf seinen eigenen Bruder! »Ich weiß nicht, was dich das angeht.«
    »Samantha! Mein Bruder ist … ist nicht von dieser Welt«, flüsterte er. »Er ist anders! Es ist nicht seine Schuld, er wurde schon so geboren. Aber wenn du nicht auch … anders werden willst, musst du dich von ihm fernhalten!«
    »Hör mal zu, Mister Kóranyi junior«, antwortete sie klar und deutlich. »Dein Bruder ist schwer in Ordnung! Wenn hier einer nicht von dieser Welt ist, dann du. Fällst alle Augenblicke in Ohnmacht, kriegst Transfusionen, redest wirres Zeug. Du solltest mal wieder kräftig essen, dann geht’s dir gleich besser!«
    »Ich kann aber nichts ESSEN!«, rief der Liegende voll Verzweiflung. »Ich wollte, ich könnte es!«
    »Das sagen alle Magersüchtigen«, erwiderte sie ungerührt.
    »Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als morgens aufzustehen, kräftig zu frühstücken und in die Sonne hinauszugehen! Ich möchte die Sonne anschauen, ihren wärmenden Glanz spüren,
möchte in ihr Licht blinzeln, und endlich einmal möchte ich ein Sonnenbad nehmen!«
    »Und warum tust du’s nicht?«
    »Weil es mich umbringt!«
    »Ach, jetzt bist du nicht bloß anämisch, sondern hast auch noch eine Sonnenallergie?«, fragte sie verständnislos.
    Das brachte ihn seltsamerweise zum Lachen. »So könnte man es tatsächlich nennen! Ich leide unter einer Sonnenallergie der übelsten Sorte!«
    Sam hatte allmählich genug. Teddies Bruder schien nur aus Krankheiten zu bestehen. »Man braucht kein Arzt zu sein, um dir zu sagen, was dir fehlt. Du solltest mehr an die frische Luft gehen und dich anständig ernähren. Alles andere klärt sich von selbst.«
    Darauf wurde er todernst. »Ich will mich aber um keinen Preis so ernähren, wie es meiner Rasse vorbestimmt ist. Lieber gehe ich zugrunde.«
    »Ach, und welche Rasse ist das? Die der verweichlichten Jungs aus reichem Haus?«
    Richard missachtete seinen geschwächten Zustand, kam auf die Knie und zog sich mühevoll an der Säule hoch. Erst als er stand, sprach er weiter. »Du kannst dich über mich lustig machen, du kannst mich meinetwegen verachten. Trotzdem werde ich auch weiterhin alles tun, um dich vor dem Untergang zu beschützen. Denn wenn ich es nicht tue, bin ich selbst verloren.«
    Sie war durch seine Worte so überrascht, dass sie schweigend weiter zuhörte.
    »Ich liebe das Licht des Tages, auch wenn es mich umbringt. Ich werde weiterhin für das Lichte und Schöne kämpfen, selbst wenn es ein Kampf ist, den einer wie ich nie bestehen kann.«

    »Einer wie du …? Was meinst du damit?« Seine plötzliche Ruhe und Entschlossenheit machten Eindruck auf Sam.
    »Ich bin bloß ein unterernährter Vampir«, antwortete er. »Der unglücklichste Vampir auf der ganzen Welt. Nur in der Düsternis darf ich leben und dabei liebe ich die Sonne so sehr. Nur vom Blut anderer kann ich mich ernähren und bringe es nicht über mich, deshalb zum Mörder zu werden. Ich bin gekommen, dich vor diesem Schicksal zu bewahren, aber du glaubst mir nicht. Darum habe ich hier nichts mehr verloren.«
    Er machte ein paar schwankende Schritte Richtung Ausgang und drehte sich noch einmal um. »Wenn du Taddeusz von meinem Besuch erzählst, ist es um uns beide geschehen.«
    Richard zog den Mantel um seine Brust. Unter dem prüfenden Blick des Pförters erreichte er die Automatiktür und entschwand in die Nacht. Er ließ ein verstörtes Mädchen zurück, das in diesem Moment meinte, die ganze Welt nicht mehr zu verstehen.

13
    S am sah sich mit einem dunklen Mann in fliegendem Man tel über eine Anhöhe sprengen. Sprengen? Selbst im Traum wunderte sie sich über den seltsamen Ausdruck. Aber sie brauchte ja bloß nach vorne zu gucken, wo der schweißglänzende Pferdekopf in rasendem Lauf vor und zurück schnellte. Die reitende Samantha hielt ein Paar Zügel in der Hand, und das Pferd tat tatsächlich das, was sie wollte. Zwar hatte sie in ihrem Leben schon ein paarmal auf schottischen Highland-Ponys gesessen, aber das waren freundliche kleine Pferde gewesen, kein wildes rabenschwarzes Biest, von dem sie sich jetzt durch die Nacht tragen ließ. Welche Nacht? Wo befand sie sich überhaupt? Ein voller Mond stand über unbekannten Bergkämmen und Hügelsilhouetten; dort erkannte sie düstere majestätische Wälder, wie sie im sanften England nicht vorkamen. Alles schien größer, auch karger und urwüchsiger: Nein, mit der kleinen satten Welt Großbritanniens hatte diese Umgebung nichts zu tun.
    Sam konnte ihre Augen nicht

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