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Blutige Spuren

Blutige Spuren

Titel: Blutige Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Liemann
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Geringste um sich herum mitzubekommen schienen.
    Weniger ruhig verhielt sich der Vorstand der Familie Zilla. Der Mann trug eine Jacke mit Hirschhornknöpfen und war schon deshalb bei Sternenberg unten durch.
    » Auf welcher Rechtsgrundlage schränken Sie meine Grundrechte ein? « , schnaubte er.
    Sternenberg dachte, dass er wohl die Grundrechte seiner ganzen Familie einschränkte. Die Jungen mochten acht und dreizehn sein, die Frau wirkte etwa so alt wie diese beiden Lebensdaten in Multiplikation. Sie blickte streng und war allem Anschein nach Berufsschweigerin.
    » Grundrechte? Keines. Sie sind nicht festgenommen. Allerdings gibt es einen Straftatbestand, der heißt Behinderung der Polizeiarbeit. «
    Der Hirschhornmann lächelte maliziös: » Nein, einen Straftatbestand, der so heißt, gibt es nicht. Wie heißt der denn richtig? «
    » Sie sind Jurist, Herr Zilla? «
    » Doktor … «
    » Sie sind offenkundig Jurist, Herr Doktor Zilla. Was soll ich Ihnen da noch erklären? Für Sie als Experten ist die Sache doch sonnenklar. «
    » Schleimen Sie mich nicht voll, Mann. «
    Die Jungen kicherten, der Jüngere wiederholte den Satz des Vaters und stocherte Pommes Frites auf die Gabel.
    » Ähm … Isabel? Klärst du bitte die Herrschaften über ihre Rechte auf? Dies ist Herr Doktor Zilla. Er ist festgenommen. Ich sag’ der Streife Bescheid. «
    Wieder grinste Zilla sein feistes Lächeln. » Das kommt Sie teuer zu stehen, junger Mann. «
    Sein Jüngster nahm die Szenerie kaum noch richtig wahr, betete freilich wieder den Satz des Vaters nach, versuchte, die Pommes in den Ketchup zu tunken, rutschte aber ab, und die Pommes landeten auf der Tischdecke. Der Junge begann zu heulen.
    Während Sternenberg den Tisch verließ, grimassierte Isabel ihm noch einen fragenden Blick zu. Er grinste und schüttelte leicht den Kopf.
    Hinter sich hörte er noch, wie Isabel sagte: » Mein Vorgesetzter hatte einen schweren Tag … «
    Sternenberg war erleichtert, als er die Geschäftsführerin kommen sah. Sie ließ sich von ihrem Mann instruieren. Ihre Haare waren aufgelöst, und sie nestelte sie so gut es ging zusammen. Schneller als alles andere hatte sie verstanden, dass es darum ging, so wenig Gäste wie möglich zu verärgern oder zu ängstigen.
    Sternenberg sah zu Isabel hinüber, die noch immer mit den Zillas diskutierte. Er bat das Wirtsehepaar, vor allem an die Frau gewandt: » Sagen Sie uns am besten als Erstes, von welchen jetzt anwesenden Gästen Sie definitiv wissen, dass sie am Samstagmittag nicht hier gewesen sind. Diejenigen können dann gehen – notfalls müssen wir sie gemeinsam hinauskomplimentieren. Als Nächstes überlegen Sie, ob es Gäste gibt, die Sie jetzt nicht hier im Raum sehen, von denen Sie aber wissen, dass sie Samstag hier waren! «
    Die Frau dachte nach, und dabei redete sie unaufhörlich, immer mehr ins Fränkische verfallend. Sie konnte sich partout nicht an Gäste erinnern, die am Samstag da gewesen waren, außer an zwei Männer, die jetzt neben der Theke saßen und wegen eines Gesprächs über korrupte Fußball-Schiedsrichter alles um sich herum ausgeblendet hatten.
    Besser war die Ausbeute im ursprünglich anvisierten Ausschlussverfahren. Die Geschäftsführerin sagte, wer von den Anwesenden am Samstagmittag ihrer Erinnerung nach nicht da war, und so bekamen sie vier Tische frei. Drei wurden freiwillig geräumt, darunter der von den Zillas. Die Leute am vierten Tisch schienen zu bedauern, nicht weiter in die interessanten Ermittlungen einbezogen zu werden.
    Sternenberg dachte an das Risiko, der Geschäftsführerin zu vertrauen. Wenn sie mit jemandem gemeinsame Sache machte, ließen sie jetzt Personen laufen, die flüchten könnten. Er gab Saskia ein Zeichen. Sie schaltete sofort und bat diejenigen, die gingen, um ihre Namen. Man wolle ihnen wegen der Umstände eine kleine Entschädigung zukommen lassen und einen Teil der Restaurantrechnung überweisen, log sie. Die Damen und Herren zückten ihre Ausweise, sogar Zilla. In dem Moment war Sternenberg schon klar, dass diese Aktion keinen Sinn machte.
    Er rief Tarek, der die Personalien der einzig verbliebenen Gäste aufnahm: der beiden Männer. Sie waren wie vom Donner gerührt, ließen aber auch den Speichelabstrich und die Fingerabdruck-Prozedur über sich ergehen. Der Wirt tat das Seine, indem er beiden eine weitere Runde Pils ausgab.
    Sternenberg und Saskia setzten sich nun an den Tisch, an dem sie auch am Samstagmittag gegessen hatten. Die Tische

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