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Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Titel: Blutherz - Wallner, M: Blutherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wallner
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konservierten Herzen nach London zurück.«
    »Und das bedeutet …?«
    »Dass wir deinen Chef schon viele Male geflogen haben«, lächelte Teddie.
    »Sir Kennock?« Sie kam aus dem Staunen nicht heraus.
    »Nicht nur ihn. Wenn eine Leber, eine Lunge, eine Bauchspeicheldrüse transportiert werden müssen, fliegen wir sie zu ihrem Bestimmungsort.« Er fasste Sam scharf ins Auge. »Selbstverständlich auch Nieren.«
    Endlich verstand sie, worauf er hinauswollte. »Ihr könntet eine Niere für Andrew besorgen?« Plötzlich schüttelte sie den Kopf. »Nein, das geht nicht.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil diese Kommission … wie heißt sie noch? Sie überwacht, dass Spenderorgane nach einer strengen Regulierung vergeben werden.«
    »UK-Transplant«, sagte er mit ernster Miene. »Ja, die Regeln sind streng und das ist auch gut so.« Sein Gesicht bekam einen verschmitzten Ausdruck. »Andererseits willst du doch, dass dein kleiner Freund eine neue Lebenschance bekommt.«
    »Natürlich, aber bedeutet das …?« Hilfe suchend sah sie ihn an. »Es heißt, durch illegalen Organhandel passieren schlimme Dinge. Arme Leute lassen sich für Geld eine Niere herausschneiden und sterben manchmal an den Folgen des Eingriffs.«
    »So etwas kommt vor, aber mit uns hat das nichts zu tun.« Vertraulich zog er sie an sich. »Wenn irgendwo ein wichtiger Politiker dringend ein Spenderorgan braucht, glaubst du, da wird erst lange bei UK-Transplant nachgefragt? Da checken
sie den Computer und lassen das gewünschte Organ einfliegen. Manche Patienten werden eben bevorzugt.«
    Sam war irritiert, ihn so knallhart reden zu hören. Gleichzeitig ärgerte sie sich über ihre dumme kleine Moral. Schenkte ihr Teddie nicht schon wieder einen Beweis seiner Liebe? Für einen Jungen, den er nicht einmal kannte, wollte er so etwas Großartiges tun.
    »Möchtest du Andrew sehen?«, fragte sie daher.
    »Ein andermal gerne. Jetzt habe ich leider keine Zeit.«
    »Schade. Weshalb bist du eigentlich gekommen?«
    »Ich wollte dich sehen, mein Schatz.« Er wandte sich zum Ausgang. »Außerdem soll ich dich fragen, ob du Gemälde magst.«
    »Ja schon … Jeder mag doch Bilder.« Sie musste laufen, um mit ihm Schritt zu halten. »Von wem sollst du mich das fragen?«
    »Mein Vater scheint einen Narren an dir gefressen zu haben. Er würde sich freuen, wenn wir gemeinsam zur Vernissage kommen.«
    »Welche Vernissage?«
    »Ich verstehe nicht viel davon, aber der gute Mr Lockool ist ein leidenschaftlicher Kunstsammler.« Teddie näherte sich der Spiegelsäule, die der Eingangshalle ihren optischen Reiz verlieh. »Hättest du übermorgen Zeit? Vater würde sich freuen.«
    »Ob ich Zeit …?«
    Warum sprach Samantha nicht weiter? Wieso blieb sie ste – hen und starrte ihren Freund, dem sie gerade einen Abschiedskuss geben wollte, an, als habe er sich in ein Gespenst verwandelt?
    Die Spiegelsäule des Chelsea and Westminster war ein besonderer architektonischer Gag. Sie begann im Erdgeschoss und zog sich durch alle Stockwerke nach oben. Es wirkte, als
durchstoße sie das durchsichtige Kunststoffdach und wuchs in den Himmel. Teddie ging dicht vor der Säule vorbei. Aber sosehr Sam ihre Augen auch anstrengte, sie konnte sein Spiegelbild darin nicht entdecken. Der dunkel gekleidete junge Mann erzeugte keine Reflexion. Er setzte seine Schritte genau vor dem Glas, aber der Spiegel dahinter blieb leer! Er schien es so eilig zu haben, dass er Sams namenloses Staunen nicht bemerkte. Schon war er an der Säule vorüber und erreichte die Automatiktür, die vor ihm auseinanderglitt.
    »Dann sehen wir uns also übermorgen um neun.« Er nannte ihr eine Adresse in Soho.
    Sam bewahrte so weit die Fassung, dass sie seinen gewinkten Gruß erwiderte. Sie sah zu, wie er zur Limousine lief, deren Tür sich wie von Geisterhand öffnete.

14
    W arum hast du das bloß nicht früher gemacht! Sam raufte sich das Haar, in ihrem Kopf raste, schrie, brummte es. Sie saß vor dem Computer in Tante Margrets Büro und ließ die Suchmaschine für sich arbeiten. Zuerst hatte sie den Namen Kóranyi eingegeben und erfahren, dass Teddie die Wahrheit gesagt hatte: Seine Familie betätigte sich als Transportunternehmen für den National Health Service . Darüber hinaus wurden die Kóranyis als einflussreiche Mitglieder der Londoner Gesellschaft geschildert, sie waren an Wohltätigkeitseinrichtungen beteiligt, hatten die Schirmherrschaft über einen Motorradclub, förderten das Londoner Opernleben und waren mit

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