Blutholz: Historischer Roman (German Edition)
sind?«
»Das kommt drauf an, ob der Koch ihnen regelmäßig das Keuschlammkräutchen in die Suppe mischt, mein Schatz«, brummte Bernward und streichelte Barbara in den Hüften. »Wenn er’s nicht tut, musst du deine Phantasie befragen.«
»Und die Nonnen, was machen die«, hauchte sie und drückte sich eng an ihn. »Glaubst du, dass sie das Gleiche tun wie die Mönche?«
»Das weißt du viel besser«, raunte er ihr ins Ohr und drückte sie heftig an sich. »Wenn’s kein Nonnenkräutlein gibt …, aber was würden wohl Bruder Küfermeister und Schwester Kellermeisterin anstellen, wenn ….«
»… sie sich jetzt hier einen guten Tropfen aussuchen müssten? Meinst du dies?«, stöhnte sie leise, weil Bernward begann, sie auf seiner Hüfte zu wiegen. »Soll ich dir die Schwester Kellermeisterin vorspielen?«
»Aber nur wenn ich dabei die Rolle des Bruder Küfermeister bekomme«, flüsterte er und raffte langsam Barbaras Rock.
»Mit Vergnügen, mon cher . Dann beginnen wir gleich mit dem ersten Akt, oui ?« Bernward seufzte tief auf, als Barbara vor ihm auf die Knie glitt. Beide spielten sie ihre Rollen mit Hingabe und soufflierten einander geschickt. Erst nachdem der Vorhang endgültig gefallen war, fanden sie den Weg zurück in die Stube. Mit gerötetem Gesicht, bepackt mit Weinflaschen und einem sternenförmigen Leuchten in den Augen. Mit freudigem Gelärme wurden sie in Empfang genommen. Fast niemand hatte bemerkt, dass sie überhaupt weg gewesen waren. Nur die leeren Flaschen erinnerten den einen oder anderen daran, dass irgend etwas fehlte.
»Schau sie dir an, mein Täubchen«, sagte der schlitzohrige Johann Litschgi aus Breisach, mit sechsundsechzig Jahren der Älteste von Barbaras Gästen. Berühmt-berüchtigt als Trümmerhändler, der ein halbes Jahr vor der französischen Besetzung Breisachs das Geschäft seines Lebens gemacht hatte. Von den Österreichern hatte er Holzwerke und Ziegel der entfesteten Stadt für einen Spottpreis aufgekauft und nach Abzug der Franzosen, als es allerorten an Baumaterial fehlte, für teures Geld weiterverkauft. Ein Kriegsgewinnler, den Cees für dieses Husarenstück immer beneidet hatte. Ein Drittel aller Bestellungen entfielen auf ihn, denn sein »Täubchen«, eine vierzig Jahre jüngere Freiburger Schönheit, trank mindestens so gerne Champagner wie Barbara.
»Schau dir unsere Gastgeberin an. Mit Schweißperlen auf der Stirn und Flecken am Hals, weil sie immerzu Weinflaschen heranschleppen muss. Da siehst du, wie gut du’s bei mir hast. Du geniesst, ich bezahl’ und sie arbeitet.«
»Und ich, Joschilein, mach dir’s schön, ertrag’ deine Launen und sorge bei Madame van Bergen für Umsatz«, entgegnete die Schöne in einem derart säuselnd-freundlichen Ton, dass die Ironie unverkennbar war.
»Hört Euch das an, Bernward«, sagte Johann Litschgi gönnerhaft. »Haben wir einmal eine Kaiserin, werden die Mamsell’n gleich kiebig.«
»Ich bin entsetzt!«, platzte Barbara dazwischen. Sagte es für die anderen aber in einem so angestrengten Ton, dass alle glaubten, sie meine den festsitzenden Korken, mit dem sie sich gerade herumplagte. Doch weder Johann Litschgi noch Bernward kamen auf die Idee, ihr zu helfen.
Bernward entgegnete dafür: »Ihr meint, weil der Maria Theresia ein Preuße auf die Backe geschlagen hat, und sie, statt die andere hinzuhalten, ihm kräftig Paroli geboten hat, wäre es bald aus mit uns Mannsbildern?«
Johann Litschgi schüttelte sich und machte ein ärgerliches Gesicht. »Ihr Juristen! Müsst ihr einem immer den Spaß verderben? Kein Ja, kein Nein, aber dafür geschachtelte Antworten. Denkt man übers Ende nach, hat man den Anfang vergessen, begreift man den Anfang, ist man vom Ende verwirrt.«
»Tut mir leid«, antwortete Bernward humorig und schaute geduldig zu, wie Barbara mit hochrotem Kopf den Korken aus der Flasche zog. »Jeder redet so, wie’s fürs Geschäft am besten ist. Und bei uns Juristen heißt dies, deutliche Antworten ruinieren dich, geschachtelte dagegen rentieren sich. Auf unser Wohl!«
»Auf das Wohl unserer Gastgeberin«, erwiderte trotzig Johann Litschgi und stürzte sein Glas, das Barbara ihm während des kleinen Disputs als erstem gefüllt hatte, mit einem Zug herunter.
»Und wo bleib ich, Joschilein?«, fragte das Täubchen spitz. »Schließlich ging’s um mich!«
»O mein zartes Turteltäubchen! Weißt du doch, dass ich im Stillen bei jedem Schluck zuerst an dich denke. Zum Wohl, mein Herz!« Johann
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