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Blutholz: Historischer Roman (German Edition)

Blutholz: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Blutholz: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Liebert
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entschieden gehabt …«
    »… im Glauben, dass kein Ritter es je finden würde, oder?«, fragte Barbara dazwischen.
    »Ja, so war’s.« Johanna nickte. »Aber der König war nicht dumm. Weil er sich’s ausmalen hat können, dass seine Prinzessin immer nein gesagt hätt’, ganz gleich welch Blümlein einer von den Rittern ihr bringt, hat er ihr gedroht, sie nach drei Jahren mit dem Eckerichhirten zusammenzutun.«
    »Vor dem ganzen Hof hat er dies verkündet«, nahm Elisa den Faden auf. »Und seiner Tochter damit Angst gemacht, weil der Eckerichhirte nicht nur saumäßig gestunken hat, sondern auch ohne Zähne war und bucklig obendrein. Da hat sie ihm schließlich die Blume verraten, an die sie gedacht hat, und wo sie steht.«
    »Und danach sind die Ritter in die Welt ausgeschwärmt, aber niemand hat der Prinzessin das Blümchen in den Schoß werfen können.« Barbara spülte mit einem großen Schluck den letzten Bissen vom Bratenbrot herunter. Da der Wirt zufällig an ihrem Tisch vorbeikam, bestellte sie noch eine halbe Flasche von dem Ruländer, denn Erzählen und Zuhören machte gleichermaßen durstig.
    »Weil niemand es hat finden können!«, betonte Elisa. »Denn die Ritter konnten auf dem Turnierplatz sich vom Pferd stechen und fechten, waren sonst aber dumm. Keiner hat daran gedacht, dass die Prinzessin noch gar nicht über die Welt g’ritten war und das Blümlein nur eins von den Blumen hat sein können, die der Prinzessin bei ihren Ausritten im Königswald in die Augen g’fallen sind. Nur zwei Brüder eines Köhlers haben dies erraten. Der eine war gut, der andere bös. Immer g’flucht hat der Ältere. Doch klug sind sie beide gewesen. Also haben sie sich aufgemacht, sind kreuz und quer durch den Königswald und haben die schönsten Blumen gepflückt, die im Wald wuchsen.«
    »Aber, Elisa«, mahnte Johanna sie, »dass sie sich vorher getrennt hatten, das darfst nicht vergessen. Gegen Mittag am nächsten Tag wollten sie sich wieder treffen, dort, wo sie beim Abschied losg’wandert sind.«
    »Ja, natürlich. Mir wär’s aber noch eing’fallen.« Elisa hatte, während Johanna redete, ihren Becher geleert und goss nun den Rest der Flasche in ihr Glas.
    »Also, ich war da, wo sie durch den Wald geht, und der böse wie der gute Köhlerbursch hatten dicke Sträuße gepflückt. Am nächsten Morgen fanden beide dann keine schönen Blumen mehr, und die Sträuße vom Vortag waren verwelkt. Der Böse hat geflucht, der Gute dagegen geweint. Und wie er sich einmal auf einen Stein gesetzt hat, da schimmerte vor seinen Tränenaugen eine kleine rote Blume, die aber so schön war, wie er im Königswald noch nie eine gesehen hatte. Und die hat er sich an den Hut gesteckt und ist jubelnd zurück. Am Treffpunkt stand dann ein uralter Rosenstrauch, mit mächtig dickem Holz, aber im Duft herrlich, weil er voller Blüten war, und die Vögel haben himmlisch gesunden. Darunter hat sich der gute Köhlerbursch dann zum Schlafen gelegt. Denn er war vor dem Flucher zurück …«
    »… der dann seinen Bruder rasend vor Neid erschlagen hat, wie er das Blümchen am Hut entdeckt hat«, unterbrach jetzt Barbara. »Weil er natürlich mit nichts in den Händen zurückgekommen war.«
    »Dann kennt Ihr es, das Märchen?« Johanna hob erstaunt die Augenbrauen.
    »Nein, wirklich nicht. Aber nur so macht es Sinn, wenn es einen Fortgang haben soll. Und dazu würde jetzt passen, dass der böse Mörder seinen Bruder unter dem Rosenstrauch begräbt.«
    »Freilich hat’s der Schulbasti so erzählt«, sagte Johanna. »Aber wie’s weitergeht, das erratet Ihr nicht. Denn der fluchige Köhler hat mit dem Blümlein, das genau das gesuchte g’wesen ist, zwar alle Ritter ausgestochen, und die Prinzessin wurde ihm verlobt, aber erst nach einem Jahr sollte die Hochzeit g’feiert werden.«
    »Ja, und jetzt darf ich erzählen«, unterbrach Elisa sie. »Es war nämlich so, dass ein Spielmann am Hochzeitstag durch den Königswald dahergezogen kam und er unter dem uralten Rosenstrauch gerastet hat und auch unter ihm eing’schlafen ist. Da hat er dann bös geträumt: Dass er von den Dornen durchbohrt wird, dass ihn die Rosenäste g’würgt haben und zu einer finsteren Höhle zusammengewachsen sind. Aufg’wacht ist er durch einen Donnerschlag, weil ein G’witter aufzog. Doch der Spielmann war ein ganz furchtloser G’sell, wie’s die Fahrenden halt so sind und hat zum Rosenstrauch gesagt: ‘Du kommst mir g’rad recht. Wenn du mich im Traum spießt,

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