Blutige Tränen (German Edition)
Nachwirkungen ihrer Kräutermischung zu kämpfen, und Jessica überlegte, wie sie ihn dafür angemessen entschädigen konnte. Aber ihr fiel schon etwas ein ...
Julian kam taumelnd auf die Beine, klappte den Toilettendeckel mit einem angewiderten Gesichtsausdruck zu und betätigte die Spülung. Mit beiden Händen hielt er sich am Waschbeckenrand fest und betrachtete sein bleiches Gesicht im Spiegel. Dunkle Augenringe, eingefallene Wangen.
Er wusste, was in der letzten Nacht passiert war. Stumm verlangte er nach der Antwort auf die Frage, warum es hatte passieren können .
Die Antwort darauf lag eigentlich auf der Hand, sein jetziger Zustand war Beweis genug – er hatte höchstens vier Gläser Rotwein getrunken.
Julian beobachtete, wie das Gesicht im Spiegel sich veränderte. Die Mundwinkel seines Gegenübers zuckten verräterisch, und schließlich stahl sich ein Lächeln auf seine Lippen. Julian grinste tatsächlich.
Jessica, die kleine Hexe, hatte ihm irgendetwas untergejubelt, um ihn ins Bett zu kriegen. Er fragte sich, ob er wenigstens eine bereits erprobte Mischung erhalten hatte, oder auch noch als Versuchskaninchen hatte herhalten müssen.
Dabei hatten sie doch nur darüber beratschlagen wollen, ob sie Brian nach Schottland folgen sollten oder nicht. Sie musste es von vornherein geplant haben , dachte Julian.
Er drehte den Wasserhahn voll auf und ließ sich das kalte Wasser über den Kopf und die Arme laufen. Er hatte Jessica immer als seine Schwester betrachtet; dass er eines Tages mit ihr im Bett landen würde, damit hatte er nicht gerechnet. Warum hatte sie das gewollt?
Mit einem lauten Prusten kam Julian wieder unter dem Wasserstrahl hervor und trocknete sich nachlässig ab. Seine Augen schienen etwas klarer, wie er befriedigt feststellte.
Er setzte einen düsteren Blick auf und betrat Jessicas Schlafzimmer.
»Du!«
Schuldbewusst sah Jessica auf die weiche, cremefarbene Bettdecke, doch um ihre Lippen spielte ein Lächeln.
»Es tut mir ehrlich leid, dass dir so schlecht ist«, murmelte sie, »Das mache ich wieder gut. Wirklich!«
Julian seufzte und setzte sich in seiner ganzen prächtigen Nacktheit zu ihr aufs Bett. Jessica hatte selten einen Mann erlebt, der so unbefangen war.
»Warum musste es ausgerechnet mit mir sein?« fragte er vorwurfsvoll. »Ich komme mir vor, als hätte ich mit meiner Schwester geschlafen.«
Jessica errötete leicht. Wie sollte sie ihm das nun erklären? – Vorerst gar nicht, entschied sie und lächelte ihn vielsagend an. »Ich entschädige dich dafür – ich versprech’s.«
Abschätzend sah Julian sie an. »Na, da bin ich ja mal gespannt.«
Doch Jessica vertröstete ihn auf den Abend. Sie vermutete, dass Julian den Aktivitäten , die ihn erwarteten, noch nicht wieder gewachsen war.
Sie lächelte anzüglich. »Du kannst mir doch nicht verübeln, dass ich deinen hübschen Körper begehre ...« Ihre Augen durchbohrten ihn fast.
Sie hat Augen wie Alex , dachte Julian nicht zum ersten Mal. Er ließ es zu, dass ihre Hände über seine nackten Oberschenkel wanderten. Mit einem Seufzen legte er sich wieder zu ihr ins Bett. »Ich hätte mich aber gefreut, wenn du mich gefragt hättest, anstatt mich für merkwürdige Experimente zu missbrauchen ...«
Sie legte eine Hand auf seine glatte Brust und spreizte die Finger. »Du hättest nein gesagt, Julian.«
Er runzelte die Stirn. »Jessy... ich habe mich aufgeführt wie ein Tier ... Das ist sonst gar nicht meine Art!«
Jessica lachte leise. »Mir hat es aber gefallen.«
»Ach, so eine bist du also ...« Er stöhnte leise, dann warf er sich mit einem Aufschrei auf sie und kitzelte sie durch, bis sie um Gnade winselte.
Als sie wieder etwas zu Atem gekommen war, fragte sie: »Bleibst du noch? Bitte, Julian. Wir könnten gemütlich zusammen frühstücken und danach ein wenig ausreiten.«
Julian dachte über ihren Vorschlag nach.
»Na los, überleg’ nicht so lange. Wie lange ist es her, dass du auf einem Pferd saßt? - Ewigkeiten, mein Freund. Du hast das Reiten wahrscheinlich schon wieder verlernt.« Als ihr die Zweideutigkeit ihrer Worte aufging, grinste sie ihn an. »Wahrscheinlich wurdest du in letzter Zeit nur noch geritten ...«
Julian verdrehte die Augen, doch auch er musste lachen. »Wie könnte ich einer derart charmanten Einladung widerstehen?«
Alex war eingeschlafen. Sein Wachrhythmus war vollkommen durcheinandergeraten, jetzt, da er am Tage aufbleiben konnte. Raphael lag dicht an ihn gedrängt,
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