Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutige Spuren

Blutige Spuren

Titel: Blutige Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Liemann
Vom Netzwerk:
eine Vase zu Ende.
    » Ja? «
    » Diese Rechnung – das sind achtzehn Euro für das Frühstück? «
    » Ja. Und für die Übernachtung. «
    Sternenberg starrte auf die Rechnung. » Achtzehn Euro für das Frühstück, den zweiten Kaffee und die Übernachtung? «
    » Und die Taxe « , sagte die Frau.
    Er gab ihr zweiundzwanzig und genoss den Kaffee und den Blick auf das Schauspiel des Waldes.
    Auf der Höhe von Schleitz bekam er einen Anruf. Er schaltete das Handy auf die Freisprechanlage.
    Die dunkle Stimme Julias: » Wo bist du? «
    » Auf der Autobahn nach Berlin. «
    » Das ist gut. «
    » Und du? «
    » Ich war bei dir in der Wohnung, gestern. Du warst unterwegs. Dich erwartet ein Problem. «
    » Was denn? Mach’s nicht spannend. «
    » Ich hab’ bei dir in der Wohnung … getanzt. Mit Kopfhörer auf. Und nackt. Was man so macht, wenn man allein ist und geduscht hat. «
    Er grinste aus dem Fenster. Neben ihm überholte ein knallroter Wagen, die Beifahrerin sah ihn gelangweilt an.
    » Schade « , sagte er. » Warum machst du das, wenn du allein bist? «
    » Die Musik in den Kopfhörern war laut, ich konnte nichts anderes hören. Ich dachte nicht daran, dass außer dir noch jemand einen Wohnungsschlüssel hat. Als ich mich umdrehte, stand da plötzlich deine Tochter vor mir. Anja. «
    Sternenberg versuchte, sich auf den Verkehr auf der Autobahn zu konzentrieren. » Mach dir keine Sorgen, meine Töchter sind aufgeklärt. Die nehmen das nicht wild. «
    Julia schwieg.
    » Okay, was ist das Problem? « , fragte Sternenberg.
    » Sie hat eine Riesenszene gemacht. Nicht mir direkt. Ich glaube, sie ist stinksauer auf dich. Sie hat mich angelächelt, als ich gegangen bin. Aber auf dich muss sie einen enormen Brass haben. Ich habe nicht gewagt, sie zu fragen. Jedenfalls ist sie extra aus Hamburg gekommen. «
    » Weshalb sollte sie sauer sein? Unseretwegen? «
    » Vermutlich. Ich jedenfalls wäre ausgerastet, wenn ich in der Wohnung meines Vaters ein nacktes Mädchen getroffen hätte, das kaum älter ist als ich – und die Geliebte meines Vaters. Allerdings hätte ich ihr die Augen ausgekratzt, nicht ihm. «
    » Was schlägst du vor? «
    » Ich bin ein paar Tage weg, Kai. Ist besser. Du musst das heute noch mit ihr regeln. «
    Kurz darauf kam das zweite Telefonat.
    Erst jetzt fiel ihm wieder ein, dass er zugesagt hatte, an diesem Sonntagabend an einer Fernseh-Talkshow teilzunehmen. Er hoffte, man würde ihn ausladen. Aber es war Barbara.
    Offensichtlich hatten die anderen sie beauftragt, ihm einen Zwischenbericht zu den Ermittlungen zu geben. Sie war nicht sehr präzise, was die Gegenwartsform anging. Wenn er richtig verstand, befanden sich Isabel, Saskia und Tarek in diesem Augenblick noch in den beiden Lofts Sebastian Seesands in Neukölln.
    » Für freiwilligen Dienst gibt es keinen Sonntagszuschlag « , sagte er.
    » Ich werde gleich wieder zu den anderen hineingehen « , sagte Barbara.
    » Gut, also was habt ihr da so Wichtiges gefunden, das euch fesselt, am heiligen Sonntag? «
    » Saskia ist Königin von Schweden geworden. Sie hat eben den Preußen den Krieg erklärt. Und den Russen. «
    » Wie? Seid ihr übergeschnappt? «
    Barbara kicherte. » Nö. Es ist ein sehr interessantes Spiel. Ich war die Kriegskanzlerin Oxenstierna, bis eben. Dann wurde ich abgesetzt. Weil ich zu viele Gefangene habe leben lassen. Das Ganze ist ein Szenario, ein Play … Ich weiß nicht, wie man das genau nennt. «
    » Ein Rollenspiel. «
    » Ja, genau, den Ausdruck habe ich gesucht. Ein Rollenspiel. «
    » Geht’s etwas genauer? «
    » Wir haben ehrlich gesagt den Sinn davon noch nicht gecheckt. In der Wohnung von Herrn Seesand gibt es Kulissen, unter anderem einen Königspalast. Dass es der schwedische Hof ist, scheint ein Zufall zu sein. Wahrscheinlich hatte Herr Seesand dafür das meiste Material. Also, es ist so … Man setzt sich in eine solche Kulisse hinein, es gibt auch Kostüme, außerdem Musikberieselung und Parfums. Dann werden Dias oder Filme dazugeschaltet, mit denen die Wirkung verstärkt wird, dass man in einem Palast sitzt und ein Hofstaat um einen herumschleicht. Es ist wirklich total echt, ich hab’s selbst ausprobiert. ’ne richtig korrekte Sache … «
    » Okay, weiter. «
    » Frau da Costa meinte, also Isabel, dass es um so eine virtuelle Realität geht, was man auch im Computer erzeugen kann, mit Datenhelm. Aber das wirkt künstlich. Das mit den Kulissen ist cooler. Und sie meinte, dass es darum geht, spielerisch

Weitere Kostenlose Bücher