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Blutige Spuren

Blutige Spuren

Titel: Blutige Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Liemann
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sind den Rechtsmedizinern bestimmte … Zweifel gekommen. Zuerst stellte man fest, dass der … Vizepräsident der Berliner Polizei einen … ungewöhnlichen Verdauungsapparat gehabt hat…‹ «
    Sie kicherte, riss sich immerhin bald wieder zusammen. » ›Einen … ungewöhnlichen … Verdauungsapparat! Man zeigte sich irritiert über die … Länge … der auf dem Dachboden ausgestellten Darmverschlingungen … Die Vorstellung, es könnte sich um den Verdauungstrakt mehrerer Personen handeln – beispielsweise zusammengenäht –, die wurde rasch aufgegeben.‹ «
    Es war nun still am Tisch. Camille Saint-Saëns war auch schon wieder am Ende.
    » ›Die Zusammengehörigkeit des einen Darms wurde bestätigt. Nichts zusammengefügt. Was zu weiteren Fragen führte, war das, was der Vizepräsident in den Stunden vor seinem Tod konsumiert hatte – die Obduktion bestätigte eine besondere Vorliebe unserer früheren Führungskraft für Obst und … Lachs.‹ «
    Isabel spielte jetzt sich selbst, indem sie mickymausierte: » Das klingt doch gesund. « Lichtenberg kommentierte finster brummend und die Gabel in der Auflaufform ausdrückend: » ›Lachs ist gesund. Jedoch – in Maßen. Bei einer Menge von mehreren Kilo ist der Fisch nicht recht bekömmlich. Und im Übrigen … stelle ich anheim, ob es in unseren Breitengraden zum Brauchtum gehört, den Lachs … roh zu essen.‹ «
    » Roh? « , fragte Korbmann nach. » Da hat einer kiloweise rohen Lachs verdaut? «
    Isabel gebot Lichtenberg zu schweigen, und Korbmanns entgeisterter Blick wich einem Grinsen.
    » ›Soweit es sich rekonstruieren lässt, müssten es etwa dreieinhalb Kilogramm gewesen sein. Dazu … ein Darm von … einer selbst für einen leitenden Polizisten ungewöhnlichen Länge. Um es abzukürzen …‹ « Sie kicherte kurz. » ›Klaus von Haberstein muss ein Bär von einem Mann gewesen sein, ein ganz großes Tier. Jagdgänge in Kanada … dickes Fell … große Schnauze …‹ « Sie schob sich die Gabel zwischen die Lippen und » paffte « genüsslich. » ›Fräulein Dacosta, Sie haben es erraten. Präzise ausgedrückt …‹ « Jetzt stocherte sie in den Essensresten und mampfte schnell auf, was längst kalt sein musste. » ›… präzise gesagt: Wenn der Genanalyse vorausgegriffen werden darf, und unter der Voraussetzung, dass die Aussagen unseres Kollegen in Köln am Telefon zutreffen: Die Darmschlingen auf dem Dachboden des Vizepräsidenten stammen nicht von Klaus von Haberstein, sondern höchstwahrscheinlich …‹ « – die Identität Isabels und Lichtenbergs begann zu verschmelzen – » ›… von einem Bären. Braunbär, Grizzly, da will man sich noch nicht festlegen.‹ «
    Die drei sahen sich an, Isabel grinste erwartungsvoll.
    Korbmann stand auf, nahm Isabels benutztes Geschirr und brachte es hinaus. Als er wieder erschien und Saint-Saëns’ » Danse Macabre « auflegte, hatten Isabel und Sternenberg bislang noch kein Wort gewechselt.
    Unvermittelt schlug Sternenberg jetzt mit der Hand auf den Tisch. » Dieser Angermann! Was für eine Ratte! Das BKA hat das doch gewusst! Die haben doch die Erstuntersuchung gemacht. Die haben das doch sofort gesehen, dass das nicht von einem Menschen sein konnte. Und der Kerl redet uns ein, es wären die Überreste von Habersteins! « Er legte das Gesicht in die Hände, befreite sich aber gleich wieder. » Die haben uns vorgemacht, dass der Vize tot ist, umgebracht. Nee, sogar von einem terroristischen Akt hat er gefaselt. Killing al-Qaida. Und – was für eine Chuzpe! – wir sollen aufpassen, dass keiner drüber berichtet! Was meinte Wolfgang noch? «
    » Nichts « , stellte Isabel fest. » Du kennst ihn. In solchen Momenten enthält er sich der Wertung. «
    » Angermann hat nicht einfach die Presse an der Nase herumgeführt, sondern uns! «
    » Noch einen Wein? « , fragte Korbmann.
    » Jetzt nicht. Mir ist der Appetit vergangen. Aber warte mal … Isabel, was heißt das denn? Haberstein ist nicht da? Vermisst? Seine Frau ist weg und weiß nicht, wo er ist? Das heißt, er wurde vielleicht – entführt? BKA , Entführung, Terroristen? Hat Angermann am Ende etwa recht? «
    Sternenberg konnte es sich nicht verkneifen, er musste an der spannendsten Stelle des Gesprächs den Raum verlassen. Im Bad registrierte er, wie angenehm es doch war, in einer normal sauberen Wohnung zu sein. Korbmann hatte einfach andere Prioritäten. Arzt sein. In Katastrophen da sein. Ein Freund sein. Und nicht: das ganze

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