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Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Titel: Blutherz - Wallner, M: Blutherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wallner
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länger auf die Landschaft richten, denn der Reiter vor ihr legte ein Tempo vor, dass sie aufpassen musste, im Sattel zu bleiben. Mit unbekanntem Ziel ging es den Pfad an einer Bergflanke entlang. Sie wollte wissen, wer sich hinter dem wehenden Mantel verbarg; Sam spornte ihr Pferd an und holte auf. Ein großer Bursche war dieser Reiter, ein Hut verbarg sein Haar. Ihr Blick fiel auf das Sattelzeug, silbern blitzten die Schnallen der Steigbügel; an der Seite der ledernen Lasche entdeckte sie das geschwungene K der Kóranyis. Ihr Herz machte einen kleinen Sprung. Ich bin mit Teddie unterwegs! Mein geliebter Taddeusz reitet mir in einem unbekannten Land voraus. Und warum folge ich
ihm? Na, was für eine Frage, dachte Sam: Ich folge ihm, weil wir beide zusammen sind. Wir sind in unseren Flitterwochen, in einer zauberhaften Landschaft, offenbar haben wir uns für einen Reiturlaub entschieden. So ist es, so muss es sein! Ach, wenn es doch wirklich so wäre!
     
    Mit diesem Wunsch erwachte sie. Immer noch lag Sam in ihrem stickigen unterirdischen Zimmer, wieder einmal allein.
    Nach Richards unerwarteter Offenbarung hatte sie sich verwirrt und verängstigt in ihr kleines Zimmer zurückgezogen, war zu Bett gegangen und hatte an die Decke gestarrt. Nach einigem Grübeln war sie zu dem Schluss gelangt, dass irgendeine ihrer Bemerkungen Richard so verletzt haben musste, dass er eine derart aberwitzige Geschichte erfunden hatte. Er liebte das Sonnenlicht, auch wenn es ihn umbrachte! Er wollte für das Schöne und Lichte kämpfen! Der Junge redet in einem Ton, als ob wir im Mittelalter leben, dachte sie, wo furchtlose Ritter mit grauenhaften Kreaturen kämpfen. Was ist denn das Schöne? Dass ich gesund bin und in London lebe, einen anständigen Job habe und jetzt auch noch verliebt bin – das ist schön! Um das zu begreifen, brauche ich keinen Richard Kóranyi, der auf seinen Bruder eifersüchtig ist und sich aus unerfindlichen Gründen als Vampir bezeichnet. Wir haben uns in einem hypermodernen Krankenhaus getroffen, aber der Spinner behauptet, ein Blutsauger alten Schlages zu sein.
    Das Blut ist nicht geheimnisvoll , fiel ihr ein Vortrag Sir Kennocks ein, an dem die Lernschwestern hatten teilnehmen dürfen. Alle Geheimnisse des Blutes sind durch die Wissenschaft gelüftet. Das Blut ist der Träger der Substanzen, die den Körper am Leben erhalten, nicht mehr und nicht weniger. Wenn Sie also jemanden vom Mysterium des Blutes faseln hören, richten Sie ihm aus, er ist ein romantischer Schwätzer. So weit
Sir Kennock und der musste es wissen. Täglich zapfte er Blut ab, analysierte die Bluttypen und benutzte sie, um fremdes Gewebe in andere Körper zu verpflanzen. DAS tut man heutzutage mit Blut, dachte Samantha. Vor blutrünstigen Vampirgeschichten gruselt sich niemand mehr!
    »Der Junge spinnt«, sagte sie in ihr stilles Zimmer. Die Kóranyis hatten also einen verrückten Sohn, das kam bei alten Familien schon mal vor. Bestimmt wussten Teddie und sein Vater, wie es um Richard stand, und taten alles, um ihm zu helfen. Sam beschloss, Teddie nichts von Richards Besuch zu erzählen und das Thema nur anzusprechen, wenn Taddeusz von selbst darauf kam.

    Am Abend des kommenden Tages fühlte Samantha sich nicht recht wohl. Ihr Bauch murrte; die nächtlichen Ereignisse waren ihr wohl auf den Magen geschlagen. Als sie in der Cafeteria einen Bagel mit fettem Cream Cheese aß, wurde ihr übel, und sie musste das Brötchen wieder erbrechen. Sie putzte die Zähne, wusch das Gesicht und kam in die Cafeteria zurück. Dort erwartete sie Taddeusz, wie immer in Schwarz, mit einer blutroten Rose in der Hand.
    »Ich hatte Sehnsucht nach dir«, sagte er, ohne sich um das Getuschel der anderen Krankenschwestern zu kümmern. Stolz nahm Sam die Rose entgegen. Es war nicht sein einziges Geschenk, er überreichte ihr außerdem eine kleine Schatulle, in der ein violettes Fläschchen lag. Es hatte die Form eines Parfumflakons.
    »Ich mache mir Sorgen, weil deine Arbeit so kräfteraubend ist«, sagte er. »Du siehst blass aus.«
    »Wahrscheinlich habe ich mir den Magen verdorben. Was ist da drin?«

    »Das Elixier der Bariactar-Kirsche. « Taddeusz hielt den Flakon gegen das Licht. »Sie ist sehr selten, das Elixier ist äußerst kostbar.«
    » Bariactar? Habe ich noch nie gehört.« Sam starrte die violette Flüssigkeit an, die sich träge bewegte.
    »Das Elixier wird dir Kraft geben.«
    »Mir geht es gut, wirklich.« Sie machte eine wegwerfende Geste,

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