Blutige Fehde: Thriller (German Edition)
sagte Lennon. Nicht lange, nachdem die Wohnung vernagelt worden war, hatte er den Vermieter ausgequetscht, ohne etwas herauszufinden. Er gab dem Jungen eine Visitenkarte.»Wenn jemand vorbeikommt, dort reingeht, irgendetwas mitnimmt, egal was, dann rufen Sie mich an, in Ordnung? Dafür tue ich so, als hätte ich nichts Komisches gerochen, als Sie von oben heruntergekommen sind.«
Der junge Mann lächelte ihn unsicher an und nickte.
»Ich finde selbst hinaus«, sagte Lennon.
15
Die Sache gefiel dem Nomaden nicht. Der Breitschultrige mit dem schmutzigblonden Haar da war eindeutig ein Cop. Der Nomade hatte nicht bemerkt, dass er den Wagen abgestellt hatte, deshalb musste er annehmen, dass der Cop ebenfalls die Wohnung beobachtete. Natürlich war es denkbar, dass der Cop etwas von dem Jungen wollte, der die Tür aufmachte, aber der Nomade wusste, dass es nicht so war. Bauchgefühl.
Mann, das war ein langer Tag gewesen. Nachdem er aus dem Krankenhaus abgehauen war, war er sofort nach Portadown gefahren und hatte dabei mit seinem gesunden Auge immer wieder in den Rückspiegel geschaut. Er überlegte, ob er den Wagen loswerden sollte, aber das Risiko war noch höher als die Möglichkeit, dass sein Nummernschild von der Videoüberwachungsanlage auf dem Parkplatz des Krankenhauses erfasst worden war.
Als er Portadown erreichte, hielt er an der ersten Parklücke, die er finden konnte. Danach ging er zu Fuß weiter, bis er eine Apotheke fand, wo er eine kleine Tube mit einer antibakteriellen Salbe und eine Flasche Wasser kaufte. Das Mädchen hinter der Theke starrte die orangefarbenen Schlieren an, die das Zeug, das der Arzt ihm draufgeschmiert hatte, hinterlassen hatte. Er hielt seine Hand hin, um das Wechselgeld in Empfang zu nehmen. Sie legte es auf die Theke und machte einen Schritt zurück.
Als er wieder beim Wagen war, legte er den Kopf in den Nacken,zog sein Augenlid hoch und goss Wasser hinein. Mein Gott, das lief ja überallhin, aber zu helfen schien es. So gut es ging, trocknete er sein Auge mit dem Ärmel und spritzte einen kleinen Klecks Salbe hinein. Eine halbe Stunde saß er nur blind da, dann machte er sich auf den Weg zur Autobahn. In weniger als vierzig Minuten hatte er Belfast erreicht und sich durch den zähen Verkehr auf der Lisburn Road gekämpft, dann war er rechts in die Eglantine Avenue eingebogen. Er wusste, dass er nach einer Kirche an der Ecke Ausschau halten musste.
Sobald er geparkt hatte, hatte er einen weiteren Tropfen Salbe in sein verletztes Auge geschmiert und gehofft, dass sie dem Brennen und Jucken Abhilfe schaffen würde. Stattdessen hatte er nur geblinzelt und geflucht. Vielleicht war genau in dem Moment ja dieser Cop gekommen. Der Nomade verfluchte sich. Er und der Cop hatten mindestens eine Stunde lang nur ein paar Meter nebeneinander herumgehockt und dieselbe vernagelte Wohnung beobachtet. Der Nomade hatte immer schon auf seine Instinkte gehört, den reptilischen Teil seines Gehirns, und gerade jetzt sagte dieser Instinkt ihm, dass dieser Cop da Ärger bedeutete. Er nahm das Mobiltelefon aus der Tasche, gab das Passwort ein und wählte die einzige gespeicherte Nummer.
»Was ist?«, brüllte Orla O’Kane.
»Wer ist der Cop?«
»Was für ein Cop?«
»Der Cop, der gerade in Marie McKennas Haus gegangen ist. Derselbe Cop, der die letzte Stunde über hier herumgesessen und es beobachtet hat.«
»Meine Güte«, sagte Orla O’Kane.
»Meine Güte, was?«
»Ihr kleines Mädchen. Der Vater ist ein Cop. Ich kann mich nicht mehr an seinen Namen erinnern, aber den finde ich heraus. Wie sieht er aus?«
»Kräftig gebaut und gut in Form«, sagte der Nomade. »Dunkelblondes Haar. Sein Anzug sieht besser aus, als ihn sich ein Cop normalerweise leisten kann, selbst bei der Gefahrenzulage, die sie hier oben kriegen. Vielleicht ist er ja korrupt.«
»Ich schaue mal, was ich herausfinden kann. Übrigens habe ich die Sache mit Ihrem Freund in Monaghan in den Nachrichten gesehen. Schade, die Sache mit der Frau.«
»Ja, schade«, sagte der Nomade.
»Ich nehme mal an, es ging nicht anders.«
»Nein, ging es nicht«, sagte der Nomade.
»Da kann man nichts machen. Was ist mit Quigley?«, frage sie.
»Vielleicht fahre ich später noch bei ihm vorbei.«
»Machen Sie das. Ich brauche Fortschritte, damit …«
»Psst«, zischte der Nomade und brachte Orla zum Schweigen. »Der Cop kommt raus. Vielleicht folge ich ihm und gucke mal, ob ich was rauskriege.«
»Gehen Sie kein Risiko ein«,
Weitere Kostenlose Bücher